Es ist eindeutig das älteste noch existente Bad Vorarlbergs aus der Kaiserzeit. Das Jubiläum des Schwimmbads Felsenau, das am heutigen Samstag sein 120-jähriges Bestehen feiert, wäre zumindest ein feucht-fröhliches Fest wert, doch dem ist leider nicht so. Das traditionsreiche Bad am Eingang des Walgaus zwischen Feldkirch und Frastanz gelegen, ist längst kein Geheimtipp mehr, sondern wird an schönen Tagen sehr stark frequentiert.
Die ersten Initiativen zur Errichtung einer „Schwimmschule“ in Feldkirch datieren zurück auf das Jahr 1872. Es vergingen jedoch über dreißig Jahre, bis Vorarlbergs ältestes öffentliches Schwimmbad in der Felsenau seine Pforten öffnete. Erst um die Jahrhundertwende wurde das Vorhaben konkret. Die Stadtvertretung bildete ein Komitee und prüfte verschiedene Standorte, darunter das Reichenfeld und der Ardetzenberg. Schließlich fiel die Entscheidung zugunsten der Felsenau, nicht zuletzt aufgrund der atemberaubenden Aussicht, die ihr den Beinamen „Riviera des Walgaus“ einbrachte. Ein weiteres Argument war die Bereitschaft der Gemeinde Frastanz, eine Straße zum neuen Bad zu bauen. Dann ging alles sehr schnell: Das Bad wurde nach nur zweieinhalb Monaten Bauzeit am 23. Juli 1903 eröffnet.
© Bandi Koeck
Alte Badeordnungen gewähren uns Einblick in die strengen Sitten jener Zeit. Bis zum Jahr 1938 galten getrennte Öffnungszeiten für Männer und Frauen. Mütter durften ihre Söhne nicht ins Bad begleiten; diese mussten mit ihren Vätern baden. Um dem „moralischen Verfall“ entgegenzuwirken, gab es damals viele skurrile Vorschriften, die heute für ein Schmunzeln sorgen, wenn sie neben der Bademeisterkabine ausgehängt sind. So wurde den Männern nahegelegt, „dass solche mit sogenannter Johannisnase nicht enganliegende Badehosen tragen sollten“. Nach dem Zweiten Weltkrieg war das Bad mehrere Jahre lang den Angehörigen der französischen Besatzungsmacht vorbehalten.
Mit der Eröffnung des Waldbads in Gisingen im Jahr 1955 bekam die Felsenau Konkurrenz. Aufgrund neuer gesetzlicher Regelungen drohte Ende der siebziger Jahre die Schließung. In den Achtzigern und Neunzigern wurden Modernisierungen durchgeführt. 1983 einigten sich Feldkirch und Frastanz auf eine gemeinsame Finanzierung des Bads. Im Jahr 1984 wurde das alte Betonbecken durch einen modernen Pool ersetzt, der Jahr für Jahr händisch in babyblauer Farbe gestrichen wird. Seit 1991 wird das Wasser in der Felsenau umweltfreundlich durch Solarenergie beheizt.
Bademeister Helmut Zelzers Erbe respektive Eigenkonstruktion befindet sich heute noch im Bad. © Bandi Koeck
Die Beliebtheit der Felsenau ist auch auf engagierte und langjährige Bademeister zurückzuführen, wie zum Beispiel Erwin Wehinger aus Gisingen, der von 1988 bis 2014 und somit über ein Vierteljahrhundert lang über das Traditionsbad wachte. Er brachte mit seiner Idee des Vollmondschwimmens, das so großen Anklang fand, dass Besucher aufgrund des Andrangs nicht eingelassen werden konnten, frischen Wind in das Bad. Bis zu 2000 Gäste tummeln sich in lauen Vollmondnächten im Bad. Unvergessen sind „Baywatchheld Erwins“ Auftritte als Tina Turner.
Auch in diesem Jahr lädt das Bad am Dienstag, den 1. August, um 19 Uhr zum Vollmondschwimmen ein. Die Badesaison dauert noch bis zum 10. September, und die Bademeister Hamid Bayat und Michael Maier (im Bild oben mit Pascal Jarc) freuen sich auf zahlreiche Besucher.
Schwimmbad Felsenau:
- Eröffnet am 23. Juli 1903
- Sport- und Schwimmerbecken (Beckengröße 33 x 30 m)
- Schwimmer- und Nichtschwimmerbereich
- Wasseraufheizung durch Solaranlage
- 1-Meter-Sprungbrett
- 5 Massagedüsen
- Schwalldusche
- Kinderbecken mit Rutschelefant
- Schwimmbadkiosk