In Jon Klassens Graphic Novel „Der Totenkopf“, veröffentlicht bei Nord Süd in Zürich, entfaltet sich eine faszinierende Geschichte, die mit trockenem Humor und tiefgründigen Illustrationen verzaubert. Das Buch entführt die Leser in eine Welt, in der Otilla auf ein ungewöhnliches Wesen stößt, und ihre gemeinsamen Abenteuer werden zu einer meisterhaften Darbietung morbider Poesie.
Von Bandi Koeck
Die Geschichte beginnt, als Otilla tief im Wald ein altes Haus entdeckt, in dem ein Totenkopf wohnt. Was auf den ersten Blick gruselig erscheinen könnte, entwickelt sich schnell zu einer herzerwärmenden Freundschaft zwischen Otilla und dem ungewöhnlichen Bewohner. Doch die Handlung nimmt eine dunkle Wendung, als der Totenkopf Otilla vor den nächtlichen Besuchen eines kopflosen Gerippes warnt, das ihn einfangen möchte, um endlich den Tod zu finden.
Bild: Jon Klassen
Klassen schöpft für diese Graphic Novel aus einem Tiroler Volksmärchen und haucht der gruseligen Erzählung neues Leben ein. Seine einzigartige Handschrift manifestiert sich in Illustrationen, die sowohl reduziert als auch tiefgründig sind. Die minimalistischen Darstellungen verleihen der Geschichte eine besondere Atmosphäre und ermöglichen es den Lesern, in die düstere, aber fesselnde Welt einzutauchen, die Klassen geschaffen hat.
Trockener Humor
Ein herausragendes Merkmal von Jon Klassen ist seine Fähigkeit, einem Totenschädel so viel Leben einzuhauchen. Die Illustrationen sind geprägt von einem trockenen Humor, der die düstere Handlung auflockert und dem Ganzen eine eigenartige Leichtigkeit verleiht. Jede Seite ist ein Kunstwerk für sich, bei dem jeder Strich und jede Linie sorgfältig platziert sind, um eine tiefe emotionale Resonanz zu erzeugen.
„Der Totenkopf“ ist nicht nur ein Graphic Novel – es ist eine künstlerische Reise in die Dunkelheit, durchwoben von poetischer Brillanz. Jon Klassen schafft es, die Grenzen zwischen Grusel und Freundschaft zu verwischen und entführt die Leser in eine Welt, in der die Poesie des Morbiden auf wundersame Weise mit Wärme und Menschlichkeit verbunden ist.
Fazit:
Jon Klassen hat mit „Der Totenkopf“ ein Meisterwerk geschaffen, das über die Grenzen herkömmlicher Graphic Novels hinausgeht. Die trockenen Humor, die tiefgründigen Illustrationen und die einzigartige Erzählweise machen dieses Buch zu einem Juwel für alle, die sich auf die düstere Seite der Poesie einlassen wollen. Ein beeindruckendes Werk, das lange nachwirkt und die Kunst des Geschichtenerzählens auf eine neue Ebene hebt.