Die vormaligen ORF-Korrespondenten Miriam Beller und Paul Krisai berichteten kürzlich bildhaft über ihre Erlebnisse in Russland seit dem Ausbruch des Krieges gegen die Ukraine.
Der Adalbert-Welte-Saal in Frastanz war bis auf den allerletzten Platz gefüllt. Rund 300 Interessierte folgten der Einladung der Marktgemeinde und EUROPE DIRECT Vorarlberg zum Vortrag mit den renommierten Journalisten Miriam Beller und Paul Krisai. Das Thema des Abends war die Frage, ob Russland eine Bedrohung für Europa darstellt, insbesondere vor dem Hintergrund der Ereignisse seit dem Einmarsch Russlands in die Ukraine am 24. Februar 2022.
„Russland ist auch für andere Nachbarstaaten zur direkten Bedrohung geworden, was beispielsweise der Nato-Beitritt Finnlands zeigt“, so Paul Krisai. Ergänzend dazu berichtete Miriam Beller über die Angst einer russischen Invasion von Menschen in Estland, Lettland, Litauen oder Georgien mit denen sie seit Ausbruch des Krieges gesprochen habe. Miriam Beller und Paul Krisai, berichteten auch über die alltäglichen Schwierigkeiten unter einem Zensurgesetz als Journalisten in Russland. Unter Androhung von bis zu 15 Jahren Haft sei es der Versuch des Kremls, das Narrativ mit allen Mitteln zu kontrollieren. „Im Staatsfernsehen ist täglich eine unglaublich aggressive Rhetorik zu sehen, in dem die Bedrohung aus dem Westen skizziert wird“, so Beller, die einen Einblick in die russische Propaganda gab. Zudem sei der Zugang zu unabhängigen Medien mit 1,1 Millionen gesperrten Internetseiten und diverser Medienkanäle wie Facebook, Instagram und TikTok massiv eingeschränkt worden.
Bürgermeister Walter Gohm, Miriam Beller, Paul Krisai und Moderatorin Martina Ess. Foto: Gemeinde
Auch die Sanktionen des Westens gegen Russland wurden thematisiert. „Russland befindet sich in einer Abwärtsspirale“, so Krisai. Als konkrete Auswirkungen nannte er einen derzeit schwachen Rubel und eine hohe Inflation, wodurch sich die Leute weniger leisten können. Vor allem das Ölembargo und der Ölpreisdeckel hätten einen Anteil daran. „Russland wird Europa noch Jahre lang beschäftigen“, wagte Krisai einen Blick in die Zukunft.
Doch die berufliche Zukunft der beiden Journalisten führte Beller und Krisai seit kurzem wieder zurück zum ORF-Zentrum nach Wien. Auf die Frage der Moderatorin Martina Ess, ob die beiden Österreich nach der Rückkehr aus Moskau anders sehen, sagte Beller: „Es ist, als ob man als Journalistin eine Bleiweste ablegen kann.“ Für Paul Krisai habe sich der Blick auf die Selbstverständlichkeit von Freiheit nochmals verstärkt. „In Österreich haben wir eine Versammlungs-, Presse- und Meinungsfreiheit, für die es sich lohnt einzustehen“, so Krisai unter Applaus des Publikums.
Martha Stüttler-Hartmann von Europe Direct Vorarlberg. Foto: Gemeinde
Buch
Nach den Berichten von einem journalistischen Leben in einem Land, das Krieg führt, konnten die zahlreichen Besucher das Buch „Russland von innen“ kaufen. Beller und Krisai signierten das Buch, das sie unlängst veröffentlicht haben.