Der Freischütz – eine Zombieapokalypse auf der Seebühne

Filmregisseur Philipp Stölzl bringt den „Freischütz“ mit einer schaurig gelungenen Neuinterpretation eines Opernklassikers auf die Seebühne, der dadurch viel zugänglicher geworden ist und auch Film- und Serienliebhaber anspricht. Feuerspeiende Schlangen, eine Zombieapokalypse und eine fantastische Lightshow lässt die für manch veraltete Kunstform Oper, Entstanden um 1600, im 21. Jahrhundert ankommen. Das Stück wird mit zusätzlichen, modernen Dialogen bestückt, und die Musik dabei gekürzt.   

von Lydia Gaßner:

Alle zwei Jahre wird in Bregenz ein neues Opern-Spektakel für 6600 Besucher inszeniert und eine komplett neue Bühne gebaut. Dieses Jahr gibt es 680 Quadratmeter Bühnenoberfläche, darauf eine Art Eisberg, eine märchenhafte Winterlandschaft, auf der sich alte Holzhäuser, abgestorbene Bäume und sumpfiges Wasser befinden, und mittig prahlt ein überdimensionaler Mond, der den ganzen Abend immer wieder in Szene gebracht wird.

Bereits zu Beginn wird ein schlechter Ausgang erzählt: Agathe wird durch Max erschossen und liegt schon im Sarg. Max wird erhängt. Das kann nicht das wahre Ende sein, mit dem können wir uns nicht zufrieden geben. So lässt uns der Teufel Samiel, der in diesem Stück eine Erzählerrolle inne hat, die Uhrzeiger des schiefen Kirchturms zurückdrehen und „aus gestern werde heute“ werden.

Fotorobe „Der Freischütz“ Bregenzer Festspiele ©anja koehler | anjakoehler.de

Mit seiner gruseligen und gleichzeitig humorvollen satirischen Spielmacherart begleitet uns der komödiantische Teufel durch die „Show“. Er klettert auf Bäumen oder zur Wolfsschlucht auf feuerspeienden Seeschlangen, spricht in Reimen, mischt sich gerne in Arien ein und singt sogar mit. Er stoppt die Erzählung, erklärt, was gerade auf der Bühne passiert, und vermittelt damit zwischen Geschehen und Publikum. Die beiden Darsteller Moritz von Treuenfels und Niklas Wetzel machen das umwerfend gut, schonen sich nie und werden zum bejubelten Mittelpunkt.

Bregenz, Vorarlberg, Oesterreich, 12. Juli 2024 – Der Freischuetz, Bregenzer Fest Spiele. © Bregenzer Festspiele / Daniel Ammann

Bleibt nur noch über das tatsächliche Ende zu rätseln: Hat Regisseur Stölzl jetzt wirklich den tragischen Ausgang für seinen „Freischütz“ gewählt, oder gibt es gleich ein ganz anderes Ende? Die Figuren Agathe und Ännchen sind zeitgemäßer und emanzipierter. Die beiden brauchen keinen Mann und wollen gemeinsam fliehen. Es wird auch ein Knistern zwischen den beiden Frauen angedeutet, ein Kuss, das so in der ursprünglichen Vorlage nicht vorhanden ist.

Aber am besten machen Sie sich selbst ein Bild davon. Das Stück läuft heuer noch bis 18. August. Die Premiere nächstes Jahr findet am 17. Juli 2025 statt.

Infobox:

Der Freischütz – Car Maria von Weber: Premiere 17 Juli 2024;

Premiere 17 Juli 2025 (Vorverkaufsstart 1. Okt. 2024)

Ein unwirkliches Dorf in Deutschland kurz nach dem Dreißigjährigen Krieg: Der junge Amtsschreiber Max liebt Agathe, die Tochter des Erbförsters Kuno. Doch damit Max sie heiraten kann, muss der ungeübte Schütze sich einem archaischen Brauch unterwerfen und einen Probeschuss absolvieren – für ihn eine unerfüllbare Herausforderung. Das weiß auch der zwielichtige Kriegsveteran Kaspar, der den Amtsschreiber dazu überredet, mit ihm um Mitternacht in der Wolfsschlucht Freikugeln zu gießen, die niemals fehlgehen. In seiner ausweglosen Situation schließt Max in der Wolfschlucht einen Pakt mit dem Teufel. Was er nicht weiß: Sechs von den verfluchten Freikugeln treffen, die siebte aber lenkt der Teufel dorthin, wo er will. Währenddessen versucht seine Verlobte Agathe vergeblich in der stürmischen Nacht Schlaf zu finden. Am Morgen ihres Hochzeitstages packt sie eine düstere Vorahnung. Selbst ihre beste Freundin Ännchen kann sie nicht aufmuntern. Und als es zum Probeschluss kommt, hat Max ausgerechnet die siebte Kugel geladen. Er lebt ab, zielt und drückt ab…

Die mobile Version verlassen