Schwangerschaftsabbruch: #austehn und Pro Choice Vorarlberg überreichen Unterschriften an LR Martina Rüscher
“Vorarlberg: Schwangerschaftsabbrüche müssen möglich bleiben” – dieser Appell an die Vorarlberger Landesregierung fand über 17.000 Unterstützer. Nun trafen sich die Aktivistinnen mit Gesundheitslandesrätin Martina Rüscher zur Unterschriftenübergabe und zum Gespräch.
Der einzige Arzt in Vorarlberg, der Schwangerschaftsabbrüche durchführt, kündigte seine Pension an. Verschiedene Lösungsansätze für einen neuen Standort scheiterten. Es folgten bundesweite Demos, Aktionen und Petitionen. Nachdem lange nicht klar war, wie es mit der Versorgung von ungewollt Schwangeren weitergehen soll, kam es Ende Oktober schließlich zu einer Lösung: Schwangerschaftsabbrüche sind ab Ende November im LKH Bregenz möglich.
Nachgefragt: Beratungsgespräch freiwillig?
Der Schwangerschaftsabbruch ist ab sofort im Landeskrankenhaus Bregenz als Privatleistung möglich. So sollen auch Wartezeiten in Zukunft vermieden werden. Nicht ganz klar kommuniziert wurde bisher, ob das Psychosoziale Beratungsgespräch zu 100 Prozent freiwillig ist. Flora Bachmann, Campaignerin bei #aufstehn hat, bei Gesundheitslandesrätin nachgefragt und hält fest: “Während das operative Gespräch, wie bei jeder OP, Pflicht ist, ist es uns wichtig zu betonen, dass das Beratungsgespräch hingegen freiwillig ist.” Das freiwillige Beratungsgespräch wird vom IfS direkt im Krankenhaus angeboten.
Kritikpunkte: Hohe Kosten und weite Wege
Die Kosten für den Eingriff bleiben mit 720 € sehr hoch und Landesrätin Rüscher betonte, dass es aus ihrem Ressort keine finanzielle Unterstützung für Betroffene gibt. “Das können wir so nicht stehen lassen. Ein medizinisch sicherer Schwangerschaftsabbruch darf niemals eine Frage der eigenen finanziellen Mittel sein”, zeigt sich Pro Choice Vorarlberg-Initiatorin Nadine Dunst-Ender besorgt.
Weiters ist festzuhalten, dass aktuell keine zweite Anlaufstelle in Aussicht ist. Das operative Gespräch ist nicht am selben Tag, sondern 2-3 Tage vor dem Eingriff. Betroffene müssen also zweimal ins LKH Bregenz fahren. Das ist je nach Wohnort mit Kosten und hohem Zeitaufwand verbunden. “Zeit, die ungewollt Schwangere mitunter in Erklärungsnot bringt”, so Dunst-Ender.
Versorgung verbesserungswürdig
„Wir sind froh, dass Schwangerschaftsabbrüche im LKH jetzt endlich möglich sind, wir müssen aber gleichzeitig festhalten: Die Versorgung ungewollt Schwangerer ist verbesserungswürdig”, so Nicole Ender-Jöchl, Mit-Initiatorin Pro Choice V, während Philline Dressler, Campaings Director bei #aufstehn, ergänzt: “In Vorarlberg, aber auch in den anderen Bundesländern, müssen Betroffene tief in die Tasche greifen und lange Wege auf sich nehmen. Deshalb müssen Schwangerschaftsabbrüche langfristig raus aus dem Strafgesetzbuch – sodass Abbrüche kostenfrei und wohnortsnah verfügbar sind.”
“Wir bleiben dran!”, sind sich die Aktivistinnen einig.