Sie wollten bewusst Maria aus Magdala nachspüren. Ob das überhaupt geht heute, – außerhalb der Kirche, – innerhalb, – oder ganz am Rande der Kirche? Und doch, es geht! Frauen zeigten es vor in Batschuns: Der jungen Frau aus Migdal (heutiges Magdala) nachgehen, einer schillernden Figur, Projektionsfläche für so vieles. Was sie aber wirklich war – die erste Zeugin der Auferstehung, die erste Verkünderin einer wahren Revolution, die keinen Stein auf dem anderen ließe, wenn man dies ernst nehme, wie die, die glauben oder es versuchen.
Sie hatten heute Zelte aufgestellt. Hier war der Schwerpunkt ihres Zusammenseins, ihres Nach-denkens. Sie wollten offizielle Kirchenräume und jeden Klerikalismus bewusst hinter sich lassen – sich treffen in wie provisorisch errichteten Zelten, symbolisch jederzeit zum Aufbrechen bereit, obwohl sie zuerst ihren Einstieg in der Kapelle des Bildungshauses begannen.
Juliane Troy führte hier behutsam, klar und bestimmt alle Anwesenden näher an die Person Magdalenas heran. Biblische Texte wurden gelesen, doch irgendwie anders und mit traumhaft schöner Musik: Aglaia Poscher-Mika und Ulrike Ebli musizierten dazu. Und für jede wurde sofort spürbar, diese Musik, dieser Gesang, diese Klänge, sie gehen viel tiefer als viele Worte.
Nach diesem Beginn machten sich die Frauen auf den Weg in die vorbereiteten Zelte auf der Wiese im Freien. Auf einfachen Bierbänken nahmen sie Platz. Und hier erzählten Ingrid Mathis, Iris Seewald und Silvia Bosch aus ihrem Leben: Was sie stark gemacht hat, was ihnen gelungen war, was ihnen wichtig geworden ist, wie sie sich jetzt sehen…
Die Zelte boten eine bergende Umgebung für die vertrauten Gespräche. Im Hintergrund war ein wunderschönes Bild der Frau aus Magdala auf einer Staffelei aufgestellt, die Künstlerin selbst,
Judith Eiter Abdouni erläuterte das Bild dieser Maria mit offenem Haar, verboten wie heute im Iran…
Wunderschöne Klänge unterbrachen die einzelnen Reden, bis dann alle Anwesenden auf den Weg geschickt wurden, sich zuerst eine Partnerin suchen mussten, um dann vielleicht Bezug zu nehmen, auf das zuletzt gehörte, und von den eigenen Erfahrungen zu erzählen.
Zurückgekehrt nach einer guten halben Stunde, legte fast jede einen Zweig, einen Ast, eine Blume,
einen Stein, eine Uhr als Symbol auf ein vorbereitetes Tuch und erzählte von ihrem Spaziergang.
So viel Tiefgreifendes, Schönes, Lustiges wie Trauriges wurde gesagt, einander anvertraut.
Und wieder umrundeten Klänge das Gesprochene. Ein Segensgebet, bei denen alle einander Segen
zusprachen, beendete dieses besondere Treffen. „Weite wagen“ so hieß das Thema ihres Zusammen-kommens, sehr gerne nahm jede diese Inhalte mit.
Sandra Friedle war dazu eine umsichtige und zurückhaltende Gastgeberin. Sie lud alle noch zu einem abschließenden Brunch in das nahe Bildungshaus ein.
Ein schönes Fest: nachdenklich, verzaubernd, tiefgehend, dynamisch, leise, kraftvoll, stark, ergreifend, persönlich, ehrlich, mutig, befreiend, lustig, herzlich, freundschaftlich, berührend.
Die aus Magdala wäre gern dabei gewesen. Ein kleines Zeichen, ein großer Anfang…