Kleine Drüse mit großer Wirkung: Heute ist Welttag der Schilddrüse

Symbolbild Untersuchtung Schilddrüse. (c) Freepic/VLKH

Probleme mit der Schilddrüse nuklearmedizinisch meist gut behandelbar

Am heutigen Samstag, 25. Mai 2024, ist „Welttag der Schilddrüse“. Der Schwerpunkttag speziell zu Erkrankungen der Schilddrüse macht darauf aufmerksam, wie viele Menschen von Knoten oder Funktionsstörungen dieses Organs betroffen sind: „Etwa ein Drittel der Bevölkerung in der zweiten Lebenshälfte hat einen oder mehrere Knoten, ohne oder mit Vergrößerung der gesamten Drüse. Dazu kommen auffällige Werte der Schilddrüsenhormone bei bis zu zehn Prozent der Menschen im Land, die auch schon in jüngerem Alter auftreten können. In der überwiegenden Mehrzahl handelt es sich um medizinisch gut behandelbare Probleme“, erklärt Prim. Univ.-Doz. Dr. Alexander Becherer. Er leitet die Abteilung für Nuklearmedizin am Schwerpunktkrankenhaus Feldkirch. Das diagnostische Management liegt in den Händen der Spezialisten seines Fachbereichs, das therapeutische – mit Ausnahme der Operation – ebenfalls.

Weil Diagnose und Therapievorschlag innerhalb eines Termins abgeklärt werden können, wird diese Spitalsleistung gerne als „One-Stopp-Shop“ beschrieben. Alle weiteren Routineuntersuchungen und Nachbehandlungen können im Anschluss nämlich von niedergelassenen (Kassen-)Ärzte übernommen werden.

Lebenswichtige Hormondrüse

Die Schilddrüse (medizinisch „Glandula thyreoidea“) ist ein schmetterlingsförmiges Organ, das sich vorne am Hals um beide Seiten der Luftröhre schmiegt. Die Hormondrüse ist lebenswichtig und spielt eine große Rolle für den Stoffwechsel, das Wachstum und die Reifung des Körpers. Sie hilft dabei, zahlreiche Körperfunktionen zu regulieren und gibt dafür durchgehend eine bestimmte Menge an Schilddrüsenhormonen ins Blut ab. „Sie regelt quasi unser Standgas“, umschreibt es der Nuklearmediziner. „Wenn zu viel Schilddrüsenhormon ausgeschüttet wird, dann beschleunigen sich Stoffwechsel und Herzschlag, die Körpertemperatur steigt leicht an. Eine Unterfunktion bewirkt das Gegenteil und äußerst sich durch Kältegefühl, Trägheit und Gewichtszunahme, ohne zuvor die Kalorienaufnahme gesteigert zu haben.

Kein Wunder also, dass Funktionsstörungen der Schilddrüse Auswirkungen auf unsere Wohlbefinden haben und durchaus spürbar sein können. „In vielen Fällen, beispielsweise bei angedeuteter Unterfunktion der Schilddrüse, sind Kontrollen ausreichend“, beruhigt Primar Dr. Alexander Becherer. „Unter bestimmten Umständen allerdings, wie etwa bei der stärker ausgeprägten Überfunktion, ist eine medikamentöse Behandlung angezeigt.“ Wenn insbesondere jüngere Personen einen deutlichen Leistungsknick spüren, oft mit Herzrasen, starkem Schwitzen, Durchfällen und nervöser Unruhe verbunden, kann eine Laboranalyse der Schilddrüsenhormone Aufschluss bringen.

Dr. Alexander Becherer. Foto: Karin Nussbaumer

Die erste Behandlung einer Schilddrüsen-Überfunktion mit radioaktivem Jod erfolgte im Jahr 1941 in den USA. Kurz darauf wurde auch damit begonnen, Karzinome der Schilddrüse so zu therapieren. Beide Behandlungsformen werden bis heute in der Nuklearmedizin weltweit erfolgreich angewendet. Auch die Therapien mit herkömmlichen Medikamenten bei Über- und Unterfunktion der Schilddrüse werden von der Nuklearmedizin eingeleitet und gesteuert.

Abklärung von Knoten wichtig

Generell sind Auffälligkeiten in und an der Schilddrüse sehr häufig, das Team der Nuklearmedizin am LKH Feldkirch führt pro Jahr rund 4.000 Schilddrüsen-Untersuchungen durch. Und obwohl das Wort „Knoten“ in manchen Ohren bedenklich klingen mag, handelt es sich in den meisten Fällen um eine gutartige Veränderung, die keine weiteren Probleme verursacht. „Dennoch ist eine Abklärung wichtig, um die wenigen Knoten, die tatsächlich behandelt werden müssen, zu erkennen“, betont der Experte. „In der Abteilung für Nuklearmedizin am LKH Feldkirch erfolgen die Beurteilung einer Veränderung der Schilddrüse und die Erstellung einer eventuellen Therapieempfehlung zumeist an einem einzigen Termin. Längerfristige medikamentöse Behandlungen führen dann die Hausärzte in enger Zusammenarbeit mit der Abteilung durch. „Wir sind froh, dass hier die Zusammenarbeit mit dem niedergelassenen Bereich so gut funktioniert“, merkt Primar Becherer an.

Steht eine Operation an, wird das ebenfalls über eine nuklearmedizinische Untersuchung festgestellt. Symptomatische Knoten, also solche, die stören, bösartig/maligne sind oder rasch wachsen, werden in der Regel chirurgisch entfernt bzw. verkleinert. „Bei der anschließenden Betreuung dieser Patienten besteht ein intensiver Austausch mit der Abteilung für Chirurgie im LKH Feldkirch, wo ein spezialisiertes Schilddrüsenteam die Eingriffe durchführt. Rund 140 bis 150 Operationen an Schilddrüse und Nebenschilddrüse sind es durchschnittlich im Jahr. Minimal-invasive Eingriffe werden an der Nuklearmedizin durchgeführt (Entleerung und Verödung von unangenehmen Schilddrüsenzysten) und seit gut fünf Jahren auch die Hitzebehandlung („Radiofrequenzablation“) von wachsenden und drückenden größeren Knoten, die dadurch weitgehend schrumpfen.

„Kropf“ durch jodiertes Salz selten geworden

Wenn die Schilddrüse vergrößert ist, wird sie mitunter auch von außen sichtbar. Landläufig wird das als „Kropf“, in der Medizin als „Struma“ bezeichnet. War dieses Phänomen der vergrößerten Schilddrüse noch vor einigen Jahrzehnten vor allem in ländlichen Gegenden so weit verbreitet, dass es – Stichwort „Kropfband“ – sogar in der Mode berücksichtigt wurde, ist der Kropf mittlerweile sehr selten: „Das Struma war eine Jodmangelerscheinung“, klärt Prim. Dr. Alexander Becherer auf. „Vor allem durch die deutliche Erhöhung der Jodierung im Kochsalz Ende der 1980er Jahre ist die Versorgung besser geworden, die Zahl an vergrößerten Schilddrüsen ist entsprechend zurückgegangen.“

Zahlen und Fakten Nuklearmedizin im LKH Feldkirch…


…zum Thema Schilddrüse (gerundet, pro Jahr im Durchschnitt)

…zum Team der Abteilung Nuklearmedizin (in „Köpfen“, Stand 05/2024)

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