Verein KlimaVOR! empfiehlt neuer Landesregierung Metrobus für Anbindung abseits der Schiene
Mobilität ist das größte Emissionsproblem Vorarlbergs – und zugleich das lösbarste. Mit dem Angebot wächst die Bereitschaft zum Umstieg auf klimaschonende öffentliche Verkehrsmittel. In Vorarlberg ging 2023 erstmals der motorisierte Individualverkehr (MIV) zurück. Ganz ohne (E-)Auto wird es auch in Zukunft nicht gehen. Wie viel Verkehr aber auf Bus, Bahn und Rad verlagert werden kann, hängt vom Angebot ab. Der Verein KlimaVOR! empfiehlt der neuen Landesregierung das international erfolgreiche Metrobus-Konzept als Lösung. Dicht getaktete Schnellbuslinien schaffen bei flexiblem und kosteneffizientem Betrieb sofortige Entlastung an Verkehrsknotenpunkten im Rheintal.
Vorarlbergs Bevölkerung fährt immer öfter öffentlich, gesund und sauber. Das belegen die Rekordzahlen bei den Klimatickets, der landesweite E‑Bike-Boom und der erstmals beobachtete Rückgang beim MIV. Vorarlbergs Mobilitätszukunft ist zentral für die angestrebte Energieautonomie und verfügt gleichzeitig über enormes Potenzial. Ganz ohne (E-)Auto wird es in ländlichen Räumen aber auch in Zukunft nicht gehen – technologische Fortschritte und verkehrsberuhigende Maßnahmen versprechen geringere Emissionen und mehr Lebensqualität.
„Wir bewegen uns in die richtige Richtung, müssen aber beim Tempo zulegen. Viele Menschen wollen umsteigen, haben aber keine gute Anbindung“, betont Christof Drexel, Obmann des Vereins KlimaVOR! „Über 70 Prozent der mit dem PKW zurückgelegten Wege sind kürzer als 10 Kilometer“, berichtet Martin Reis, Geschäftsführer des Energieinstituts Vorarlberg. Er verweist auf die Ergebnisse der neuesten Verkehrsverhaltensbefragung KONTIV und hebt den Erfolg des E‑Bikes hervor: „Diese Innovation ermöglicht, auch längere Strecken als bisher komfortabel mit dem Fahrrad zurückzulegen.“ Der Umstieg aufs E‑Bike beweist die Bereitschaft der Menschen bei passenden Alternativen.
Schnelle Lösung: Schnellbusnetz
Handlungsbedarf besteht vor allem abseits der Schiene. „Die Lösung liegt seit Jahren auf dem Tisch. Schnellbuslinien schließen die Lücken im öffentlichen Verkehrsnetz. Sie verbinden schienenlose Regionen und schaffen eine bequeme Alternative in verkehrsbelasteten Regionen. Der Metrobus verwirklicht den Traum von der Tram“, ist Christof Drexel überzeugt. Er erinnert an die vom Land Vorarlberg beauftragte Evaluierung des Büros EBP Schweiz AG aus dem Jahr 2019. Dabei wurde das Metrobus-Konzept als flexiblere und kostengünstigere Lösung gegenüber der Ringstraßenbahn empfohlen. Mit rund 60 Millionen Euro Investitionskosten wäre das rasch realisierbare Schnellbusnetz zehnmal günstiger als eine Ringstraßenbahn im Unteren Rheintal.
Schnellbuslinien halten in jeder Gemeinde nur ein bis zwei Mal, werden an Kreuzungspunkten bevorrangt und bewegen sich weitgehend auf Bus-Vorrangspuren. Kleinere Fahrzeuge, hohe Frequenzen und flexible Taktungen sorgen für maximale Effizienz.
Mehr Lebensqualität und Technologie-Fortschritt
Das attraktivere ÖV-Angebot muss durch den Abbau von Privilegien beim MIV begleitet werden. Maßnahmen wie Tempo 30, Fahrradstraßen, Fußgänger- und Begegnungszonen sorgen in vielen Gemeinden bereits für mehr Lebensqualität und Sicherheit sowie weniger Verkehrs- und Lärmbelastung. Christof Drexel hebt die Einbindung der Bürger hervor: „Beteiligungsprozesse und Volksbefragungen sind das perfekte Mittel für positive Veränderungen.“
Neben Verkehrsvermeidung und ‑verlagerung sind technologische Lösungen für den motorisierten Verkehr erforderlich. Hier berichtet Drexel von erfreulichen Neuigkeiten aus der Forschung. Batterien werden billiger und dank neuer Konzepte auch langlebiger. „3.500 Zyklen versprechen eine Fahrleistung von 1.000.000 Kilometern. Die neuesten Entwicklungen laden schneller und werden zunehmend von raren oder problematischen Rohstoffen wie Kobalt und Lithium unabhängig“, so Drexel. „Über die Nutzungsdauer des Fahrzeugs betrachtet sind E‑Autos in Vorarlberg bereits jetzt günstiger als vergleichbare Autos mit Verbrennungsmotor.“