Nach Jahren des Reisens im Ländle gelandet: Yvonne Ebners Faszination für Schmuck

Yvonne Ebner in der Schmuckwerkstatt

Die gebürtige Norddeutsche Yvonne Ebner, Wahl-Satteinserin und einfache Mutter, hat nach einem unglaublichen Vierteljahrhundert des Reisens im Ländle eine neue Heimat gefunden. Ihre Leidenschaft, selbst Schmuck herzustellen, führt sie in Präzision aus und erzählt im Interview Einzelheiten darüber.

Von Bandi Koeck

Gsi.News: Starten wir mit einem kurzen Streiflicht in Ihre Kindheit und Jugendjahre. Was bleibt bis heute in steter Erinnerung?

Yvonne Ebner: In schöner Erinnerung bleibt mir viel Natürlichkeit und ein wohl behütetes, liebevolles Aufwachsen. Leider musste ich aus verschiedenen Gründen bereits als junges Mädchen selbstständig werden und bin dann mit 17 Jahren eigene Wege gegangen. Unter anderem hat mich auch diese Situation früh zum Reisen inspiriert und gestärkt. Mit 21 Jahren zog es mich dann für immer „hinaus“.

Gsi.News: Sie lebten über 25 Jahre im nahen sowie ferneren Ausland. Woher rührt diese Leidenschaft, in anderen Ländern als im Geburtsland zu wohnen?

Ebner: Bereits meine Oma war oft im Orient reisend. Das fand ich als Kind immer sehr spannend und habe den größten, ungelebten Traum meiner Oma später sogar ausgelebt, alleine im Bus in der Natur am Strand zu leben. Es begann mit 13 Jahren, als ich alleine zu meiner damaligen, französischen Brieffreundin per Zug fuhr. Es folgte eine tiefe Sehnsucht nach Abenteuern, also wurde es mir in meiner großen Geburtsstadt Lübeck zu eng. Auch wollte ich als kreativer Mensch viele neue Dinge ausprobieren, meinen Nebenjob als Tänzerin, Fitnesstrainerin und Kreativität mit Kunst intensivieren. Somit zog es mich bereits mit 21 Jahren ins Ausland, beginnend inkl. einer Heilung für meinen ersten Bandscheibenvorfall mit einer Ausbildung. Das war eine perfekte Verbindung mit einem neuen Sport (Zen Bogenschiessen) und führte über Umwege in weitere Länder zum Leben und Arbeiten. Eines am Rande: Die meisten meiner Lebensdestinationen habe ich auf Durchreisen oder Urlauben vorab bereits gesehen und wo es mir besonders gefallen hatte, bin ich geblieben. Allerdings immer vorab mit der Organisation eines fixen Arbeitsverhältnisses dort und einem Wohn-Mietvertrag. Das war für mich zum jeweiligen Neubeginn immer Voraussetzung.

Gsi.News: Können Sie einmal kurz aufzählen, welche Stationen und Länder sie bewohnt haben? Gibt es davon eine Lieblingsdestination, zu der Sie zurückkehren möchten?

Ebner: Angefangen mit der griechischen Insel Kos, weiter in die Schweiz, Österreich (Kärnten, Steiermark, Tirol, Vorarlberg) , die Türkei, Fuerteventura, Festland Südspanien Tarifa, Marokko, La Palma (Kanarische Inseln), Süddeutschland … und heute hier in Satteins, Vorarlberg.

Wobei ich einige dieser Destinationen mehrfach in verschiedenen Zeitepochen bewohnt habe. Alle diese „Heimaten“ trage ich in meinem Herzen, jede einzelne mit unzähligen, individuellen Geschichten, Eindrücken und Facetten. Jedoch gehört meine tiefste heimatliche Liebe meiner kanarischen, grünen Insel LA PALMA. Hier ist meine geliebte Tochter geboren und aufgewachsen. Hier leben heute noch viele meiner Herzensfreunde. Auf La Palma habe ich sehr intensive, kreative neun Jahre gelebt, mich wirklich „Daheim gefühlt“  und meinen heutigen Ehemann kennen- und lieben gelernt. So viele Jahre am Stück hatte ich bis dahin noch niemals in einem Land gelebt (bis auf mein Geburtsland). Diese wunderschöne, kleine Naturinsel habe ich aus verschiedenen Gründen verlassen. Ich werde sicherlich noch in Zukunft viele weitere Destinationen erleben und evtl. bewohnen (anscheinend haben 30 Umzüge nicht ausgereicht), jedoch wird es auf Dauer keine Vulkaninsel mehr werden.

Gsi.News Ihren heutigen Mann haben Sie auch im Ausland kennengelernt. Verraten Sie uns mehr dazu?

Ebner: Das war definitiv ebenfalls eine meiner abenteuerlichen, rel. verrückten Geschichten. Ich war damals bereits mehrere Jahre glücklich alleinerziehend und vollkommen erfüllt. Als unerwartet meine Tochter (damals sechs Jahre alt) anfing, mich an unterschiedliche „potentielle Partner“ verkuppeln zu wollen. Ich selbst hatte das gar nicht im Sinn, war ich alleinerziehend und alleinverdienend doch sehr ausgefüllt und trotzdem auch sehr glücklich. Mir kam das eigentlich gar nicht in den Sinn, fühlte ich mich alles andere als einsam und zeittechnisch davon mal ganz abgesehen. Deshalb hatte ich gefühlt auch fünf Jahre kein Fernsehen geschaut und als ich ausnahmsweise meiner Tochter einen Kinderfilm einschalten wollte, kam uns eine Werbung dazwischen: „Einsam unter Palmen“. Ich machte mir einen Spaß und bewarb mich ohne jegliche Erwartung und wusste nur eines: es würde definitiv eine fröhliche, lustige Woche werden. Aus dem Spaß wurde ernst und ich wurde in der nächsten Stunde überraschend die erste weibliche Kandidatin dieser Dating Show, die mir absolut unbekannt war. Nach sieben Tagen war ein komplettes Filmteam in dem Garten meines Steinhauses. Es folgten hunderte von Bewerbungen (die mich völlig überfordert hatten) und daraufhin stand mein heutiger Ehemann (aus Süddeutschland) und ein heute noch lieber Freund vor meiner Tür und stellten sich vor. Es folgte eine wunderschöne, sehr lustige, äußerst sympathische Woche mit den beiden Kandidaten Herren, meiner Tochter und dem TV-Team. Ich bin dieser verrückten Idee bis heute sehr dankbar, hätte ich meinen geliebten Mann doch sonst niemals kennengelernt. Für meinen Mann und mich ist diese Geschichte bis heute eine der „schrägsten“ in unseren vielen Abenteuern.

Gsi.News: Als blonde Frau in Marokko oder der Türkei zu leben, ist für viele mit Ängsten verbunden. Was war Ihre Erfahrung in diesen Ländern?

Ebner: Angst wäre sicherlich nicht die richtige Begleitung auf Reisen bzw. für ein Leben im Ausland. Ansonsten wären mir viele unfassbare, wunderbare, unvergessliche Begegnungen, Freundschaften und Impressionen verschiedenster Art und Weise entgangen. Viele Abenteuer und Erlebnisse wären mir verborgen geblieben. Ich habe alleine mit meinem Hund autark und abseits in der Natur am Strand gelebt und mich sogar in den Abendstunden in den Städten niemals unsicher oder bedrängt gefühlt. Heute denke ich, dass mein Hund auch ein wichtiger Schutzbegleiter war. Ich empfinde es als sehr spannend, fremde Mentalitäten und Kulturen in dessen eigenen Land kennenlernen zu dürfen und wurde jedes Mal von dessen großer Herzlichkeit, offenen Armen mir gegenüber und Gastfreundschaft überrascht. Niemals hat mich jemand von meinem Weg abbringen wollen, nie Religionen aufdrängen wollen, niemals wurde ich körperlich bedrängt. Da ich mir selbstbewusst und eindeutig meinen Freiraum schaffe und meinem Umfeld unter gegebenen Umständen dieses auch vermitteln kann, hatte ich diesbezüglich keine Probleme, somit keine Ängste. Die Reiseschule war für mich persönlich die intensivste und beste Lebensschule. Oft sehr kräftezehrend und anstrengend, jedoch unglaublich bereichernd und ausfüllend. Das würde ich auch gerne als Message den Lesern vermitteln. Alles ist möglich, nichts muss. Leben ist Bewegung, hierin liegt die Kraft, wenn auch so manches Mal sehr unbequem und mit Hindernissen. Jedoch braucht es Bewegung für Veränderungen im eigenen Lebensraum. Das obliegt jedem selbst. Traue Dich, habe Mut, Du kannst alles schaffen, wenn Dein Wille tief genug ist. Die Welt ist offen….sei Du es auch.

Gsi.News: Erzählen Sie uns heute ein ganz verrücktes Erlebnis aus dieser Zeit?

Ebner: Oh ja, mir fällt ein ganz besonderes Erlebnis ein, allerdings auch heute noch sehr erschreckend und skurril für mich selbst. Mein Hund hat eines Tages in Marokko vor der „Behausung“ ungewöhnlich gebellt. Als ich nachschaute, sah ich meinen Hund „Indy“ vor einer drohenden, aufrechten Kobra stehen. Indy bellte extremst in das Gesicht der Kobra und diese zischte ihm auf eine Entfernung von ca. 10 Zentimetern ins Gesicht zurück. Also, Kobras kannte ich jetzt ehrlich gesagt auch nur aus dem Fernsehen oder Zoo. Es wirkte sehr surreal und wie ein schlechter Film. Diese Kobra wollte ins Haus und mein Hund ließ es nicht zu. Mein Indy hat mir sicherlich das Leben gerettet, denn ich wäre wahrscheinlich bereits bei dem Anblick einer mir drohenden Kobra im Haus in Ohnmacht gefallen. Nach gefühlt zeitlich endlosem Bellen meines Hundes hatte die Schlange aufgegeben (bestimmt seither mit einem Tinitusleiden) und sich verzogen. Sie kam nie wieder vorbei – Dem Himmel sei Dank!

Gsi.News: Lokalaugenschein: Sie wohnen seit drei Jahren im Ländle und fungieren als Schmuckdesignerin mit dem Label „Yvonne-LaPalma“. Wie kam es dazu, dass Sie mit Naturmaterialien wie etwa Lavasteinen kreativ zu arbeiten begannen?

Ebner: Zeit meines Lebens (Meine gesamte Familie war immer sehr kreativ) arbeite ich kreativ mit verschiedenen Materialien und seit ca. 25 Jahren ausschließlich mit Naturmaterialien. Angefangen mit Palmenblättern als Schablonen aus meinen Gärten, um Airbrushdesigns für Surfbretter anzufertigen. Weiter ging es mit Strandgut (Sand, Muscheln, Algen, Hölzern), wobei ich mit Innenarchitekten zusammengearbeitet hatte. Schmuck habe ich schon immer sehr gerne gefertigt, meine Ideen umgesetzt und mich vor ca. 18 Jahren auf meine größte Leidenschaft des Schmuckdesigns limitiert. Die verschiedenen Naturmaterialien sind die Inspiration meiner bisher erlebten Länder, Heimaten und dessen Natur. Es ist ein wunderschönes Gefühl, mit Edelsteinen, Bananenbaumblattperlen, Lavagestein, Silber uvm. zu arbeiten. Nachhaltig, gewissenhaft mit ungewöhnlichen und besonderen Geschenken der Natur arbeiten zu können.

Gsi.News: Jedes Ihrer Schmuckstücke ist ein Unikat. Demnächst findet man Sie auf zahlreichen Kunst- und Kreativmärkten im Land. Wo genau?

Ebner: Bis zum Jahresende stelle ich z.B. in Vorarlberg aus: Feldkirch (Womencraftlink und Weihnachtsmarkt), Götzis (im Junker Jonas Schlössle), Dornbirn (Designermesse „Gustav“), Frastanz (Herbstmarkt), Altach (im Eventhaus), Lustenau, Schweiz (Oberriet, Heerbrugg). Außerdem bin ich per telefonischer Terminabsprache sehr gerne mit einer persönlichen, unverbindlichen Beratung in meinem Schauraum in Satteins erreichbar. Ich fertige meine Designs gerne auf Maß und individuellen, speziellen Wünschen. Die genauen Termine außer Haus können meiner Facebookseite „Yvonne Ebner La Palma“ entnommen werden.

Gsi.News: Neben Kunsthandwerk und Familie, bleibt da noch Zeit für etwas anderes?

Ebner: Unbedingt. Gerne arbeite ich in Ruhe nachts, vor allem, wenn ich neue Ideen habe, dann hält mich keine Uhrzeit auf. Das wird alles verbunden und wir drei Familienmitglieder (plus Hund) sind sehr offene, spontane Menschen. Da unsere Tochter Lea schon fast erwachsen ist, bereits auch oft eigene Wege geht, hat sich die Zeiteinteilung aktuell verändert. In Zukunft werden wir unserem Hobby – dem Segeln – sicherlich mehr Zeit schenken. Alles ist offen und das Leben bleibt spannend und facettenreich.

Zur Person:

Yvonne Ebner

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