Alberts Notion: Leitkultur zum Glück

Dr. Albert Wittwer

Eine bedeutende Partei mit langjähriger Regierungserfahrung – Regierungsverantwortung? – erarbeitet ihr Glaubensbekenntnis. Ich unterstelle mal, es wird wieder implizit von paniertem Schweinsschnitzel, G‘spritzem und kalenderkonformen, konsumfreundlichen religiösen Brauchtumsritualen mit Trachtenkapellen handeln. Unbekannt und unbeachtet – trotz des Dollfuß-Konkordates – bleibt für die Leitkultur die Bergpredigt. Oder die Menschenrechtskonvention.

Von Dr. Albert Wittwer

Unvermeidlich wird wohl der Liberalismus des wichtigen österreichischen Ökonomen Friedrich August von Hajeks vertreten: „Leistung muß sich lohnen“. Als bezahlte der Kapitalismus irgendjemanden nach „Leistung“. Wahrscheinlich funktioniert nur der Umkehrschluß. Die Österreicher Jan Marsalek und Rene Benko, um nur zwei zu nennen, haben – erkennbar an ihrem Lebensstil – vorübergehend viel geleistet.

Leider hat die Regierungspartei die Integrationsministerin mit der dankbaren Aufgabe der Definition unserer Leitkultur betraut. Integration bedeutet nämlich in der Soziologie vor allem die Anpassung von Zugewanderten an die Wertegemeinschaft. Die müssen dann eine Prüfung zur Daseinsberechtigung ablegen?

Als gäbe es keine Integrationsbedürftigen Ureinwohner. Haben wir gelernten Österreicher eine Wertegemeinschaft, aus der sich die Leitkultur ableiten läßt, die von jener unserer Nachbarländer verschieden ist? Nach meiner Beobachtung sind die Marotten, die etwa die Kärntner, ich benutze absichtlich die männliche Form, von den Tirolern unterscheiden, vielleicht ausgeprägter als die Unterschiede zwischen Bregenzerwäldern und Appenzellern.

Versuchen wir, die „Leitkultur“ etwas aufzumöbeln und machen einen großen Schritt zur Glücksforschung. Die Wissenschaftlerinnen haben sechs Faktoren identifiziert, die einen besonderen Einfluss auf die Lebenszufriedenheit einer Nation haben:

Wir sind im weltweiten World-Happiness-Report etwas abgesackt, dennoch auf dem vierzehnten Platz. Hauptsächlich wegen der Verdienste unserer Vorfahren und der geografischen Lage. Ich denke an das soziale Netz und die wundervolle, dank Abgelegenheit unbehelligte Natur. Glücklicher als wir fühlen sich am ersten Rang die Finnen. Trotz ihrer Nähe zum Krieg, der allsommerlichen Mückenplage und dem langen Winter. 

Von ihnen können wir lernen: Sie sind großzügig, gastfreundlich und hilfsbereit. Und vor allem haben sie weitaus weniger politische Korruption, von den Regierungsinseraten, der Parteienfinanzierung bis zur Staatspostenvergabe. Daran könnte eine Regierungspartei für ihre neue „Leitkultur“ noch arbeiten!

Anmerkung:

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