Susis Gedankenwelt #204: Sie wählen, wir spielen

© Telefon Buchstabe Füllfederhalter - Kostenloses Foto auf Pixabay 12.1.24

Neulich lauscht das kleine Mäuschen:

„Jetzt müand ma wieder.“

„Ja, jetzt müand ma wieder, Herbert.“

„Ja, nützt nüt. Jetzt müand ma halt wieder. Geh, hilf mr mol us da Jacke, Hilde.“

von Lydia Gaßner:

Als sie endlich an der Reihe waren, huschen sie hinter die Vorhänge. Was? Was? Was? Keine Sorge, liebe Leserinnen und Leser an diesem weiteren Wahlsonntag. Das ältere Ehepaar hat sich nicht zum pflichtbewussten allsonntaglichen Schäferstündchen im Schlafzimmer getroffen, sondern stand mit wackeligen Beinen hinter den zwei Vorhängen, wie vor einem Pissoir, getrennt durch einen dünne Spannplatte. Beide fuchteln anschließend beim Kuverteinwurf mit dem österreichischem Pass umher.

Das Mäuschen wackelt erstaunt mit den Ohren.

Dass es Zeiten gab, in denen man froh war, wählen gehen zu können – vor allem Frauen – das haben sie wohl verdrängt, die forschen Wählerinnen und Wähler von heute. Dass genau aus diesem Grund viele Menschen in „unser“ Land („Meins!“ „Meins!“) kommen wollen, das „wir mit unseren eigenen Händen mühevollst aufgebaut“ haben, scheint sie in diesem Moment auch nicht zu interessieren. Sie bedenken eher, dass alle, die nicht die DNA der Eigentumsbildung (anm. Elefantenrunde) besitzen, hier wieder verschwinden sollen, zusammen mit den ganzen Drogenbergen.

„Jo, es sind oafach scho zviele do.“

„Ja, ma ka jo würkli nimmr alanig uf dStroß am Obad. Scho sind se do.“

„Jo, und dia nehmand üs alls weg. Do händs 5 Kind, und kriagn an Hufa Geld. Es wird nimma lang go. Hilf mr mol wieder in d’Jacke, Hilde.“

Das Mäuschen wird mit dem Ohrenwackeln nicht mehr fertig. Dass es in der „eigenen“ Bevölkerung an Nachwuchs fehlt und die Geburtenrate sinkt, und somit auch das Pensionsantrittsalter in die Höhe schnellt, scheint sie in diesem Moment nicht zu interessieren. Sie bedenken eher, dass es wieder so werden soll wie früher, unser schönes Fleckchen auf Erden.

Wann früher? Als sie selbst Kinder waren, und jeden Morgen einen halbstündigen Fußmarsch in die Schule machen mussten? Bei jedem Wetter natürlich, mit kaputten Schuhen. Als sie zuhause dann gleich Dresche bekommen haben, weil sie in der Schule vorlaut war? Als sie sich als junge Dame sputen mussten und sich um Haushalt, Kind und Ehemann kümmern mussten, letztes sollte doch immer gutes Essen haben. Als der Mann noch entschieden hat, ob sie arbeiten gehen darf oder ob sie noch ein Kind bekommen soll? Als sich in der Hippiezeit Aids wie eine Magen-Darmgrippe verbreitete? Zu einer Zeit, in der Nutella und Hanuta noch als gesundes Frühstück in der Werbung galt? Oder zu einer Zeit, wo laut Gesetz Übergriffe auf Frauen erst dann gelten, wenn sie laut NEIN gesagt hat – und das vor Gericht aber erst mal bewiesen werden muss? Oder zu der Coronazeit, wo alle im Lockdown zuhause saßen, und somit die Zahl der psychisch Erkranken und Handysuchtgefärdeten stieg?

„Mittlawil isch es ja scho völlig wuascht, was mia wähland. Dia do oba machend ja sowieso ihre Spielchen, se tuan, was se welland. Der Wähler wird ja von vorne bis hinta nur verarscht.“

„Ja, gell, i merk, heasch jetzt scho an Hunga, Herbert? Din Lieblingsessa han i scho fertig kochat. Kriagsch das glei, wenn ma dahoam sind.“

„Geh, hilf mr mol mit dem Reißverschluss vo dera Jacke, Hilde.“

In diesem Sinne wünscht die SUSI einen schönen Sonntag!

Die mobile Version verlassen