Das Geschäftsjahr 2022 der Vorarlberger Landeskrankenhäuser umfasst drei wesentliche Themenbereiche: das Zusammenwachsen – im Sinne des Spitalscampus, aber auch in der Pflegeausbildung und in den Spitalsstrukturen, das Wachsen an und für sich – in Form von Maßnahmen gegen den allgegenwärtigen Fachkräftemangel, der den Gesundheitsbereich vor große Herausforderungen stellt und nicht zuletzt die Mitarbeiter:innenbindung, indem gute Rahmenbedingungen für den Arbeitsplatz Krankenhaus geschaffen wurden.
In all diesen Bereichen – wie im Gesundheitswesen überhaupt – bildet eine Komponente die wichtigste Basis für den Erfolg: mit dem Herzen dabei sein. Deshalb lautet der Titel des Berichts: „Arbeiten mit Herz“. Mit Herzblut arbeiteten 4.710 Mitarbeiter:innen in 46 Fachabteilungen an fünf LKH-Standorten für die Vorarlberger Patient:innen. Insgesamt wurden 77.900 Patient:innen stationär behandelt und 460.000 Ambulanzfrequenzen verzeichnet. Das Ausgabenvolumen betrug 538,5 Mio. Euro, davon sind über 60 Prozent (327,6 Mio. Euro) Personalaufwand. „Der aktuelle Bericht bietet nicht nur eine moderne und transparente Leistungsschau über Zahlen, sondern zeigt auch berührende Einblicke in den Krankenhausalltag. Wir wissen: Unsere Mitarbeiter:innen sind mit ganzem Herzen tagtäglich rund um die Uhr im Einsatz für die Patient:innen. Dafür sagen wir Danke!“, zollen die Geschäftsführer Dr. Gerald Fleisch und Prim. Dr. Peter Fraunberger der LKH-Belegschaft ihren großen Respekt.
Auch zu Beginn 2022 beherrschte die COVID-19 Pandemie noch viele Bereiche in den Landeskrankenhäusern, allerdings wurden im Laufe des Jahres die damit verbundenen Einschränkungen schrittweise zurückgenommen und der klinische Alltag konnte sich zunehmend normalisieren. Unabhängig davon konnten auch 2022 wieder zahlreiche strategische Weichenstellungen und Projekte erfolgreich vorangetrieben und umgesetzt werden.
Erfolgreiche Maßnahmen zur Personalstabilität
Das Jahr 2022 war geprägt von den Herausforderungen des Fachkräftemangels, welcher durch die anhaltende Corona-Pandemie weiter verschärft wurde. Die Landeskrankenhäuser, die rund um die Uhr 365 Tage im Jahr die Gesundheitsversorgung der Patient:innen sicherstellen, waren in Zeiten der Pandemie mit der Aufrechterhaltung der dafür notwendigen Diensteinteilung der Mitarbeiter:innen extrem gefordert. So waren während der Pandemie bis zu 15% der Mitarbeiter:innen kurzfristig abgesondert und krank. Diese kurzfristigen Ausfälle mussten durch andere Mitarbeiter:innen durch „Einsprungdienste“ kompensiert werden. Als hilfreiche Maßnahmen gegen Personalengpässe – durch z.B. Krankenstände – wurden 2022 ein Pflegepool sowie ein Care Support Team VLKH ins Leben gerufen. Pflegepools mit zur Verfügung stehenden Mitarbeiter:innen wurden häuserintern, aber auch häuserübergreifend als Ressource eingerichtet. Mitarbeiter:innen mit freien Zeitressourcen konnten sich zudem dem Care Support Team anschließen. Über eine App werden den Teammitgliedern Dienste, die intern nicht besetzt werden können, angeboten, wenn es auf einer Station durch einen kurzfristigen Personalausfall zu einem Engpass kommt. Direkt in der App kann ein Teammitglied dann eine Dienstübernahme bestätigen. Alles Organisatorische – von der Freigabe des Dienstes durch eine zentrale Koordinationsstelle bis zur Verrechnung – läuft im Hintergrund. Erste Erfolge hatten sich 2022 rasch eingestellt: Mehr als 50 Pflegefachkräfte haben sich im System angemeldet und sind auch aktiv geworden: Rund zwei Drittel aller angebotenen Einsprungdienste wurden vom „Care Support Team VLKH“ abgedeckt. Die Rückmeldungen sowohl seitens der Mitarbeitenden als auch der Stationen waren durchwegs positiv.
Fotos von #meinjobfürsleben: Fotograf: Lukas Hämmerle
Bewusstseinsbildung durch Wertschätzung und intensive Rekrutierungsmaßnahmen
Der überregionale Fachkräftemangel wirkt sich auch auf das Gesundheitswesen in Vorarlberg aus, weshalb Maßnahmen zur Personalrekrutierung intensiviert wurden. Besonders hervorzuheben ist hier die groß angelegte Image-, Informations- und Rekrutierungskampagne für Pflegefachkräfte #meinjogfürsleben gemeinsam mit dem Land Vorarlberg, die Mitte des Jahres lanciert wurde.
Im Jahr 2022 erfolgte die Gründung des „Ausbildungszentrum Gesundheit Vorarlberg“ in der Rechtsform einer gemeinnützigen GmbH, die KHBG hält 66% der Anteile. Der operative Betrieb wurde mit 01.01.2023 aufgenommen.
Investitionen in bauliche und medizintechnische Infrastruktur
Damit „Arbeiten mit Herz“ für die Mitarbeiter:innen in den Landeskrankenhäusern gut möglich ist, arbeiten neben dem Personalmanagement auch das Finanzmanagement, das Einkaufsmanagement, das Baumanagement und die IT, die Qualitätssicherung sowie die Unternehmenskommunikation im Hintergrund, um gute Rahmenbedingungen dafür zu schaffen.
So wurden 2022 beispielsweise medizinische Investitionen in Höhe von 8.330.000 Euro getätigt. Hierzu zählen etwa die Anschaffungen zweier neuer SPECT (Single Photon Emissionscomputertomografie) Diagnosesysteme in der Nuklearmedizin. Mit diesen können Stoffwechselvorgänge im menschlichen Körper – etwa im Herzen, in den Knochen, den Nebennieren oder im Gehirn – dreidimensional dargestellt werden. Krankheiten wie Krebs, aber auch Demenz, Alzheimer, Parkinson und Epilepsie, die mit Durchblutungsstörungen und Geschwüren einhergehen, können so frühzeitig erkannt und besser behandelt werden.
Eine weitere Großanschaffung war die ECMO (Extracorporale Membranoxigenation) Maschine für die Intensivabteilung am LKH Feldkirch. Das System dient der extrakorporalen Lebenserhaltung durch eine angemessene Sauerstoffversorgung und CO₂-Verringerung der Patient:innen für eine effizientere Organperfusion.
Des Weiteren wurde ein MR-Inkubator für Früh- und Neugeborene angeschafft. Durch den MRT-tauglichen Inkubator können Früh- und Neugeborene während einer Untersuchung bestens versorgt werden. Dabei wird eine optimale Wärmeregulierung gewährleistet, ein unnötiges Umlagern vermieden und insgesamt eine wesentliche Zeitoptimierung der Untersuchung erreicht, bei gleichzeitig größtmöglicher Sicherheit für die kleinen Patient:innen.
Überdies wurden insgesamt 210 Krankenbetten ersetzt. Eine weitere Innovation 2022 war die Anschaffung eines sog. Thuliums. Diese hochmoderne Laser-Technologie erfüllt modernste operative Standards für noch schonendere Einsätze in der Urologie. Die sogenannte ThuLEP (Thulium-Laser-Enukleation der Prostata) ist eine technisch hoch anspruchsvolle Operation. In erfahrenen Händen ist es ein sehr sicherer und hocheffizienter minimalinvasiver Eingriff mit multiplen Vorteilen für Patienten, die an einer behandlungsbedürftigen Prostatavergrößerung leiden.
Baulich konnten bedeutende Großbauprojekte wie etwa die Neugestaltung des Eingangsbereichs im LKH Feldkirch mitsamt neuer Verkehrslösung und modernem Ticketsystem im Aufnahmebereich, der Sanierungsbeginn der Operationssäle am LKH Bludenz oder der Baubeginn des Neubaus Erwachsenenpsychiatrie am LKH Rankweil mit einem Gesamtkostenvolumen von 31,5 Mio. Euro erfolgreich umgesetzt werden.
Strategie: Nutzung von vorhandener Kompetenz innerhalb und außerhalb des Unternehmens
Ein besonderer Fokus lag auf der Strategie des sog. Vorarlberger Spitalscampus – im Sinne von übergreifenden Strukturen, vermehrter Kooperation und Nutzung von Synergien innerhalb der Landeskrankenhäuser – nicht nur für Ausbildungszwecke von Mediziner:innen und Pflegefachkräften. Nach der Zusammenlegung der Verwaltungsdirektionen Bregenz und Hohenems wurden auch die medizinischen und pflegerischen Bereiche der beiden Häuser weiter verschränkt. Im Bereich Gynäkologie und Geburtshilfe wurde eine rechtsträgerübergreifende Zusammenarbeit zwischen dem Landeskrankenhaus Bregenz und dem Krankenhaus Dornbirn etabliert. Die Leistungsabstimmung des LKH Bludenz mit dem LKH Feldkirch in den Bereichen Gynäkologie sowie Unfallchirurgie und Chirurgie wurde weiter verstärkt.
Fotos von #meinjobfürsleben: Fotograf: Lukas Hämmerle
Die Landeskrankenhäuser in Zahlen
Neben medizinischen und organisatorischen Schwerpunkten bildet auch 2022 wieder der transparente Zahlenteil das zentrale Element des Geschäftsberichts: Die Vorarlberger Krankenhausbetriebsgesellschaft m.b.H. erzielte im Jahr 2022 einen periodenbereinigten Umsatz in Höhe von 499,7 Mio. EUR (Vergleich Vorjahr: 499,8 Mio. EUR). Der Personalaufwand stieg von 316,4 Mio. EUR im Jahr 2021 auf 327,6 Mio. EUR im Jahr 2022 (+3,5%). Die Steigerung ist auf den Gehaltsabschluss inkl. Vorrückungen sowie Erhöhungen im Dienstpostenplan zurückzuführen. Die Personalaufwandsquote (gemessen an der Betriebsleistung) blieb gegenüber dem Vorjahr unverändert und liegt bei 61,7% (Vgl. Vj.: 61,7%).
Der Materialaufwand (inklusive sonstiger bezogener Herstellungsleistungen) erhöhte sich um 2,0% auf 114,9 Mio. EUR (Vgl. Vj.: 112,6 Mio. EUR). Die Steigerungen sind hier unter anderem auf höhere Aufwände für Medikamente zurückzuführen.
Die Abschreibungen blieben annähernd unverändert gegenüber dem Vorjahr und liegen bei 27,8 Mio. EUR. Die sonstigen betrieblichen Aufwendungen stiegen im Vergleich zu 2021 um 11,2%. Die Ertragssteigerung konnte die höheren Aufwände fast kompensieren, wodurch sich das Betriebsergebnis gegenüber dem Jahr 2021 um 2,4 Mio. EUR verringerte.
Arbeiten für eine sichere Zukunft im Gesundheitswesen
Die Vlbg. Landeskrankenhäuser sind ein Dienstleistungsunternehmen. Diese Unternehmen funktionieren nur, wenn gutes Personal und auch genügend Mitarbeiter:innen zur Verfügung stehen.
„Unser höchstes Bestreben ist es daher, auch in Zukunft dafür zu sorgen, dass die Mitarbeiter:innen gute Rahmenbedingungen vorfinden. Das beginnt bei einer guten Bezahlung, geht über Kinderbetreuung und zur Verfügung gestellten Wohnraum, aber auch: Perspektiven anzubieten wie Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten, ein Gesamtpaket, das wir ständig weiterentwickeln, um für die kommenden Jahre gerüstet zu sein“, informieren die Geschäftsführer Gerald Fleisch und Peter Fraunberger. „Ein großes Unternehmen wie jenes der Landeskrankenhäuser ist wie ein Uhrwerk, in dem jede einzelne Mitarbeiterin und jeder einzelne Mitarbeiter – wie ein Zahnrad – wesentlich und wichtig ist. Für uns ist es wichtig, dass die Landeskrankenhäuser auch in der Zukunft immer genügend Mitarbeitende zur Verfügung haben. Deshalb haben wir die Kooperationen zwischen den Krankenhäusern intensiviert, wie z.B. die Kooperation zwischen dem Schwerpunktkrankenhaus in Feldkirch und dem Landeskrankenhaus Bludenz oder auch die Kooperation zwischen den Krankenhäusern Bregenz und Hohenems. Wir versuchen, hier noch mehr zu vernetzen und zu spezialisieren, die Menschen noch mehr miteinander in Kontakt zu bringen. So glauben wir, eine gute familiäre Atmosphäre für Patient:innen und auch die Mitarbeiter:innen zu schaffen – auch für die Zukunft. Unser Dank und unser Respekt gilt allen Mitarbeiter:innen und ihrem großen Einsatz, den sie tagtäglich mit Herzblut zeigen. Dieser Bericht dient auch dazu, all‘ diese Herzens-Leistungen nach außen noch mehr sichtbar zu machen.“
Moderner Bericht für modernes Unternehmen
Ein Geschäftsbericht ist wesentlich, um die Leistungen eines Geschäftsjahres zu zeigen, aber auch, um mit Einblicken in die Landeskrankenhäuser Menschen zu begeistern, hier im Unternehmen zu arbeiten. Mit einem erstmals digitalen Geschäftsbericht wollen die Landeskrankenhäuser mehr Menschen, mehr Interessierte erreichen. Der Zugang zum Unternehmen Landeskrankenhaus ist einfacher, die Zahlentransparenz wird erhöht, mehr potenzielle Mitarbeiter:innen können sich ein besseres Bild zu ihrer zukünftigen Arbeitsstelle machen. Zum Einsatz kommen anschauliche Grafiken und Tabellen, aber auch Bewegtbild in Form von Kurzfilmen, die die gute Energie innerhalb der einzelnen Landeskrankenhäuser zeigen.