29 Prozent der Erwachsenen in Österreich haben Probleme mit einfachen Texten

© VHS Götzis

Volkshochschulen leisten wichtigen Beitrag zur regionalen Entwicklung.

Laut der kürzlich veröffentlichten OECD-Studie PIAAC (Programme for the International Assessment of Adult Competencies) haben 29 Prozent der Erwachsenen in Österreich Schwierigkeiten mit einfachen Texten. Das sind 700.000 Personen mehr als bei der letzten Erhebung und betrifft sowohl Menschen mit Deutsch als Muttersprache als auch Migrant*innen.

Die Mehrheit der Betroffenen ist in Österreich geboren und spricht Deutsch als Muttersprache. Im OECD-Vergleich liegt Österreich mittlerweile abgeschlagen auf Platz 20 und somit unter dem Durchschnitt.

Aufwertung der Erwachsenenbildung dringend erforderlich! Angesichts der Ergebnisse der neuen PIAAC-Studie fordern die Volkshochschulen eine deutliche Aufwertung der Erwachsenenbildung in Österreich. „Volkshochschulen sind mit 1.000 Kursorten, 50.000 Kursen und 700.000 Teilnehmenden pro Jahr flächendeckend vertreten. In Vorarlberg erreichen wir 27.000 Teilnehmende in 2.250 Veranstaltungen pro Jahr. Mit unseren fünf Geschäftsstellen in Bludenz, Rankweil, Götzis, Hohenems und Bregenz bieten wir Kurse in insgesamt 57 Gemeinden an“, erklärt Stefan Fischnaller, Obmann der Vorarlberger Volkshochschulen.

Die Ergebnisse der PIAAC-Studie verdeutlichen die Bedeutung eines breiten und erschwinglichen Bildungsangebots für alle. Die VHS fordert daher von der künftigen Regierung mindestens ein Prozent des Bundesbildungsbudgets für die Erwachsenenbildung bereitzustellen und diese Förderungen gesetzlich abzusichern.

Lesekompetenz: Ein zentrales gesellschaftliches Problem „Dass so viele Menschen in Österreich selbst mit einfachen Texten Schwierigkeiten haben, ist alarmierend“, sagt Stefan Fischnaller. „Migration oder kognitive Probleme sind Faktoren, aber nicht die Hauptursachen. Zudem gibt es besonders bei älteren Menschen eine hohe Dunkelziffer. Neben den volkswirtschaftlichen Auswirkungen geht es auch um die gesellschaftliche Teilhabe und die Demokratie.“

Viele Betroffene verschweigen ihre Schwächen aus Scham. Oft tarnen sie ihre Schwierigkeiten mit Vorwänden wie einer „vergessenen Brille“ oder einer angeblichen Verletzung. Um dem entgegenzuwirken, muss die Erwachsenenbildung stärker im Alltag verankert werden. Aktuell nutzen vor allem Menschen mit höherem Bildungsabschluss diese Angebote. Besonders betroffen sind Personen mit maximal Pflichtschulabschluss, was auch die Vererbung von Bildung deutlich macht.

Lernen von Skandinavien. Die PIAAC-Studie zeigt erneut den Rückstand Österreichs im Vergleich zu skandinavischen Ländern. Diese zeichnen sich durch eine längere Regelschulzeit aus und investieren stark in Erwachsenenbildung, etwa durch kostenlose Weiterbildungskurse, gut ausgebaute Bildungszentren und umfangreiche staatliche Unterstützung für benachteiligte Gruppen.

Unterstützung durch kostenlose Kurse Die Volkshochschulen Vorarlberg bieten kostenlose, geförderte Kurse an, die von Land Vorarlberg, dem Bundesministerium und dem Europäischen Sozialfonds unterstützt werden. Inhalte wie Leseverständnis, Schreibfähigkeiten, alltagsrelevantes Rechnen und Computergrundkenntnisse werden in kleinen Gruppen trainiert. Diese Fähigkeiten erleichtern den Alltag, von Formularen über Gebrauchsanweisungen bis hin zu Verträgen, und verbessern die Arbeitsmarktchancen.

In den letzten zehn Jahren haben 1.098 Menschen 141 Basisbildungs- und Alphabetisierungskurse an den Vorarlberger Volkshochschulen besucht

„Fehlende Lese- und Schreibkompetenzen haben nichts mit mangelnder Intelligenz zu tun, sondern oft mit einer unglücklichen Lerngeschichte“, betonen Stefan Fischnaller und Bastian Kresser, Projektleiter der Basisbildung. Die Basisbildungskurse ermöglichen eine bessere gesellschaftliche Integration und wirken Arbeitslosigkeit, Armut und Bildungsausschluss entgegen.

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