Danke, setzen fünf! – Mut/Wutausbruch in der Schaffarei zum Thema Bildung

Fotos: Bandi Koeck

Daniela Eggers tiefgründiges Theaterstück über österreichische Pädagogen, welche ihrem Arbeitgeber, der Bildungsdirektion von Bund und Land keine guten Noten ausstellen, wurde beeindruckend in der Schaffarei im Rahmen der Serie „Mut/Wutausbruch“ im Haus für Arbeitskultur in der Feldkircher Widnau dargestellt von der talentierten deutschen Schauspielerin Vivienne Causemann.

Von Bandi Koeck

Viele Pädagogen verlassen den Schulbetrieb und suchen sich andere Aufgaben. Der verzweifelte Versuch des Bildungsministers, Lehrkräfte im Land zu finden, gipfelte unter anderem darin, Miliz-Soldaten zu rekrutieren, während die Pädagogen, die seit vielen Jahren das Gespräch mit den Verantwortlichen suchen, nicht gehört werden. Im Anschluss an das kurze Theaterstück gab es eine Podiumsdiskussion mit Personen, welche in der Bildung aktiv tätig sind.

Autorin Daniela Egger gestattete Gsi.News den Abdruck ihres tiefgründigen Stücks, das wohl nicht nur Pädagogen und Schüler sowie Eltern zum Nachdenken anregt:

Danke, setzen FÜNF

Daniela Egger

Uraufführung: 17. Oktober 2023, 20 Uhr

Weitere Termine: 18./19. Oktober, 20 Uhr

Schauspiel: Vivienne Causemann

Text und Regie: Daniela Egger

Franziska  Jeans, schwarzes Oberteil

Sie ist eine junge, angehende Wissenschaftlerin im Studium der Diversitätspädagogik in Schule und Gesellschaft, die während der Arbeit an ihrer Dissertation in verschiedenen Schulen hospitiert hat. Sie kennt unterschiedliche Unterrichtsformen und vergleicht diese mit den Forschungen der Neurowissenschaft, dabei versucht sie einen neutralen Blick zu bewahren. Was ihr nicht ganz gelingt.

Warum ist ihr das wichtig? Ihre persönliche Betroffenheit liegt darin, dass sie

Carmen Ananaslederkleid

Carmen findet es als Lehrerin eine Zumutung, dass man Schüler per Gesetz nicht mehr bestrafen darf. Ihr ist Ruhe und Konzentration wichtig, denn sie will die ungeteilte Aufmerksamkeit der Schüler*innen – und des Publikums. Wenn sie spricht, hat man gefälligst zuzuhören. Und sich Notizen zu machen. das gilt auch fürs Publikum.

Evi          gelber Mantel

Lehrerin – sie legt sich wenn nötig mit den politisch Verantwortlichen an, wenn es darum geht, ihr Ideal von Unterricht zu verteidigen. Deshalb ist sie auch wirklich verzweifelt, sie kann fast nicht mehr, weil die neuen Vorschriften alles zunichte machen, was sie für wertvoll hält. Trotzdem wird sie Lehrerin bleiben, sie ist selbst Mutter und will ihren Glauben an die ideale Schule nicht verloren geben. Krisen sind manchmal hilfreich, um Veränderungen zu bewirken, davon ist sie überzeugt.

Judith     Bunter Rock

Sie geht bald in Pension und wird deshalb nicht mehr kündigen, aber sie versteht jede junge Kollegin, die das tut. Sie hat schon so viel erlebt und kann die Entwicklung überschauen, sie begreift auch, wohin das alles führen wird. Die Bildungslandschaft ist dem Untergang geweiht, und sie kann nichts mehr dagegen unternehmen. Sie kann sich nur noch vorstellen, die Schule ganz abzuschaffen und im kleinen Zirkeln neu anzufangen – aber auch das ist ein gefährliches Experiment.

Musik the wall

Franziska sitzt an einem kleinen Tisch, neben sich einen Stapel Papier und die Stäbchen. Sie singt, leise und nur für sich.

                              We don′t need no education
We don’t need no thought control
No dark sarcasm in the classroom
Teacher, leave them kids alone

Sie ist voller Tatendrang und spricht die Leute an, beginnt, auf sie zuzugehen.

Franziska                Angenommen, wir hätten keine Schule und kein Bildungsministerium. Die Bildung hätte keine 250-jährige Geschichte, sondern wäre jetzt und heute die vernünftige und daher naheliegende Sache, die es zu erfinden gälte – die beste Version einer Schule für Kinder und Jugendliche.

 Sie setzt sich auf den Boden und baut an der Sticker-Bombe. Jedes Stäbchen bedeutet einen Mosaikstein, der nötig ist, um eine Klasse richtig gut zu führen. Sie hält eines nach dem anderen hoch, während sie erzählt. Bei jedem Thema einen neuen Stab, den sie einfügt.

Franziska                Mein Aufgabe als Wissenschaftlerin ist es, die besten Beispiele aus aller Welt zu erforschen. Ich erzähle Ihnen einen Auszug meiner Forschungsergebnisse. Wir würden uns als allererstes die Erkenntnisse der Neurowissenschaft anschauen und lernen, wie ein junges Gehirn neues Wissen erwirbt. Wir würden (Stab) Anreize schaffen, die in den Kindern die eigene Motivation weckt. Wir würden eine entspannte Umgebung vorbereiten (Stab), in der ruhig und konzentriert gearbeitet werden kann. Einen freundlichen und hellen Ort, der so gestaltet ist, dass man ihn gerne betritt. (Stab) Er wäre warm und farbig und leise. (Stab) Man sähe vor den Fenstern Bäume und Gräser und Blumen. (Stab) Die Kinder würden im Garten lernen, Gemüse zu pflanzen oder Tiere zu halten. (Stab) Die Klassenräume wären offen mit gemütlichen Sitzecken und Ruhezonen. (Stab) Wir bräuchten auch Bewegungsräume, die jederzeit genutzt werden könnten und einen Hausmeister, der Kinder liebt und Humor hat. Immer. (Stab) Sie würden neben den üblichen Lerninhalten auch Dinge lernen wie den Umgang mit Geld, oder wie man ein Unternehmen startet. Wie man ein ausgeglichenes Leben führt. Was Zufriedenheit bedeutet und wie das Glück aussehen kann. Wie Beziehungen geführt werden und wie man Freundschaften pflegt. Wir brauchen Kinder, die mit all ihren Eigenheiten zur Schule kommen dürfen. Sie können hochbegabt sein, (Stab) sie können zappelig und lustig sein, oder manchmal traurig und unglücklich. Sie können Lernschwierigkeiten haben (Stab), oder andere Einschränkungen, sie können langsam sein oder die Sprache noch nicht beherrschen (Stab) oder sie haben vielleicht eine traumatische Geschichte. Für sie alle brauchen wir Lehrerinnen und Lehrer, (Stab) die sich auf das, was die Kinder mitbringen, mit Begeisterung einlassen. Dafür wäre eine richtig gute Ausbildung für diese Lehrkräfte wichtig, (2 – 3 Stäbe) weil die Kinder heftige Dinge erleben. Das Leben von Kindern kann ganz schön schwierig sein. Deshalb brauchen manche von ihnen mehr Aufmerksamkeit und Geduld als andere – und damit jedes Kind in seinem Tempo lernen kann, sind zwei Lehrpersonen im Klassenzimmer das Minimum. (Stab) Wir brauchen auch Assistenzlehrpersonen für die Kinder, die einen größeren Förderbedarf haben. (Stab) Diese bunte Mischung von Kindern entspricht der Wirklichkeit außerhalb der Schule, deshalb ist es wichtig, von Klein auf mit dieser Vielfalt vertraut zu werden. (Stab)  Da sind Kinder mit Kriegserfahrungen, die kaum die Sprache verstehen, und deren Eltern nicht entspannt und etabliert sind. (Stab) Sie erleben die existentiellen Nöte der Eltern mit Abschied, Schmerz und Trauer. Das bedeutet, die Ausbildung soll den Lehrkräften Werkzeuge (Stab) in die Hand geben, um mit all diesen großen Herausforderungen, die das Leben an die Kinder stellt, umzugehen. (Stab) Wir brauchen Raum, um Demokratie zu lernen und sie zu leben und wir brauchen Zeit und die Fähigkeit, Konfliktlösungen zu erlernen. (Stab) Wir brauchen enorme soziale Kompetenzen (Stab), wenn viele Kinder aus so unterschiedlichen Lebenswelten fünf Tage in der Woche zusammenkommen. Soziale Fähigkeiten und demokratisches Grundverständnis zu erlernen soll in unserer Schule im Mittelpunkt stehen, denn nur wenn das Zusammenleben klappt, herrscht die ruhige und friedliche Atmosphäre, die das Gehirn braucht, um Wissen aufzunehmen. (Stab) Ein Beispiel ist das Theaterspiel – beim Rollenspiel lernen die Kinder spielerisch, Konflikte zu lösen, sich aufeinander zu verlassen und ganz reguläre Lerninhalte zu erarbeiten. (Stab) Etwa, weil sie die Requisiten für die Bühne selbst bauen und deshalb Mathematik brauchen, oder weil sie das Stück selbst schreiben. (Stab) Sie lernen, ihr Wissen anzuwenden und zuverlässig zu sein, weil sonst das Stück nicht gespielt werden kann. Wir brauchen also eine Ausbildung für Lehrkräfte, bei der beispielsweise das Theaterspiel oder der Klassenrat oder ähnliche Formate zuallererst vermittelt werden. (Stab). Wir brauchen Sofas, Bücherregale, und viele Materialien, die das Gelernte zum Anfassen bereitstellen. (Stab) Wir brauchen eine intensive Beziehung mit den Eltern der Kinder (Stab), und einen regelmäßigen Austausch (Stab). Die Kinder brauchen eine detaillierte Rückmeldung ihrer Erfolge und ihrer Stärken (Stab), die sie motiviert, um das nächste Ziel ins Auge fassen zu können. Wenn das alles gut funktioniert, können Kinder und Jugendliche ihre Begeisterung entdecken.

                              Was wir ganz sicher nicht brauchen sind Noten. Es gibt ein paar Dinge, die wir nicht zulassen würden, dazu gehören die Ziffernnoten, die Trennung nach der vierten Grundschul-Klasse oder die IKM-Tests – die individuelle Kompetenzmessung. Kein Mensch der auch nur ein bisschen was vom Lernen verseht, würde sich das einfallen lassen.

Die Bombe ist fertig. Carmen flicht langsam einen strengen Zopf und verändert ihre Haltung. Sie hält Abstand zu der fragilen Brücke.

Die Musik Der Tod und das Mädchen spielt.

Carmen sachlich        Folter!

                              Folter ist laut UN-Antifolterkonvention das gezielte Zufügen von psychischem oder physischem Leid wie etwa Schmerz und Angst, um Aussagen zu erpressen, den Willen des Folteropfers zu brechen oder es zu erniedrigen. Jede Handlung, bei der Träger staatlicher Gewalt einer Person „vorsätzlich starke körperliche oder geistig-seelische Schmerzen oder Leiden zufügen, zufügen lassen oder dulden“, wird als Folter gewertet. Verantwortliche werden meist nicht zur Rechenschaft gezogen.

Carmen geht leicht bedrohlich durch die Reihen und blickt einzelne Leute im Publikum an, als wären sie verdächtig.

Carmen                  Ich pflege eine Art Hassliebe zu meinem Beruf. Das Unterrichten ist eine schöne Aufgabe, wirklich – vor allem, wenn Sie die ungeteilte Aufmerksamkeit der Klasse haben. Wann haben Sie zuletzt sechs oder sieben Stunden am Stück in einem kleinen Zimmer mit 30 anderen Menschen gesessen, in wirklich schlechter Luftqualität und einem Lärmpegel, der das Tragen eines Gehörschutzes nahelegen würde? Wurde Ihnen in den letzten zehn Monaten tägliches Misstrauen entgegengebracht oder wurden Sie verdächtigt, zu betrügen, zu mogeln und zu lügen? Eine Krankheit zu simulieren? Wurden Sie zurechtgewiesen, weil Sie einer Kollegin geholfen haben, sie etwa abschreiben ließen? Mussten Sie unfreiwillig vor einer Gruppe von Menschen Fragen beantworten, in einer Atmosphäre von Misstrauen und vielleicht sogar Feindseligkeit? Wurde Ihnen kürzlich von Kolleg*innen aufgelauert, die sich über Sie lustig gemacht haben, Sie dabei vielleicht sogar filmten? Sie danach in den sozialen Medien erniedrigten? Also, mir gefällt das ja, aber ich bin auch keine Schülerin mehr …

Carmen wird etwas verbindlicher, jetzt spricht sie zu Erwachsenen.

Carmen                  Klar, als erwachsener Mensch kann man in einer solchen Umgebung unmöglich eine Leistung erbringen. Aber Kinder und Jugendliche können es … man informiert sie regelmäßig darüber, was sie alles noch nicht geschafft haben. Man verlangt von ihnen, genau in dem Bereich besser zu werden, der ihnen gar nicht liegt. Ihre Talente zählen nicht und ihr Gespür für soziale Gerechtigkeit wird ihnen langsam abgewöhnt. Schließlich wollen wir sie ja auf das echte Leben vorbereiten … wir lernen nicht für die Schule, das müssen diese Kinder verstehen.

Carmen interessiert    Vielleicht haben Sie die Schulzeit ganz anders erlebt, Sie hatten Glück und gute Noten und sogar viele Freundinnen und Freunde, und es war eine glückliche Zeit für Sie. Sie gehörten vielleicht zu den Gewinnerinnen und Gewinnern in einem System, das von Anfang an aussortiert. Mit etwas Glück hatten Sie Eltern, die das Geld für Nachhilfe bezahlten oder mit Ihnen lernen konnten. Egal, auf welcher Seite Sie standen, Sie wurden langsam daran gewöhnt, das, was von der UNO als Folter definiert wird, in homöopathischen Dosen zu ertragen. Und mitzutragen. Sie hatten keine Wahl, nicht ohne aus dem System zu fallen. Sie würden es auch nie als Folter bezeichnen, was Sie dort erlebt haben, nicht wahr?

Evi singt aus dem Off und vertreibt Carmen.

We don′t need no education
We don’t need no thought control
No dark sarcasm in the classroom
Teacher, leave them kids alone

Carmen wird zu Evi, sie bringt Hefte und Papier zur Schneidemaschine.


Hey, teacher, leave them kids alone
All in all, it′s just another brick in the wall
All in all, you’re just another brick in the wall

Evi                          Den Vergleich mit den Prinzipien der Folter hat vor vielen Jahren ein AHS-Schüler auf einer Demonstration vor dem Landhaus in Zusammenhang gesetzt mit dem Schulalltag – seinen Vortrag nannte er „Tarnen und Täuschen“. Das war die Strategie, die ihm in all den Schuljahren half, durchzukommen – so zu tun, also ob, damit lässt sich die Schule in Österreich erfolgreich absolvieren. Er war ein sehr guter Schüler.

Loop-Maschine, Hefte, schneiden.

Evi                          Wir haben inzwischen Eltern, die uns Lehrer*innen mit dem Anwalt drohen, wenn ihr Kind in der dritten Klasse eine schlechtere Note als eine Eins bekommen soll – weil mit diesem Zeugnis entschieden wird, welche Schullaufbahn das Kind erwartet. Ich kenne aber auch eine Unternehmerin, die sagt, sie kann mit den Absolventinnen der Uni kaum arbeiten, weil sie jahrzehntelang gelernt haben, ihr Wissen nicht zu teilen. Teams zu bilden mit diesen jungen Leuten kostet sie sehr viel Geld und Zeit. In ihrem Unternehmen geschieht dann Innovation, wenn neues Wissen gemeinsam erarbeitet wird. Eine langangelegte Studie der Landesregierung ergab die klare Empfehlung für die gemeinsame Schule bis 14. Die spätere Aufteilung der Kinder in unterschiedliche Schultypen würde alle entlasten, die Kinder, die Eltern und die Lehrer*innen der Grundschule. Die Kinder könnten sich in ihrem eigenen Tempo entwickeln. Im Jahr 2018 wurde die gemeinsame Schule von allen Vorarlberger Regierungsparteien beschlossen, der Regierungsbeschluss liegt seither in der Schublade.

Sie schneidet weiter, rhythmischer.

                              Die Schule hat sich verändert. WIR GEHEN RÜCKWÄRTS. Was vor einigen Jahren noch möglich war, Schulautonomie, Notenfreiheit in der Primarschule und alternative Unterrichtsmethoden mit mehreren Lehrkräften in der Klasse – all diese hart erkämpften Dinge werden abgebaut. Im Crash-Kurs ausgebildete Hilfskräfte werden zur Unterstützung in die Klassen geholt – diese brauchen wiederum unsere Unterstützung, um mit den Alltagssituationen zurecht zu kommen. Und wir arbeiten bereits am Limit. Engagierte Lehrerinnen und Lehrer kündigen. Sie bekommen heute überall gute Job-Angebote in der Industrie oder im Sozialbereich. Die Direktor*innen versuchen, ihnen entgegenzukommen, aber an den wesentlichen Gründen für ihre Kündigung können auch sie nichts ändern. Die Lehrerinnen und Lehrer wollen so unterrichten wie sie es für richtig halten und diese Freiheit wird ihnen zunehmend genommen. Die Bildungsdirektion ist nicht erreichbar, es ist beinahe unmöglich, einen Gesprächstermin zu bekommen. Keine der Lehrerinnen, die kündigen, erhält eine interessierte Nachfrage oder ein Entgegenkommen. Mit Hilfe von Miliz-Soldaten den Mangel ausgleichen zu wollen ist nicht ganz das, was sich die Expertinnen und Lehrer gewünscht hätten.

Evi schmeißt die Hefte hin.

Judith sammelt die Hefte wieder ein, sie ist sanft und verständnisvoll.

Judith                    Ich bin damals Volksschullehrerin geworden, weil ich Kinder liebe. Ich unterrichte in einer jahrgangsgemischten Klasse und wir versuchen so viel wie möglich von dem bereitzustellen, was Kinder brauchen, um lernen zu können. Die Situation der Kinder hat sich verändert, schon vor der Pandemie.

                              Heute bin ich kurz vor der Pension. Ich verstehe jede junge Lehrerin, die das Handtuch schmeißt – mich rettet meine jahrelange Erfahrung. Oft sind die Kinder völlig durch den Wind, wenn sie bei uns ankommen. Schon die Jüngsten haben Smartphones dabei, damit ihre Eltern sie erreichen können. Inzwischen kommt es vor, dass sie von den Eltern im Unterricht angerufen werden, weil sich ein Elternteil nach dem Befinden erkundigt. Oder die Eltern werden alarmiert, wenn sich das Kind aus einem bestimmten Radius entfernt. Das bedeutet, wenn wir gemeinsam zum Spielplatz laufen, klingeln ein oder zwei Handys in den Rucksäcken und die Mütter wollen wissen, warum das Kind nicht in der Schule ist. Dafür sehen sie Pornofilme, weil ihnen andere Kinder welche zusenden. Wir haben immer wieder alle Hände voll zu tun, um den Kleinsten zu erklären, dass es nur Filme sind, mit Schauspieler*innen, die sich damit einverstanden erklärt haben, gemeinsam zu tun, was vor laufender Kamera geschieht. Genauso wie bei den Horrorfilmclips. Es gibt viele Kinder mit Gewalterfahrungen. Sie haben keine Sprache für Dinge, die ihrem Alter nicht angemessen sind – sie müssen ihre Erlebnisse durch Spielen oder durch Ausagieren verarbeiten. Sie stellen Pornoszenen nach oder sind grob zueinander. Erst wenn sie das Erlebte verarbeitet haben, können sie sich auf Neues einlassen. Die Kinder heute erleben nur noch wenig von dem, was wir uns unter dem Wort Kindheit vorstellen. Wir sind im Alltag mit Fragen konfrontiert, für die es keine Ausbildung gibt – wir improvisieren. Das ist einer der vielen Gründe, weshalb so viele junge Kolleginnen nach kurzer Zeit den Beruf aufgeben. Es gibt so viele kompetente Menschen in Österreichs Schulen, Lehrkräfte und auch engagierte Schülerinnen und Schüler, die gemeinsam eine wertvolle Lernumgebung schaffen. Man könnte mit ihrer Hilfe den Beruf wieder richtig attraktiv machen.

                              Kennen Sie diese Disney-Figuren, die noch in der Luft weiterlaufen, obwohl der Abgrund bereits unter ihnen klafft?

Judith zieht eines der Stäbchen aus der Brücke, die Brücke explodiert.

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