Wie Sie in der heutigen Ausgabe des Feldkircher Anzeigers lesen können, sucht die Stadt Feldkirch nach Zeitzeugen. Als ich diese Pressemitteilung erhielt, musste ich zweimal lesen und diese zwei Begriffe mit insgesamt 17 Buchstaben entlockten mir einen Freudenschrei.
Aber mal der Reihe nach – um was geht es dabei eigentlich: Am 1. Oktober 1943 warfen mittags gegen 13.30 Uhr 35 alliierte Bomber innerhalb von zwei Minuten 18.000 Kilo schwere Bomben über Tisis und Tosters ab. Der Angriff traf die Bevölkerung völlig unerwartet. Rund 200 Menschen starben und über 100 wurden verletzt. Die Stadt Feldkirch möchte dieses Ereignis nun aufarbeiten und der Opfer gedenken. Dazu werden Zeitzeugen gesucht, was in Anbetracht dessen, dass dieses tragische Ereignis über acht Dekaden her ist, kein leichtes Unterfangen sein wird.
Diesem politischen Aufruf ist eines vorgegangen: Der bekannte Historiker Dr. Wolfgang Weber hielt Ende September an der Pädagogischen Hochschule einen spannenden und fundierten Vortrag mit Fokus auf die Erinnerungskultur. Im Anschluss fand eine rege Diskussion mit Zeitzeugen, Zweitzeugen und Historikern statt. Weber regte mit klaren Worten an, aus dem Carinastollen in Tisis einen öffentlichen Gedenkort für die Toten des US-Bombenangriffs vom 1. Oktober 1943 zu machen, mit dem Land Vorarlberg und Stadt Feldkirch ein Erinnerungszeichen setzen können, das auf den Erkenntnissen der Friedenspädagogik beruhend eine grundlegende und nachhaltige Auseinandersetzung anstrebt.
Geht das nun in diese Richtung? Ich fürchte wenn dann nur mit sehr langsamen und vorsichtigen Schritten, denn die Mühlen der Politik, vor allem der kommunalen, mahlen bekanntlich recht langsam (außer es geht um Wahlen). Will man mit diesem Aufruf zuerst Zeitzeugen finden, diese befragen und dann überlegen, was und ob man überhaupt etwas machen wird, kann, soll, darf? Endet es dann in einer weiteren Publikation in Buchform für die Bücherei im Palais Liechtenstein? Oder in einem weiteren Gedenkstein?