Egal ob Familien-, Gesellschafts-, oder Bildungsroman: Die Vorarlberger lieben Belletristik – aber auch Nachhaltigkeit: Über 70 Prozent1 aller gekauften Second-Hand-Artikel in Österreich sind mittlerweile Bücher. Doch die Vorarlberger kaufen und lesen nicht nur fleißig – auch eine beachtliche Zahl an berühmten Werken hat zwischen dem Arlberg und dem Bodensee ihre Wurzeln. Der Online-Re-Commerce-Innovator Bookbot, bei dem Leser gebrauchte Bücher verkaufen und erwerben können, gibt einen kleinen Einblick in Vorarlbergs reichhaltige Literaturlandschaft.
Vorarlberg hat eine beeindruckende literarische Tradition, die oft im Schatten der Kulturhochburg Wien steht. „Völlig zu Unrecht”, wie Marilena Himmelreich, Pressesprecherin von Bookbot findet. „Vorarlberg hat in dieser Hinsicht viel zu bieten – zahlreiche namhafte Autor*innen und Werke haben ihren Ursprung in Vorarlberg und Vorarlberger Autor*innen prägen die deutschsprachige Kulturlandschaft bis heute”. Dabei denkt man bei regionalen Autor*innen oft nur an Heimatliteratur, was aber nicht unbedingt der Fall sein muss: „Bücher, die um den Ort ihrer Herkunft kreisen, können langweilig und unbedeutend sein. Sie können aber auch in das Innere großer Weltthemen und Konflikte führen. Der Umgang mit Herkunft, der Blick auf kleinere Räume und Zustände bildet in der Literatur den häufig anstrengenderen, mutigeren und oft auch verzweifelten Weg, zeitgenössisch jenseits der großen Metropolen und Megacitys zu sein”, so Kulturwissenschaftler und Autor Dr. Gernot Wolfram. Bookbot, die Online-Plattform für Second-Hand-Bücher, hat letztes Jahr über 400.000 Bücher von österreichischen Nutzer*innen für den Wiederverkauf gesammelt und ausgewertet. Drei hervorragende Werke von namhaften Vorarlberger Autoren sind dabei besonders aufgefallen.
Vergangenheit im Erbe
Einer der wohl bekanntesten Vorarlberger Autoren ist Arno Geiger, der 1968 in Bregenz zur Welt kam und seine Kindheit in Wolfurt verbrachte. Während seines Studiums und seiner Stelle als Bühnentechniker bei den Bregenzer Festspielen, schrieb Geiger bereits seine ersten Bücher. Sein Spektrum reicht von Coming-of-Age-Geschichten bis zur Auseinandersetzung mit individuellen Schicksalen und Familiengeschichten. Sein mit dem deutschen Buchpreis ausgezeichneter Roman „Es geht uns gut” dreht sich um Philipp Erlach, der das Haus seiner Großmutter erbt und beim Entrümpeln auf die alte Familiengeschichte zurückblickt, die ihn eigentlich nie interessiert hat. Der Roman erzählt über drei Generationen hinweg die Geschichte von Alma und Richard, die 1938 ihre Tochter Ingrid bekommen und sich von den Nazis distanzieren, von Peter, der 1945 als Hitlerjunge durch die Trümmer Wiens läuft, und von Ingrid, die mit Peter eine eigene Familie gründet. Geiger gelingt es, 70 Jahre Familien- und Zeitgeschichte mit einer Mischung aus Traurigkeit und Komik anschaulich und lebendig darzustellen.
Erinnerungen eines Weltbürgers
Michael Köhlmeier, geboren 1949 in Hard ist ein künstlerischer Allrounder. Der Schriftsteller, der auch als Hörbuchautor Bekanntheit erlangte, hat ein beachtliches Lebenswerk vorzuweisen und eine große Anzahl an Büchern verfasst, darunter Romane, Nacherzählungen und Essays. Einer seiner bekanntesten Romane ist „Abendland”, in dem der 95-jährige Carl Jakob Candoris beschließt, sein Leben durch Sebastian, dem Sohn eines alten Freundes, zu verschriftlichen. Candoris erzählt von seinem Großvater, der einen berühmten Kolonialwarenladen in Wien führte, von seinen exzentrischen Verwandten in Göttingen, dem Nachkriegs-Wien und dem Kontakt zu bedeutenden Naturwissenschaftlern. Gleichzeitig spiegelt sich in Sebastians Geschichte eine Suche nach Selbstfindung, die sich über die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts erstreckt.
Köhlmeier schuf mit „Abendland” einen Generationenroman, der wichtige Ereignisse des letzten Jahrhunderts in eine spannende Storyline packt.
Liebe und Geheimnisse im ersten Weltkrieg
Die 1947 in Au geborene Monika Helfer wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet und gehört damit zu den prägendsten Schriftsteller*innen unserer Zeit. In ihrem Schaffen setzt sie sich gerne mit familiären Konflikten und alltäglichen Sorgen in einem sehr emotionalen und einfühlsamen Stil auseinander, was starken Anklang bei ihrer breiten Leserschaft findet. „Die Bagage” ist ein Familienroman, der genau diese Rahmenbedingungen bietet: Josef und Maria Moosbrugger, eine arme Familie am Rand eines Bergdorfs, leben während des Ersten Weltkriegs in schwierigen Verhältnissen, bis Josef eines Tages zur Armee eingezogen wird. Später erscheint der attraktive Fremde Georg aus Hannover, der Marias Leben verändert. Maria wird schwanger von ihm und bringt eine Tochter zur Welt, mit der Josef nie sprechen wird. Beim Kind handelt es sich um die Mutter der Autorin. Ein spannender teils fiktiver, teils autobiografischer Roman, der einen packenden Einblick in das Frauenleben zu Zeiten eines Krieges gibt.
Arno Geiger, Michael Köhlmeier und Monika Helfer bieten der Leserschaft drei persönliche, sogar intime Geschichten, die jedoch immer größere, universelle Fragen aufwerfen. Sie eint eine tiefe Auseinandersetzung mit Themen wie Familie, Identität, Erinnerung sowie der Verbindung von Vergangenheit und Gegenwart. Auch wenn die drei Werke unterschiedliche Themen behandeln, die Tatsache, dass die Autoren in Vorarlberg sozialisiert sind, fließt in ihre Werke intuitiv mit ein: „Die Kultur, in der wir aufgewachsen sind, prägt unsere Einstellung zur Welt und unser Verhalten. Sie ist unsere zweite Natur geworden. Oft bemerken wir nicht, wie sehr wir kulturell geformt sind, da wir unsere grundlegenden Vorstellungen nur bei auftauchenden Problemen oder Konflikten in Frage stellen”, erklärt Prof. Rainer Winter vom Institut für Medien- und Kommunikationswissenschaften der Universität Klagenfurt. Ein Highlight für alle Vorarlberger*innen, weil die Werke universelle Themen mit Vorarlberger Prägung verbinden und eine besondere Möglichkeit bieten, die eigene Identität und Herkunft literarisch zu reflektieren.
Bookbot bietet die Möglichkeit, diese und weitere Bücher preiswert und umweltfreundlich zu erwerben, ohne Ressourcen für die Herstellung neuer Exemplare zu verbrauchen. Für diejenigen, die diese Werke bereits gelesen haben und Platz für neue Literatur schaffen wollen, hat Bookbot auch eine einfache wie nachhaltige Lösung: Alle Bücher können kostenlos eingesendet und zum Wiederverkauf angeboten werden. Dabei erhalten Einsender*innen 60% des Wiederverkaufswertes – eine lohnende Gelegenheit, nicht mehr gelesenen Büchern ein zweites Leben zu schenken und zur Ressourcenschonung beizutragen.
Manche Bücher sind aufgrund der großen Nachfrage oft sehr schnell wieder verkauft. In diesem Fall lohnt sich der “Buchwächter”, eine Funktion, die die Nutzer*innen per Mail benachrichtigt, sollte ihr Wunschbuch, wieder erhältlich sein.
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