Reallabor Vorarlberg: Tourismusentwicklung wissenschaftlich begleitet
Innovationen sind der Schlüssel für eine erfolgreiche Tourismusentwicklung. Diese zu fördern, ist eine der Aufgaben, die Vorarlberg Tourismus mit der Umsetzung der Vorarlberger Tourismusstrategie 2030 übernommen hat. Dazu starten zwei neue Projekte, die bei der Pressekonferenz am 2. Oktober vorgestellt wurden: Der Tourismusnavigator Vorarlberg ermöglicht dem Tourismussystem eine effiziente und faktenbasierte Zusammenarbeit. Das Reallabor Vorarlberg – ein Kooperationsprojekt mit der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt – fokussiert auf die nachhaltige Lebensraumentwicklung.
Nach einem sehr guten Winter ist auch der Sommer auf Erfolgskurs: Mit über 1 Million Gästen (+3,1 %) und rund 3,3 Millionen Nächtigungen (+1,5 %) übertrifft die Auslastung zwischen Mai und August sogar jene des Rekordjahres 2023. „Das ist ein weiterer Beleg für die hervorragende Arbeit unserer Betriebe und dafür, dass die Vorarlberger Tourismusstrategie 2030 die ideale Grundlage für eine positive Weiterentwicklung ist“, betonte Tourismuslandesrat Christian Gantner.
„Es läuft gut. Die Hauptmärkte entwickeln sich stabil und die Gäste sind mit dem Angebot zufrieden“, bestätigte Landestourismusdirektor Christian Schützinger. Um auch künftig gut aufgestellt zu sein, ist in der Strategie Forschungsarbeit zur nachhaltigen Tourismusentwicklung verankert: Vorarlberg Tourismus initiierte dazu das Reallabor Vorarlberg in Zusammenarbeit mit der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt. Parallel wird der Tourismusvavigator Vorarlberg aufgebaut, der Zugang zu Kennzahlen und Trends des Tourismus in Vorarlberg bietet und Daten visualisiert. „Ziel ist es, Daten zu nutzen, um fundierte Entscheidungen für die Zukunft zu ermöglichen“, so Schützinger.
Montafoner Steinschafe (c) Andreas Haller – Montafon Tourismus
Entscheidungen für die Zukunft
Darauf baut der Tourismusnavigator Vorarlberg auf. Er bietet Zugang zu Daten verschiedener Quellen: die monatliche Statistik, Kennzahlen der Vorarlberger Tourismusstrategie 2030 und künftig auch Ergebnisse der T-MONA-Analyse, der Deutschen Reiseanalyse, Daten zur V-CARD und viele mehr. Vorarlberg Tourismus kümmert sich um den technischen und rechtlichen Rahmen für die zugrundeliegende Datenbank, holt Nutzungsrechte ein, organisiert die Daten und pflegt den Tourismusnavigator Vorarlberg: „Er dient zur Visualisierung von Daten und hilft, Trends und Entwicklungen zu veranschaulichen“, erläuterte Joachim Kresser, stellvertretender Geschäftsführer von Vorarlberg Tourismus.
Der Navigator ist auf der B2B-Website von Vorarlberg Tourismus (gmbh.vorarlberg.travel) eingebunden und steht den Destinationen sowie interessierten Betrieben und Forschenden zur Verfügung. „Das Tool soll dazu animieren, mit Daten zu arbeiten und Projekte auf faktenbasierter Ebene weiterzuentwickeln“, erklärte Kresser. Entscheidungen würden allzu oft aus dem Bauch heraus getroffen. Der Tourismusnavigator Vorarlberg erlaubt eine fundierte Auseinandersetzung mit Themen wie Besucherlenkung, künftiger Mobilitätsbedarf, Kulinariktrends usw. „Er bildet damit die Grundlage für eine nachhaltige Weiterentwicklung unseres Lebensraums – analog zur Vision der Tourismusstrategie, ‚Orte und Räume für ein gutes Leben‘ zu gestalten“, bekräftigte Kresser.
Formarinsee und Rote Wand (c) Dietmar Denger – Vorarlberg Tourismus
Gutes Leben im ländlichen Raum
Um die nachhaltige Weiterentwicklung des Lebensraums geht es im Reallabor Vorarlberg. Das Projekt ist vorerst für 1,5 Jahre geplant. Geleitet wird es von Professor Dr. Harald Pechlaner, der den Lehrstuhl Tourismus an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt innehat und der auch Gründungsdekan einer School of Transformation and Sustainability ist. „Ein Reallabor ist ein junger Ansatz. Wenige Regionen haben damit gearbeitet, meist zu Themen wie Energie oder Mobilität. Das Reallabor Vorarlberg ist komplexer, weil es um die Weiterentwicklung des Lebensraums geht“, erklärte Pechlaner.
Gemeinsam mit den Studierenden des Masterstudienlehrgangs „Transformation und nachhaltige Lebensraumentwicklung – Tourismus neu gestalten“ beschäftigt er sich mit Nachhaltigkeit, Krisen, Wirtschaft, Gesundheit und demographischen Verschiebungen. „Das beeinflusst auch das Reiseverhalten“, sagte er. In der Vergangenheit habe der Tourismus zu sehr auf die Bedürfnisse der Tourist:innen fokussiert anstatt auf den Lebensraum. „Die Hauptfrage lautet deshalb: Was bedeutet in Zukunft ein gutes Leben im ländlichen Raum?“, so der Experte.
Altes Walserhus Mittelberg. Foto: Dietmar Denger – Vorarlberg Tourismus
Innovationskraft fördern
„Junge Wissenschaftler:innen werden den Blick von außen einbringen und mit Gastgeber:innen zu verschiedenen Themenkreisen zusammenarbeiten. In welcher Form das geschieht, bestimmen die Akteur:innen selbst“, erklärte Christian Schützinger. Mit dem Reallabor setzt Vorarlberg Tourismus die Kooperation mit der Uni Eichstätt-Ingolstadt fort: Pechlaner war Jurymitglied beim Vorarlberger Tourismuspreis im Juni, seine Student:innen erhielten bei den verschiedenen Veranstaltungen anlässlich des Treffpunkt.Tourismus erste Einblicke in die Vorarlberger Tourismuslandschaft.
„Im Reallabor geht es nicht um das Geschäft der nächsten 15 Jahre, sondern um unsere Zukunft“, führte Christian Schützinger aus. Wandel finde oft in einem Tempo statt, der zu voreiligen Schlüssen und Handlungen führe. „Mit dem Projekt wollen wir die operative – oft emotionsbehaftete – Hektik herausnehmen und reflektiert auf Veränderungen schauen: nicht nur auf klimatische, sondern auch auf Mobilitäts- oder Ernährungsverhalten. Wir wollen ein Klima der Innovationsfreude schaffen“, betonte Schützinger. Damit leiste der Tourismus einen wichtigen Beitrag zur Gestaltung des Lebensraums.
Aufstieg auf den Tristenkopf mit Sibratsgfäll im Hintergrund (c) Birgit Gelder – Bregenzerwald Tourismus
Beliebtes Urlaubs- und Freizeitland
Die Zahlen für den laufenden Sommer (Mai–August) zeigen, dass Vorarlberg ein hohe Urlaubs- und Freizeitqualität bietet: Die Betriebe verzeichnen bei den Hauptmärkten Nächtigungszuwächse (Österreich, Deutschland, Schweiz) bzw. ein gleichbleibend hohes Niveau (Niederlande -1 %). Bei Einheimischen liegt Vorarlberg als Reiseziel ebenso hoch im Kurs: Knapp ein Viertel der österreichischen Gäste in Vorarlberg stammt aus dem eigenen Bundesland (43.911) und buchte ein Viertel der Nächtigungen (102.611). „Wir gestalten den Tourismus nicht nur für Gäste, sondern genauso für die Menschen, die hier leben. Deshalb ist die Forschung ein entscheidender Teil unserer Strategie – sie hilft uns, Wege zu finden, wie Tourismus und Lebensqualität Hand in Hand gehen.“
Mit dem Verkauf von rund 20.000 V-CARDs und einem Umsatz von 1,42 Millionen Euro wurde die Zielmarke erreicht. „Der Erfolg zeigt, dass unsere Tourismusangebote nicht nur von den Gästen, sondern auch von der einheimischen Bevölkerung geschätzt werden. Die V-CARD ist ein Symbol dafür, dass Vorarlberg für alle, die hier leben und die uns besuchen, etwas Besonderes zu bieten hat“, ist Christian Gantner überzeugt.
Eingang zum Skyspace in Oberlech mit Omeshorn im Hintergrund (c) Oberhauser Photography – Vorarlberg Tourismus