Das Rad der Zeit – zweite Staffel auf Amazon Prime – Von Thomas Bertram
In der ersten Staffelsucht Moraine (Rosamund Pike) nach dem wiedergeborenen Drachen, um den Dunklen König erneut zu besiegen. Der wiedergeborene Drache ist ein Mann, der wie sie und ihre Schwestern Magie bewirken kann, heilend, zerstörend und alles dazwischen. In der letzten Folge gelingt es Rand (Josha Stradowski) tatsächlich den Kampf zu bestehen. Doch wen hat er besiegt? Denn am Ende der letzten Folge aus Staffel 1 wird klar, dass das nur ein Scheinsieg war.
Und so rutschen wir in die zweite Staffel nahtlos hinein. Die ursprüngliche Gruppe der jungen Leute, die von Moraine zusammengetrommelt wurde, ist in alle Himmelsrichtungen zerfallen, zwei der jungen Frauen wollen ebenfalls Magierinnen werden, Rand fürchtet sich vor seiner Macht, weil diese zerstörend auf seine Umgebung wirken soll.
So weit, so klar und noch ein wenig nachvollziehbar. Aber dann gibt es eine Intrige nach der anderen, Intrigen in den Intrigen, Fraktionen, die miteinander stehen sollten, sich aber argwöhnisch belauern und immer wieder die Übergriffe eines treuen Helfers des Dunklen Königs, der eine weitere Untote befreit, damit sie Rand in seine Fänge bringt. Dass die beiden sich auch nicht trauen, muss wohl nicht extra erwähnt werden.
Womit wir bei der Kritik angekommen sind: es werden so viele verschiedene Erzählstränge aufgebaut, dass die Drehbuchschreiber offensichtlich selbst jeglichen Überblick verloren haben und anstatt einer stringenten Geschichte mit passenden Nebensträngen diese nur einfach nebeneinanderstellen. Dass dann am Schluss fast alle an einem Ort zusammenkommen, wirkt da schon eher lächerlich als weitsichtig.
Dass Moraine nicht nur ihre magischen Fähigkeiten zurückerlangt, sondern diese auch in außerordentlich riesiger Menge plötzlich zur Verfügung hat, macht wenig Sinn, wenn man ihre Kämpfe in Staffel 1 zum Vergleich heranzieht. Schauspielerisch ist Natasha O’Keeffe aus der Menge an Personen herauszuheben, die scheinbar gutmütige nymphomanische Schankwirtin entpuppt sich als befreite unsterbliche Dämonin und spielt ihre Rolle mit so einer Nonchalance, als wäre sie wirklich so eine fiese, überhebliche Person. Alle anderen: Durchschnitt.
Optisch ist alles gut in Szene gesetzt, auch wenn es nach meinem Geschmack zu viel Geschehen im Dunklen gibt, aber man sieht wechselnde Schauplätze, Armut, Unterdrückung, Reichtum, Verschwendung, Exzesse, alles wird eindrucksvoll ins Bild gebracht.
Dass am Ende Rand mit seinen Freunden vereint wieder einmal gewinnt, und ganz am Ende der Zuschauer sieht, dass es in der dritten Staffel wohl noch schlimmer werden wird, das erinnert stark an das Ende von Staffel 1 und lässt erahnen, was da noch so alles kommen kann.
Unterm Strich war ich nur mäßig begeistert und bezweifle, ob ich mir die irgendwann erscheinende dritte Staffel antun werde.