„Wir wollen die Zukunft der Pflegeführung so gestalten, dass wir damit gemeinsam unseren Berufsbereich als Rückgrat der Gesundheitsversorgung stärken können.“ Mit diesem ambitionierten Ziel haben vor über zwei Jahren die Pflegedirektoren der Vorarlberger Landeskrankenhäuser gemeinsam mit den Vertretern des Pflegemanagements der mittleren Führungsebene aller Häuser einen Prozess eingeläutet, der seitdem unermüdlich vorangetrieben wird.
Kürzlich fand mit dem 2. Symposium zu den „Tagen der Führungskräfte“ ein neuerlicher Höhepunkt dieser Bemühungen statt: Über 150 Pflegefachpersonen in Leitungspositionen und Stabsfunktionen haben an der Tagung im LKH Feldkirch teilgenommen. Auf dem Programm standen Vorträge mit praxisnahen Inputs, interaktive Workshops und Diskussionsrunden. In den Wochen zuvor haben sich die Mitwirkenden aus den einzelnen Häusern in Projektgruppen auf diesen großen Tag vorbereitet.
Die Veranstaltung bot Gelegenheit, weitere Entwicklungsergebnisse zu präsentieren, sich zu vernetzen und gemeinsam zu gestalten. Die Teilnehmer:innen hatten aber nicht nur die Möglichkeit, voneinander zu lernen und ihr Wissen zu erweitern, sondern auch die Chance, ihre Leidenschaft für ihre Aufgaben als Teamleader zu vertiefen und sich in ihren Funktionen gegenseitig zu unterstützen.
Erwartungen und Rollenverständnis definieren
Während das Pflegeverständnis definiert, auf was die Patient:innen in den VLKH vertrauen können, legt das Führungsverständnis fest, was die Mitarbeiter:innen in der Pflege ihrerseits von ihren jeweiligen Teamleitungen erwarten dürfen. Dazu werden klare und den aktuellen Bedürfnissen angepasste Rollenprofile ausgearbeitet. Eine transparente und durchgängige Verantwortungskultur bildet die Basis. Dazu gehört nicht nur das Abstecken von Entscheidungskompetenzen, sondern auch die Definition von Gestaltungsspielräumen. Das schafft Sicherheit im Team und attraktive Perspektiven innerhalb der einzelnen Rollen und Funktionen.
Im Herbst 2023 ist beispielsweise die „ARGE Praxisanleitung“ für Auszubildende in der Pflege auf neue Beine gestellt worden. Die Leitung hat DGKP Melissa Marte, BScN übernommen. Bei ihr laufen damit alle Fäden rund um die Anliegen und die landesweite Entwicklung der Praxisanleitung in den VLKH und im KH Dornbirn zusammen. Daneben hat sie selbst auch die Rolle der „zentralen Praxisanleiterin“ am Landeskrankenhaus Rankweil. In einem gemeinsamen Vortrag mit Martin Mayer, MSc. (Stellvertretender Pflegedirektor am LKH Hohenems) hat sie am Beispiel ihrer Führungsrolle deutlich gemacht, wie wichtig eine gut koordinierte Organisation und eine klar definierte Aufgabenverteilung – gerade auch in Schlüsselpositionen – für den Arbeitsalltag sind.
Foto: Mathis Fotografie
Von Beginn an gut begleitet
In allen Krankenhäusern des Landes stehen den Auszubildenden in der Pflege für die Praxistage eigens ausgebildete Praxisanleiter:innen und Mentor:innen zur Seite. Je nach Ausbildungsjahr werden den Lernenden mehr und mehr Kompetenzen übertragen. Die Qualität der Praxisanleitungen auf den Stationen ist daher essentiell für den Bildungsweg der künftigen Pflegefachkräfte und kann wichtige Weichen stellen. „Allein bei uns in Rankweil sind über 20 Praxisanleiter:innen und über 80 Mentor:innen im Einsatz“, erklärt Melissa Marte.
Der Lehrplan gibt vor, wie viele Praxisstunden die Auszubildenden in den jeweiligen Fachbereichen absolvieren müssen. Im Durchschnitt dauert ein Praktikum zwischen fünf und acht Wochen. Der gesetzlich vorgegebene Rahmen des Curriculums lässt zudem die Möglichkeit eines „Wunschpraktikums“ zu: „Meist sind das dann spannende Arbeitsfelder – wie etwa die forensische Psychiatrie, die im regulären Praxisplan nicht vorgesehen ist“, klärt Melissa Marte auf. Unabhängig auf welcher Station das Praktikum stattfindet, findet die Praxisanleitung immer direkt im realen Arbeitsalltag statt. Deshalb sind eine gute Organisation und auch eine klare Definition dieser Anleitungsfunktion wichtig: „Wir haben für die Praxisanleitung nicht nur unterschiedliche Schwerpunkte, sondern auch Verantwortlichkeiten festgelegt sowie unsere Rolle und Zusammenarbeit mit den unterschiedlichen beruflichen Positionen definiert“, erklärt Martin Mayer. Denn es gilt, die Schnittstellen zwischen den Führungskräften und -ebenen optimal zu gestalten, Engpasssituationen zu vermeiden und die Voraussetzung für eine gute, reibungslose Zusammenarbeit zu schaffen.
„Für alle Neuankömmlinge gestalten wir einen Einführungstag, bei dem sie einen generellen Überblick über das Krankenhaus bekommen sowie sämtliche Abläufe und Besonderheiten der jeweiligen Station kennenlernen“, fügt Melissa Marte hinzu. „Daneben gibt es in den Häusern eine Art Expertenrunde, einen Jour fixe speziell für unsere Auszubildenden. Da werden ein- bis zweimal im Monat einzelne Pflegethemen fachgerecht erörtert.“
Vernetzungen quer über alle Institutionen
Die Auszubildenden lernen bei ihren Praktika nicht nur die unterschiedlichen Spitäler, sondern auch Einrichtungen der Langzeitpflege kennen. Und Melissa Marte muss in ihrer Funktion als Leitung der „ARGE Praxisanleitung“ auch mit Vertreter:innen von Einrichtungen außerhalb der Krankenhäuser – etwa mit jenen der unterschiedlichen Bildungsinstitutionen, die im Pflegebereich ausbilden, in regelmäßigem Austausch stehen. „Ich bin diejenige, die die Anliegen, Erfolge und Kritikpunkte meiner Kolleginnen zusammenträgt und dann auf den gemeinsamen Tisch bringt. Zusammen suchen wir nach Lösungen und reagieren auf Änderungen und Novellierungen in der Ausbildungslandschaft“, fasst Melissa Marte zusammen.
Als eines der aktuellen Beispiele nennt die Expertin die gewachsene Vielfalt an Ausbildungsmöglichkeiten im Land. „Generell erfordern die vielseitigen Ausbildungshintergründe der Auszubildenden auch von den Teams auf den Stationen der Krankenhäuser Flexibilität und unterschiedliche Zugänge bei der Praxisanleitung.“ All dies gilt es zu koordinieren und in gut funktionierende Strukturen zu gießen. Regelmäßiger Austausch unter den Praxisanleiter:innen quer über alle Häuser und Institution hinweg ist daher das Um und Auf, genauso wie ständige Weiterbildungen.
Eine gute und motivierende Willkommenskultur ist den Teams eine wichtige, gemeinsame Basis. „Wir wollen ja nicht nur Fachwissen, sondern auch unsere Freude am Beruf vermitteln“, betont Melissa Marte und Martin Mayer. „Und Veranstaltungen wie die Tage der Führungskräfte haben daher auch entsprechend Bedeutung für uns: Zum einen, um unsere Arbeit vorzustellen und aufzuzeigen, mit welchen Anliegen sich die Kolleg:innen an uns wenden können. Zum anderen vermitteln solche Tage auch eindrücklich, von wie viel Engagement die unterschiedlichen Führungspositionen im Pflegebereich getragen sind und dass man damit doch einiges bewegen kann.“
Martin Mayer und Melissa Marte. Foto: Mathis