„Mei, Schätzile, kannsch du mir dr Rücken ischmira, Schätzile?“
„Mh!“
„Ja, und Schätzile, kannsch du mir denna mi Buach geah, Schätzile?“
„Mh!“
„Ja, und Schätzile, kannsch du mir denna noch a Wassa hola, Schätzile?“
„Mh!“
„Ja, und Schätzile, gosch du denna mit mir ins Wasser, Schätzile?“
„Mh!“
Von Lydia Gaßner:
Von Weitem fielen sie heute Morgen schon in mein Blickfeld. Die dürre Bohnenstange mit spargelfarbenen Sommerkleid und übergroßen Sommerhut schlenderte auf leichtem Fuß mit ihrer Badetasche den gepflasterten Weg entlang. Sie deutete mit ihrer freien Hand, an dessen Arm sich klimpernde goldene Ringe befanden, auf verschiedene Stellen am noch menschenleeren Strand. „Vielleicht da Schätzile, vielleicht da Schätzile…“ Auch von dieser Entfernung waren die krallenartigen pinken Fingernägel erkennbar. Hinter ihr tauchte auf, stöhnend mit Sack und Pack, Mr Fitnessguru höchst persönlich.
Zu aller Freude war dann ihre Qual der Wahl des perfekten Platzes neben mir – und neben Herr und Frau Strandbesucher-seit-1972. DAS Urgestein, immer der selbe Platz, immer die zwei Campingsessel, offensichtlich seit der Geburtsstunde ihrer Urlaubsreisen. Und auch der Rest ihrer Sonnencreme muss aus dem selben Jahr gewesen sein, denn bereits am frühen Nachmittag waren Herr und Frau Früher-war-das-hier-so-und-so Tomatenrot, und am späten Nachmittag zog sich bereits die erste Hautschichten vorne und hinten ab, während sie sich mit ihren Kugelbäuchen aufrafften und sich langsam dem Wasser näherten.
Die dünne Bohnenstange jammerte etwas herum, weil das mit ihren Wünschen heute nicht ganz klappte, und auch bei ihr die Tomatenbräune an den Schultern kam, und Mr. Fitnessguru machte zwischendurch mit Liegestützen andere Bohnenstangen auf sich aufmerksam und kommt aus seinen Augenzwinkern nicht mehr heraus. Irgend ein Kind wurde zwischendurch beim Eisessen von einer Wespe gestochen, was doch etwas Unruhe mit sich brachte und den einen oder anderen vom Handy aufschauen ließ und ein anderes verletzte sich beim Rutschen, wodurch dann doch ein bisschen Blut am Geländer für Unmut sorgte. Irgendwer schüttet sein viertes Bier vorm Kioskboden aus und irgendwer ärgert sich über den unnötigen Alkoholkonsum der Jugendlichen. Und irgendwo leuchten rote glänzende Köpfe wie sonnengereifte Tomaten am Strand hervor. Und während ich nun die letzten Sonnenstrahlen für den heutigen super heißen Tag genieße, merke auch ich an mir an manchen Stellen trotz Sonnencreme ein bisschen Tomatenbräune.
In diesem Sinne wünscht die SUSI noch einen heißen Sommer!