Äußerst groß war das Interesse am Vortrag zum 80-jährigen Jubiläum des US-Bombenangriffs auf Feldkirch-Tisis an der Pädagogischen Hochschule in Feldkirch.
Von Bandi Koeck
Am 1. Oktober 1943 geschah das Unerwartete, als Bomben auf Tisis fielen und 200 Menschen zu Tode kamen. Der Referent, Dr. Wolfgang Weber gab spannende Einblicke in sehr regionale Geschehnisse, etwa über den SA-Bürgermeister Erwin Hefel aus Feldkirch, der den SA-Fahrradsturm im Bezirk aufbaute. „Selbst der Friseur in der Innenstadt hat Zwangsarbeiter gehabt“ so der Historiker über die nicht vollständige Aktenüberlieferung zu schwierigen Thema, über die bis heute nicht so gerne gesprochen wird. 12.017 Zwangsarbeiter sind für Vorarlberg belegt. In der Montfortstadt Feldkirch allein waren 205 Menschen aus Osteuropa – vorwiegend Polen, Ungarn, Ukrainer und Rumänen – im Einsatz. „Der jüngste Zwangsarbeiter war 14 Jahre alt. In den Lazaretten waren 17 Menschen zwangsverpflichtet, sieben in der Lehrerbildungsanstalt“ gab Weber weitere Einblicke.
Verschiedene Meinungen
Darüber, wann genau der Zweite Weltkrieg nach Vorarlberg kam, waren sich Vortragender und einige Gäste nicht einig: Bereits am 1. September 1939 kam er laut Dr. Weber ins Ländle. Ein Zeitzeuge meinte jedoch bei der anschließenden Diskussion, dass dies bereits direkt nach dem Ersten Weltkrieg und dem Vertrag von Versailles geschehen sei.
Johannes Spies von erinnern.at leitete mit treffenden Worten auf den Vortrag ein. © Bandi Koeck
Tatenloses Gedenken
142 komplett zerstörte Häuser, 41 Schülerinnen zwichen 14 und 19 Jahren und insgesamt 200 Tote waren die traurige Bilanz des 1. Oktober 1943. „An dies erinnert heute nichts“ so Weber, der sich ein Denkmal wünscht und konkrete Vorschläge nannte: Der Carinastollen in Tisis, der sich heute in Privatbesitz befindet und bis dato von den Verantwortlichen der Stadt Feldkirch nicht übernommen worden und in eine öffentliche Gedenkstätte umgewandelt wurde. Das Besitzerehepaar Reichart war auch vor Ort und würde so eine Übernahme zu begrüssen wissen. „Da es auch keine Denkmäler für Grippetote gibt, das wäre ein absolutes Neuland, denn in Feldkirch gab es 400 Grippetote“ regte Weber zum Weiterdenken in diese Richtung an.
Nazi-Begriffe in Verwendung
Nach dem einstündigen Vortrag fand noch eine ebenso lange Diskussion statt. „Der Begriff ‚Terrorangriff‘ stößt mir sauer auf, das war die Dikton des Dritten Reiches“ sagte etwa Herr Hefel über das Verlegenheitsziel derAlliierten. Lisbeth Bischof wurde nach in den Bomben getöteten Lisbeth benannt. Ebenfalls anwesend war die Enkelin, die genau so heißt. Eine wichtige Frage konnte ebenfalls geklärt werden, nämlich dass 14 Tage vor dem Angriff nach Anweisungen die roten Kreuze des Lazaretts übermalt werden mussten. Warum, das ist bis heute ungeklärt.