Anerkennung und Antrieb für medizinische Spitzenforschung

Foto: Mathis

In einem gemeinsamen Festakt zeichneten die Gesellschaft der Ärzte in Vorarlberg und die Ärztekammer Vorarlberg auch dieses Jahr wieder medizinwissenschaftliche Höchstleistungen in Vorarlberg aus. Der Durig-Böhler-Gedächtnispreis 2024 ging an DDr. Magdalena Benda-Beck und Dr. Patrick Reimann. Deren Studie erbrachte den Nachweis, dass bei hämatoonkologischen Patient:innen nach einer passiven Immunisierung mit monoklonalen Antikörpern weniger COVID-19-Infektionen auftreten. DDr. Karin Konzett untersuchte in der ersten landesweiten Studie dieser Art die Morbiditäts- und Mortalitätsraten aller 2007 bis 2020 in Vorarlberg zur Welt gekommenen Frühgeborenen und erhielt dafür den Anerkennungspreis der Gesellschaft der Ärzte in Vorarlberg. Und der Preis der Ärztekammer 2023 ging an die letztjährige Gewinnerin des Durig-Böhler-Preises: DDr. Sylvia Mink konnte aufzeigen, dass die Höhe des Antikörperspiegels gegen SARS-CoV-2 bei stationärer Aufnahme mit der Sterblichkeit hospitalisierter COVID-19-Patienten zusammenhängt.

Kein Fortschritt ohne Forschung: Klinische Studien sind der Nährboden für die Medizin von morgen. Sie sind unerlässlich, um Krankheiten und ihre Ursachen besser verstehen zu können. Um neue, wirkungsvollere beziehungsweise schonendere Behandlungsmethoden zu entwickeln oder Früherkennung und Prävention zu optimieren. Dass Vorarlberg ein guter Boden für die medizinische Forschung ist, war am vergangenen Donnerstag im Panoramasaal des Landeskrankenhauses Feldkirch offensichtlich. Die Gesellschaft der Ärzte in Vorarlberg (GÄV) und die Ärztekammer Vorarlberg würdigten an diesem Abend Mediziner:innen, deren Forschungsarbeiten auch international Beachtung fanden. OA Priv.-Doz. DDr. Peter Tschann, Vizepräsident der GÄV, und Ärztekammer-Präsident MR Dr. Burkhard Walla übernahmen die ehrenvolle Aufgabe, die renommierten wissenschaftlichen Auszeichnungen, den Durig-Böhler-Gedächtnispreis und den Preis der Ärztekammer, zu überreichen. Darüber hinaus hatte die GÄK heuer auch einen Anerkennungspreis zu vergeben.

„Passive Immunisierung gegen COVID-19 bei hämatoonkologischen Patienten“
Der Durig-Böhler-Gedächtnispreis 2024 ging an DDr. Magdalena Benda-Beck und Dr. Patrick Reimann, die beide auf der Abteilung für Innere Medizin II am Schwerpunktkrankenhaus Feldkirch tätig sind. In ihrer Forschungsarbeit beschäftigten sie sich mit der passiven Immunisierung gegen COVID-19 bei hämatoonkologischen Patient:innen. „Konkret untersuchten wir das Ansprechen auf eine passive Immunisierung gegen COVID-19 mit den monoklonalen Antikörpern Tixagevimab/Cilgavimab bei 155 hämatoonkologischen Patienten“, erläutert DDr. Benda-Beck. „Patient:innen zeigten nach der Verabreichung von Tixagevimab/Cilgavimab ein geringeres Auftreten an COVID-19 Infektionen als Patient:innen ohne passive Immunisierung. Zudem war die Verträglichkeit sehr gut, mit einer geringen Rate an milden Nebenwirkungen“, führt Dr. Reinmann aus. Im Rahmen der Studie konnten Patienten mit CLL und Lymphomen als Hochrisikogruppe identifiziert werden, der frühzeitig eine Auffrischung angeboten werden sollte. Veröffentlicht wurde die Studie im Journal „Annals of Hematology“.

„Outcome in very preterm infants: a population-based study from a regional center in Austria“

DDr. Karin Konzett, Oberärztin auf der Abteilung für Kinder- und Jugendheilkunde am LKH Feldkirch befasste sich in ihrer Forschungstätigkeit mit den Morbiditäts- und Mortalitätsraten aller 2007 bis 2020 in Vorarlberg zur Welt gekommenen Frühgeborenen. Ihre Arbeit wurde mit dem Anerkennungspreis der Gesellschaft der Ärzte in Vorarlberg prämiert. „Insgesamt 501 Frühgeborene, die vor der 32. Schwangerschaftswoche zur Welt kamen, wurden in die Studie eingeschlossen. Wir haben typische Frühgeborenenprobleme, die Lunge, Darm, ZNS und Augen betreffen, analysiert und mit nationalen sowie internationalen Ergebnissen verglichen“, beschreibt DDr. Konzett. Die Studie zeigte eine niedrige Mortalität, eine geringe Morbidität und eine erfreuliche Überlebensrate ohne größere Komplikationen. Im Laufe der Zeit ging die Sterblichkeit zurück, zugleich stieg die Rate der Überlebenden ohne schwer-wiegende Komplikationen an. Die Ergebnisse unterscheiden sich nicht wesentlich von (inter-)nationalen Daten ähnlicher Kohorten. Gründe dafür, dass Frühchen auch in Vorarlberg immer bessere Chancen haben, sieht DDr. Konzett unter anderem im gut strukturierten Versorgungsnetzwerk, abteilungsinternen Standards, verpflichtenden Simulationstrainings und der Teilnahme an internationalen Studien.

„Antikörper gegen SARS-CoV-2 und Mortalität von hospitalisierten COVID-19-Patienten“

Für ihre im „Journal of Internal Medicine“ veröffentlichte Forschungsarbeit wurde DDr. Sylvia Mink im Vorjahr bereits mit dem Durig-Böhler-Gedächtnispreis 2023 ausgezeichnet. Heuer durfte die bereichsleitende Oberärztin im Medizinischen Zentrallabor Feldkirch dafür auch den Wissenschaftspreis der Ärztekammer 2023 entgegennehmen. Die Studie beleuchtet den Zusammenhang zwischen der Höhe von Antikörperspiegeln gegen SARS-CoV-2 bei stationärer Aufnahme und der Mortalität von COVID-19-Patient:innen. „In einer multizentrischen Kohortenstudie an 1.152 hospitalisierten Patient:innen konnten wir zeigen, dass niedrige Antikörperspiegel bei der Aufnahme mit einem signifikant erhöhten Sterblichkeitsrisiko assoziiert sind – unabhängig vom Impfstatus der Patient:innen“, erläutert DDr. Mink.

Patienten, die mit der vorherrschenden Omikron-Variante infiziert waren, hatten ein vierfach erhöhtes Risiko zu sterben, wenn die Antikörperspiegel bei Aufnahme unter 1.200BAU/ml lagen. „Dieses Ergebnis unterstreicht die Bedeutung von regelmäßigen Booster-Impfungen, insbesondere für gefährdete Patient:innengruppen mit zusätzlichen Risikofaktoren“, betont die Ärztin.

> Der „Durig-Böhler-Gedächtnispreis“ ist nach den bedeutenden Vorarlberger Ärzten Prof. Arnold Durig und Prof. Lorenz Böhler benannt. Er wurde zur Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses und der wissenschaftlichen Arbeit in Vorarlberg gestiftet und beinhaltet neben der Ehrung und der Überreichung einer Urkunde an den Erstautor auch eine finanzielle Zuwendung, die zu gleichen Teilen von der Gesellschaft der Ärzte, dem Land Vorarlberg und der Ärztekammer Vorarlberg gestiftet wird.

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