Nachdem am Montag in OÖ eine Joggerin von einem Kampfhund tödlich verletzt wurde, fordert der Fachbereich Freizeitsicherheit im KFV strenge Kampfhunde-Regeln, wie es sie bereits in Wien oder auch in NÖ und Vorarlberg gibt. In OÖ wurden in diesem Jahr bereits zahlreiche Menschen von Hunden gebissen, darunter auch kleine Kinder. Bei der letzten großen Änderung des Hundehalterechts 2021 hatte sich die Politik in OÖ gegen eine strenge Regelung für Kampfhunde entschieden. Eine fatale Fehleinschätzung, die laut KFV korrigiert werden muss. Auch andere Bundesländer sollten ihre Regelungen überarbeiten.
Wien, 3. Oktober 2023. Das KFV besucht jedes Jahr tausende Unfallopfer in ausgewählten Spitälern und Spitalsambulanzen und befragt sie nach dem Unfallhergang sowie nach der schwere ihrer Verletzungen – darunter auch Opfer von Hundebissen. Wie Hochrechnungen zeigen, werden demnach jedes Jahr in Österreich zwischen 3.000 und 4.000 Menschen nach Hundebissen so schwer verletzt, dass sie im Spital behandelt werden müssen – darunter rund 800 Kinder.
Das KFV führt zudem laufend Aufzeichnungen über besonders schwere Vorfälle, über die in den Medien berichtet wird. Auffällig ist dabei, dass sich in diesem Jahr besonders viele dramatische Fälle in Oberösterreich zugetragen haben (s. Auflistung) – einem Bundesland, indem sich die Politik bei der letzten großen Änderung des Hundehalterrechts gegen eine eigene, strenge Regelung für Kampfhunde entschieden hat. Aber auch in anderen Bundesländern gibt es teilweise noch relativ laxe Regelungen.
Maulkorb und Leine sind in Wien für Kampfhunde Pflicht
In Wien wurden bereits 2010 strenge Regeln für Kampfhunde beschlossen. Demnach müssen sogenannte Listenhunde an öffentlichen Orten – also außerhalb des privaten Bereichs – immer mit Maulkorb und Leine geführt werden. Ausnahmen gibt es nur für Hundezonen. Zudem müssen die Besitzer einen Hundeführerschein ablegen und nach 2 Jahren auffrischen. Hunde, die nicht in der Liste geführt werden, müssen entweder einen Maulkorb tragen ODER an der Leine geführt werden. Nach einem dramatischen Zwischenfall Ende 2018 wurde in Wien auch noch ein Alkohollimit von 0,5 Promille für Kampfhundehalter beschlossen.
Dr. Johanna Trauner-Karner, Leiterin des Bereichs Freizeitsicherheit im KFV erklärt dazu: „Niemand kann Geschehenes ungeschehen machen, aber die jüngsten Vorfälle sollten die Entscheidungsträger wachrütteln, damit endlich in allen Bundesländern strenge Regelungen für Kampfhundebesitzer beschlossen werden. Eine typische Begleitmaßnahme bei der Einführung von Listen für Kampfhunde ist nämlich die Bestimmung, dass Kampfhunde im Gegensatz zu normalen Hunden immer einen Beißkorb tragen und an der Leine geführt werden müssen.“
Beispiele für dramatische Zwischenfälle in diesem Jahr
- Am Montag, den 2. Oktober 2023 wurde eine Joggerin in Naarn im Bezirk Perg (OÖ) von einem Hund tot gebissen und die Hundehalterin schwer verletzt.
- Am Dienstag, den 26. September 2023 sind 2 Kinder (10 und 12 Jahre alt) bei einem Schulwandertag in Lenzing (OÖ) von einem Hund gebissen worden. Der Hund war nicht angeleint, hat den Beißkorb abgestreift und ist auf eine Schulklasse zugerannt.
- Am Donnerstag, den 17. August 2023 hat ein Hund ein sieben Monate altes Baby in Regau (OÖ) in den Rücken gebissen. Das Kind hat geschlafen. In einem unbeobachteten Moment gelangte der Hund zu dem Buben ins Zimmer und biss ihn. Der Hund (Malamut-Schäfer) dürfte sich selbst die Tür geöffnet haben.
- Am Freitag, 14. Juli 2023 wurde ein 6 Jahre altes Mädchen in Sallingberg (NÖ) von einem Hund gebissen. Das Kind erlitt Wunden an der Hand und am Oberschenkel und wurde ins Spital gebracht.
- Am Mittwoch, den 28. Juni 2023 wurde ein einjähriger Bub in Kirchdorf an der Krems (OÖ) von einem Hund in den Kopf gebissen. Der Appenzeller-Labrador Rüde hatte bisher als gutmütig gegolten.
- Am Freitag, 12. Mai 2023 wurde in Feistritz an der Drau (Kärnten) ein Zwölfjähriger von einem Hund gebissen und schwer verletzt. Der American Bulldog war kurz zuvor aus einem eingezäunten Grundstück ausgerissen. Er biss den Buben in die Hand und schleuderte ihn zu Boden.
- Am Samstag, den 25. März 2023 wurden 2 Kleinkinder in Rechberg im Bezirk Perg (OÖ) von einem Hund gebissen. Sie waren bei der Oma zu Besuch und wurden vom Hund eines Bekannten attackiert.
- Am Samstag, den 25. März 2023 wurde in Windhaag im Bezirk Perg (OÖ) ein 11 Jahre altes Kind von einem seit Längerem bekannten Hund ins Gesicht gebissen, weil sich der Hund beim Fressen gestört fühlte.
- Am Freitag, den 17. März 2023 wurde in Pregarten im Bezirk Freistadt (OÖ) eine 66 Jahre alte Radfahrerin von einem Golden Retriever ins Bein gebissen.
- Am Freitag, den 3. Februar 2023 wurde eine 96 Jahre alte Frau in Steyr (OÖ) von einem Hund angesprungen und gebissen. Das Tier war mit einer langen Leine an einem Baum auf der gegenüberliegenden Seite angebunden, als dort die Nachbarin vorbeiging. (Dr. Johanna Trauner-Karner, Leiterin der Abteilung Sport- und Freizeitsicherheit im KFV © KFV/APA Fotoservice/Krisztian Juhasz )