Das Projekt
Das Projekt „Erbe & Vision“ will Impulse setzen, auf Erfahrungsräume zurückgreifen und Zukunft neu denken. Dabei werden aktuelle und für die Stadt Feldkirch relevante Themen aufgegriffen und in verschiedensten Formaten zur Diskussion gestellt. Das Palais Liechtenstein dient als Denk-Ort für das jeweilige Jahresthema, das sich gesellschaftlichen und kulturellen Herausforderungen widmet. „Erbe & Vision“ möchte alle Personen der Region ansprechen, die sich am Nachdenken über drängende Fragen beteiligen, die sich selbst und die Welt von morgen gestalten wollen. Neben der Suche nach konkreten Lösungsansätzen gilt es, Bewusstsein zu schaffen, Denkräume zu öffnen und auch Geschichten in vielfältiger Form zu erzählen.
Ein verheißungsvoller Start
„Erbe & Vision“ geht in sein zweites Jahr. 2023 besuchten insgesamt mehr als 14.000 Personen die 131 Veranstaltungen im Palais Liechtenstein. Besonders erfolgreich war die Ausstellung „Ästhetik der Existenz … das Leben, ein Kunstwerk“, die noch bis Oktober dieses Jahres zu sehen ist. Bei der „Langen Nacht der Museen“ war sie die meistbesuchte Einrichtung in Vorarlberg. Auch die Teilnahme am musikalischen Streifzug „Rundklang“ lockte das Publikum in großen Scharen an. Bürgermeister Wolfgang Matt betont: „Das Palais Liechtenstein soll nicht nur ein Denk-Ort sein, an dem über gesellschaftliche Entwicklungen reflektiert wird, sondern in erster Linie als ein Ort der Begegnung und des Austauschs fungieren. Deshalb freut es mich, dass das Haus von der Bevölkerung so gut angenommen wird. Und das Team von ‚Erbe & Vision‘ bietet auch dieses Jahr viele attraktive Veranstaltungen zu einem dringlichen Thema.“
Beschleunigte Welt
Das Rad der Zeit scheint sich immer schneller zu drehen. Die Generationen der letzten hundert Jahre haben weit mehr Veränderungen erlebt als alle Generationen der Weltgeschichte vorher. Kommunikation und Medien, Produktion und Transport, Wertvorstellungen, Modeerscheinungen oder Lebensgewohnheiten, alles unterliegt einer zunehmenden Beschleunigung. Das Individuum trägt oft die Konsequenzen. Die Hyperaktivität der Gegenwartskultur, die Leistungs- und Selbstausbeutungsbereitschaft, aber auch die permanent lärmenden Ablenkungen und Zerstreuungen können zu Erschöpfung und Depression führen.
Jahresthema 2024
„Erbe & Vision“ widmet sich 2024 diesem wichtigen Thema. Dabei soll auf die verschiedensten Aspekte aus den verschiedensten Perspektiven hingewiesen werden. Wie unterläuft das moderne lineare Zeitverständnis das zyklische Zeitgefühl des Menschen? In welchen Bereichen spielt Zeit eine große Rolle? Und welche Möglichkeiten gibt es, dieser Dynamik entgegenzuwirken, Bewusstsein und Abstand zu gewinnen, Oasen der Entschleunigung zu entwickeln? Arbeitszeit, Vereinbarkeit von Familie und Beruf, öffentliche Verkehrsmittel oder Naherholungszonen sind Beispiele, die manchmal durch kleine Korrekturen optimiert werden können.
Rasender Stillstand
Der Titel des Jahresthemas stammt von dem gleichnamigen Buch des französischen Philosophen Paul Virilio (1932-2018). „Erbe & Vision“ fasst das Thema aber sehr weit und assoziiert unterschiedliche Problemstellungen. Raserei äußert sich als Lärm. Lärm, den wir nicht nur hören, sondern der uns auch in Atem hält, als Ablenkung, Zerstreuung, als flüchtige und leere Informationen, als Trubel der Zeit. Dies führt zu Stillstand. Entwicklungen kommen an ihr Ende. Die zunehmende Beschleunigung lässt uns oft geradezu paralysiert zurück. Dann überfällt uns das paradoxe Gefühl einer unbeweglichen Ohnmacht. Die hetzende soziale Veränderung führt zu Erwartungsunsicherheit, die Steigerung der Zahl von Handlungs- und Erlebniseinheiten lässt das Lebenstempo rasen. Doch zuletzt erkennen wir, dass Fülle nicht zur Erfüllung führt.
Gefordert sind hingegen Aufmerksamkeit und ruhiges Abwägen der Argumente. Diese bleiben die Grundlagen eines friedlichen Zusammenlebens. Denn überhastetes Denken führt zu Irrtum, überhastetes Handeln zu Fehlern, mitunter zu Gewalt und Raserei.
Programm
„Erbe & Vision“ thematisiert all diese Fragen in verschiedensten Formaten. So wird etwa bei den Palais Gesprächen der Heidelberger Psychiater und Philosoph Thomas Fuchs über „Rhythmus oder Beschleunigung“ sprechen, die Schriftstellerin Lisz Hirn sich dem „überschätzten Menschen“ widmen oder Reinhard Haller über die immense Bedeutung der Gelassenheit referieren. Der Philosophische Salon konzentriert sich auf individuelle Techniken der Entschleunigung, auf so genannte Tugenden der Besinnung: Schweigen, Warten, Hören und Sehen. Ein Symposium befasst sich mit den unterschiedlichsten Aspekten von „Zeit und Natur“ und „Zeit und Organisation“. Das neue Format Krimi Salon lädt schließlich bei Tee und Kuchen zu Vorträgen und angeregtem Austausch rund um den Kriminalroman und den Kriminalfilm.
Das detaillierte Jahresprogramm finden Sie online unter feldkirch.at/palais