„Clinch“: Liesl Raff im Kunstraum Remise Bludenz

Installation von Liesl RaffL im Franz Josefs Kai, 2023

Die nächste Ausstellung im Kunstraum Remise in Bludenz ist von der 1979 in Stuttgart geborenen und heute in Wien lebenden und arbeitenden Künstlerin Liesl Raff. Bei den von Raff geschaffenen Objekten und skulpturalen Installationen geht es stets darum, wie sich verschiedene Stoffe zueinander verhalten. Ihre Materialsprache setzt dort an, wo Worte vermeintlich versagen.

„Durch kontinuierliches Experimentieren und eine starke Sensibilität für unterschiedliche Materialien verhandeln ihre Skulpturen die Schönheit und Fragilität des physischen Miteinanders, zeigen sie auf und machen sie erfahrbar,“ heißt es in einer Beschreibung ihres Vorgehens. Raff untersucht, inwieweit Materialien in der Lage sind, Verbindungen einzugehen oder ob sie sich gegenseitig abstoßen. Im übertragenen Sinne haben solche Verhältnisse auch in zwischenmenschlichen Beziehungen Gültigkeit. Darauf spielt Raff bewusst an.

Gerade erst kürzlich war im „Franz Josefs Kai 3 – Raum für zeitgenössische Kunst“ (FJK 3) in Wien unter dem Titel „Liaison“ die erste institutionelle Einzelausstellung von Raff in Österreich zu sehen. Teile davon werden nun in einer neuen Konstellation im Kunstraum Remise in Bludenz zu sehen sein, wie die kuratierende Künstlerin Luka Jana Berchtold erläutert.

Latex, das für Raff aufgrund seiner Anpassungsfähigkeit, Dynamik, Flexibilität und taktilen Eigenschaften als besonders geeignet gilt, um Begegnungszonen zu beschreiben, ist seit Jahren das zentrale Werkmaterial der Künstlerin. Sowohl flüssig als auch gehärtet ist dieses Material extrem „kontaktfreudig“ und wird gleichsam zu einer zweiten Haut.

Mit ihren Latexarbeiten schafft Raff immer wieder auch bühnenartige Settings. Im Kunstraum Remise wird sie – gemäss der kuratierenden Künstlerin Berchtold – an den beiden schmalseitigen Wänden Latexwerke einander gegenüberstellen. Die aus einem Gemisch elastischer Polymere, die aus dem Milchsaft des Kautschukbaumes hergestellt werden, erzeugten skulpturalen Stücke treten gleichsam in einen „clinch“. Daher auch der Ausstellungstitel.

Kunstwerk von Liesl Raff

Raff legt das anschmiegsame Latex wie eine zweite Haut über diverse Trägerstrukturen. In Verbindung mit anderen Materialien wie etwa Bambusrohren, Stahlstangen und Seilen entstehen animistisch anmutende, emotionale Skulpturen. Dabei ergeben sich Nischen, Unterschlüpfe und Schutzzonen, die das Gefühl von Rückzug und Geborgenheit evozieren. Die transluzenten Häute verarbeitet sie in Falten gelegt zu massiv voluminösen Vorhängen oder auf Stahlstangen montiert zu an Transparente oder Schutzschilder erinnernde Objekte.    

Die Auseinandersetzung mit Körpern und Beziehungen und der Bezug zu sozialen und emotionalen Verhältnissen ist ein zentrales Anliegen von Liesl Raff.

Die 43 Jahre alte Künstlerin kann bereits auf eine umfangreiche Ausstellungsbiografie verweisen. So waren ihre Werke beispielsweise in Berlin, Göteborg, Hamburg, Kopenhagen, Leipzig, Lissabon, Los Angeles, Meran, New York, Paris, St. Gallen oder Wien zu sehen. Derzeit unterrichtet sie zudem an der Universität für angewandte Kunst Wien am Institut für Bildende & Mediale Kunst.

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