Gesundheit ist unbestritten das Wichtigste im Leben. Der Physiotherapeut Sandro Frick betreut für die Stadt Feldkirch das Projekt „Fitnesscenter Natur“ und spricht tacheles über Sport, Bewegung und Ernährung.
Von Bandi Romeo Koeck
Gsi.News: Sie sind aktuell für die Stadt Feldkirch mit einem Projekt namens „Fitnesscenter Natur“ aktiv. Um was handelt es sich dabei genau?
Sandro Frick: Dieses Projekt gibt es seit 2013 in Rankweil und seit 2018 in Feldkirch. Es handelt sich dabei um ein Outdoortraining für Senioren und Junggebliebene, welches im Frühjahr und im Herbst zehn Mal stattfindet. Neben den konditionellen Fähigkeiten (Beweglichkeit, Stabilität, Kraft, Ausdauer, Handlungs-Schnelligkeit) bauen wir noch Atemtechniken, Entspannungstechniken usw. ein. Das Spezielle ist aber, dass wir bei Wind und Wetter draussen sind. Wir sind heuer in beiden Gemeinden jeweils 25 Teilnehmerinnen, eigentlich wären die Kurse mit 20 Personen limitiert. Am meisten freut es mich, dass sich ein Stamm von zirka 10 bis 15 Personen gebildet hat, die nun schon seit Jahren dabei sind.
Gsi.News: Neben Ihrer langjährigen Tätigkeit als Physiotherapeut in Altenstadt sind Sie auch an einer Zusatzausbildung beschäftigt. Erzählen Sie mehr darüber.
Frick: Eigentlich sind es zwei parallel. Ich habe natürlich schon zahlreiche Fortbildungen gemacht, aber diese zwei sind wirklich sehr speziell. Zum einen ist es die Certified Strength and Conditioning Coach Ausbildung, welche ich über die NSCA (USA) mache. Das ist eigentlich die höchste Ausbildung in diesem Bereich. Zum Anderen mache ich die Ausbildung zum KPNI -Therapeuten. PSYCHO NEURO IMMUNOLOGIE ist ein ganzheitliches Konzept, bei dem kurz gesagt nicht die Symptome, sondern die Ursache im Vordergrund steht.
Gsi.News: In Ihrer täglichen Arbeit geht es vielfach um gesunde Ernährung, Schmerzen sowie das Immunsystem. Was ist dabei das Essentiellste?
Frick: Das Essentiellste ist, dass alles einen Einfluss auf das „System Mensch“ haben kann. Es kommen viele Menschen zu mir mit Schmerzen oder nach einer OP. Dabei ist es unumgänglich, sich nicht nur mit dem Bewegungsapparat zu befassen, sondern auch zu schauen, wie es mit der Ernährung aussschaut bzw. ob das Immunsystem zielgerichtet arbeitet.
Gsi.News: Der Darm gilt vielfach als Barriere. Was führt zu einem undichtem Darm?
Frick: Der Darm ist die größte Barriere im menschlichen Körper. Über die Nahrung kommen unzählig Mikroorganismen, Eiweiße und so fort vorbei. Der Darm muss für Nährstoffe durchlässig sein und gleichzeitig undurchlässig für Schadstoffe oder Krankheitserreger. Undicht kann der Darm durch größere Mengen von so genannten Antinutrienten wie z.B. Hülsenfrüchten, Bohnen oder Linsen werden. Ebenfalls kann ein häufiger Gebrauch von Entzündungshemmer, Antibiotika und chronischer Stress die Barriere schädigen.
Gsi.News: Bandscheibenprobleme sind vielfach dem Zeitgeist geschuldet. Wie können diese verhindert werden?
Frick: Aufgrund der Industrialisierung wurde die körperliche Arbeit immer weniger. Der Körper ist aber dafür da, um bewegt zu werden, ansonsten wären wir verhungert, verdurstet oder von einem wilden Tier angegriffen worden. Use it or loose it – alles was wir nicht brauchen, baut der Körper ab. Eingeschränkte Beweglichkeit oder fehlende Stabilität können die äußeren Fasern der Bandscheibe schädigen und die Bandscheibe kann „drücken.“
Gsi.News: Ist Stress immer Stress und welche Reize sind gut für uns?
Frick: Stress ist oft negativ behaftet. Wenn die Stressoren gezielt gesetzt werden wie z.B. Bewegung an der frischen Luft oder ein Training in der Kraftkammer, dann erfolgt im besten Fall eine positive Anpassung. Ganz früher hatten wir weniger, aber dafür intensive Stressoren (Hunger, Durst, Kampf, Flucht). Heute schaut das Ganze ganz anders aus: Soziale Probleme, finanzielle Probleme, negative Berichterstattung usw. Wir haben unzählige Reize täglich zu verarbeiten, jeden Tag aufs Neue und hier gilt es, das Stressreservoir bei Laune zu halten.
Gsi.News: Welche Reize sollten wir besser verhindern und was machen Sie persönlich dagegen?
Frick: Ich glaube eher die Frage sollte lauten, welche Reize wir wieder machen sollten.Grundsätzlich leben wir zu extrem unextrem. Wir sollten wieder lernen, unseren Körper zu fordern und Reize zu setzen, auf welche es eine Anpassung gibt. Es ist nichts anderes als ein Training, wenn wir mal wieder hungern, frieren, schwitzen, barfuss laufen usw.
Gsi.News: Na dann nichts wie die Schuhe ausziehen, es ist schließlich Mai und gesund. Vielen Dank für das informative Gespräch!
Zur Person: Sandro Frick
- Geboren am 14.12.1978 in Feldkirch
- Familie: Partnerschaft, Vater von einem Sohn
- Beruf:Physiotherapeut
- Hobbys: Aktiv: Krafttraining, Skifahren, E-Mountainbike, Padel usw. Passiv: fast jede Sportart
- Vereine: FC-Tosters 99, TC-BW Feldkirch, VEU-Feldkirch, Pioneers Vorarlberg
- Kontakt:sandro.frick@gmx.at