„Jo, hoi! Bisch jetzt no unterwegs? Brusch oh noch s’Züg für morn Obad?“
„Jo, weil i….“
„Isch jo würklich a kle blöd, dass Silvester grad uf anam Sunntig fällt. Jetzt müand ma scho hüt da ganze Kühlschrank vollkriaga. Und min Maa, der will eba o no allerlei Süaßas ha. An kline Sachatoata hät er gära. Der ka denna glei amol am Montagmorga mit am Sportprogramm starta. Dem würd i scho glei amol uf Diät setza. Des wird sin Vorsatz füas nägsch Johr! Aber i säg dir oans, des wird denna duachzoga! Des bruch i netta, dass der si do ned drah heba wird und denn heimlich wieder des ganze süaße Züg in sinam Nachkäschtle….“
von Lydia Gaßner:
Na, liebe Leserinnen und Leser, haben Sie schon ein Bild von ihr im Kopf? Wie sie da steht, die eine bestimmte Bekannte, mit ihrem vollgefüllten Einkaufswagen und ihren Gesundheitsschuhen. Mit erhobenen Zeigefinger und ihrer Hornbrille von Neunzehnhundertirgendwas auf der Nase. Der Kopf wackelt synchron mit ihrem Zeigefinger und mit ihm fliegen die strubbeligen Haare am Kopf ebenfalls hin und her. Und auch der Einkaufswagen bekommt noch etwas ab von ihren Schwingungen und wackelt ein bisschen mit vor Angst. Und alle anderen Kunden wackeln an den Regalen entlang und flüchten in großen Bogen um uns hinfort. Und während ich noch abgelenkt ihren leicht verbogenen kleinen Zeigefinger mit dem halb abgeblätterten weinroten Nagellack gebannt beim Wackeln zusehe, und ich feststelle, dass auch ich bereits schon längst mit wackle, stellt sie mir eine Frage.
„…Aber seg, was sind dine Neujahrsvorsätz?“
„Ähh…“
„Heasch oh nu nüt überlegt? A kle Sport macha tät i dir vorschlaga! Gsund essa! Mehr schlofa! Du schaust jo gär a kle müad us, es tät dir scho guat. Und a klä Sport sicha oh!“
Und ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, liebe Leserinnen und Leser, aber wenn man so ding… gerade wie jetzt, und irgendwie hofft, ein Überfall oder ein Feuerwehralarm könnte mich aus der Situation retten, oder die Kassiererin könnte sich etwas mehr beeilen – oder Kassier, pardon. Mittlerweile dürfen ja auch schon Männer klassische Frauenarbeiten übernehmen. Da wird es nicht sehr lange dauern mit der Erhöhung des Stundenlohnes im Einzelhandel. Also wenn man irgendwie hofft, etwas Unerwartetes könnte einem aus dieser unangenehmen Situation retten, passiert es letztendlich doch nicht.
Nachdem ich nun völlig erschöpft das Einkaufszentrum eine halbe Stunde nach Ladenschluss verlassen habe, zerriss ich den handgeschriebenen Zettel mit den vorgeschlagenen 7 Neujahrsvorsätzen mit einem Lächeln. Seien wir uns ehrlich, wer hält sich schon an seine Neujahrsvorsätze? Nächstes Jahr vielleicht.
In diesem Sinne wünscht die SUSI einen guten Rutsch ins Jahr 2024!