Nach einer Meldung von SRF sind Putin und Selensky zu Verhandlungen über einen Waffenstillstand bereit.
Von Dr. Albert Wittwer
Ein Korrespondent von Der Standard berichtet, ein Waffenstillstand im Gaza-Streifen und die Freilassung der überlebenden Geiseln sei greifbar.
Zu schön, um wahr zu sein? Wird sich vielleicht bis Dreikönig nicht ausgehen. Aber die Zuversicht lebt. Dann erwartet die Weltgemeinschaft eine riesige Aufgabe. Aus eigener Kraft können weder die palästinensische noch die ukrainische Zivilbevölkerung die Bewältigung der Traumata leisten. Die seelischen Leiden der Überfallenen, Beschossenen, Ausgebombten und der Hinterbliebenen sind kaum vorstellbar. Ob sie jemals an Geist und Gemüt gesunden werden? Da zählt jede Hilfe.
Einfacher erscheint mir die wirtschaftliche Komponente, der Wiederaufbau. Dafür gibt es mehr Vorbilder aus früheren Kriegen, nicht zuletzt der Marshall-Plan, ein Finanzierungsprogramm, das Österreich und Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg wirtschaftlich rasch wieder hergestellt hat und zur Versöhnung mit den Siegermächten beitrug.
Vielleicht nähern wir uns doch dem „Meisterwerk der Vernunft“ (Immanuel Kant), dem anhaltenden Frieden. Doch ist schon das Schweigen der Waffen ein großer Erfolg. Ein Neuanfang.
Daß der Konflikt, die Gewalt, der Krieg in der Natur des Menschen von Anbeginn angelegt sei, wird in neuester Forschung bestritten. Die Knochen des Homo Australopithecus sind nicht in Kriegen von Stämmen zersplittert worden. Unsere Vorfahren waren keine „confirmed killers“ (Raymond Dart), bewiesene Mörder. Heute ist man sich sicher, die Menschen waren die Beute von Raubtieren, sie waren ständig Gejagte. Leider hielt sich der Mythos, auch vom Todschlag des Kain an seinem Bruder Abel bestärkt, bis in die Gegenwart und bildete Grundlage aller möglichen Ideologien.
Dennoch: Es bedarf heute goßer Anstrengung und der Vernunft, aus der Gewaltspirale auszubrechen. Es möge gelingen.
- „Lösch aus des Krieges rote Fackel,
- Ja, lösche sie für Ewig aus.
- Bau Bildungstempel, Eisenbahnen,
- Mach aus der Welt ein Friedenhaus.“
- Franz Josef Felder, 1857
Anmerkungen:
- Anton Mattmüller in Der Standard International Nahost am 19.12.2024;
- Harald Meller, Kai Michel, Carel van Schaik: „Die Evolution der Gewalt“ dtv 2024, S. 31 ff.