Mike Häfele-Locher: Eine Gastronomielegende zwischen Rheinauen und Rösslepark
Mike Häfele-Locher ist in Vorarlberg längst eine Institution, wenn es um die Gastronomie geht. Über viele Jahre hinweg prägte er das Rheinauen-Restaurant in Hohenems, das unter seiner Leitung zu einer der beliebtesten Adressen für Genießer vor allem in Bikini und Badehose wurde. Mit seinem feinen Gespür für kulinarische Trends, seiner Gastfreundschaft und seinem unermüdlichen Einsatz machte er die Rheinauen zu einem Aushängeschild der regionalen Gastronomie. Doch Häfele-Locher ruhte sich nicht auf seinen Erfolgen aus. Seit kurzem führt er nun das traditionsreiche Rösslepark-Restaurant in Feldkirch, das er mit seiner Erfahrung und Leidenschaft zu neuem Glanz verhilft.
Im Gespräch mit Bandi Koeck für den Podcast „derpodcaster.com“ gewährte Häfele-Locher spannende Einblicke in sein bewegtes Berufsleben. Er sprach über die Herausforderungen der Branche, die Kunst, Gäste immer wieder aufs Neue zu begeistern, und über seinen Weg von den Rheinauen in Hohenems bis zum Rösslepark in Feldkirch. Mit unvergleichlichem Charme plauderte er auch aus dem Nähkästchen: Von besonderen Erlebnissen in der Gastronomie, dem Wandel in der Esskultur – sowie lokalen Trends in Feldkirch – und den kleinen, aber entscheidenden Details, die einen erfolgreichen Gastgeber ausmachen.
Doch nicht nur die Vergangenheit und Gegenwart standen im Fokus: Mike Häfele-Locher verriet auch, wie er die kommenden Jahre gestalten möchte – von jetzt bis zum Ruhestand. Mit viel Leidenschaft spricht er über seine Pläne für den Rösslepark und seinen Wunsch, noch lange Menschen mit seiner Küche und Gastfreundschaft zu begeistern. Ein Gespräch voller Anekdoten, Inspiration und der Liebe zu einer Berufung, die ihn bis heute antreibt.
Das Interview auf derpodcaster.com ist nicht nur ein Muss für alle, die die Vorarlberger Gastronomie lieben, sondern auch für diejenigen, die mehr über einen Mann erfahren möchten, der mit Herz und Seele Gastgeber ist:
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Hier für die Leser unter euch das komplette Audioscript:
002 Der Gastronom – Mike Häfele-Locher
Herzlich willkommen zu einer neuen Folge von Bandi Koeck, der Podcast. Heute sitze ich mit Michael Häfele-Locher, den man als Mike im Ländle kennt, beisammen hier in Feldkirch im Rösslepark. Hallo Mike.
Hallo, grüß dich.
Wie geht’s dir?
Danke, etwas müde, aber sehr gut.
Dann haben wir was gemeinsam.
Du bist ja in der Gastroszene kein Newcomer. Du hast 19 Jahre in Rheinauen im Freizeitbad in Hohenems die Gastronomie geführt. Ist das so richtig? Das ist richtig, das waren 19 Saisonen, ja.
Genau, und jetzt seit kurzem in Feldkirch im Rösslepark. Wie ist es dazu gekommen? Eigentlich durch einen ganz interessanten Zufall. Ich muss ein bisschen vorgreifen.
Ich habe einmal einen Anruf bekommen von der Frastanzer Brauerei. Damals ging es um den Löwen in Tisis. Ich habe mich kurz mit dem Kurt Michelini darüber unterhalten.
War aber nicht so, dass das meine. Er hat mir dann gesagt, dass der Rösslepark auch vielleicht eine Option wäre. Das ist dann alles irgendwie schon mal Gras drüber gewachsen.
Und letztes Jahr im November hat eine sehr gute Angestellte von mir, eine Langjährige, mir eine Anzeige gezeigt, aus Stimmgestand, Pächter gesucht für den Rösslepark. Und dann ist das Ganze wieder hochgekommen. Dann sind die ersten Gespräche mit Kurt stattgefunden.
Man hat sich das Ganze angeschaut. Und es war schon beim ersten Betreten im Rösslepark klar, dass es meine neue Homebase ist. Das ist so ein Gefühl, denke ich, das man als Gastronom hat, wenn man reingeht und man fühlt sich sofort wohl und sieht das Lokal als seines, dann muss man das haben.
Es sind natürlich viele Verhandlungen gekommen über drei Monate, bis man das Ganze dann im Februar fixiert hat. Könnte man sagen, Liebe auf den ersten Blick? Ja, es war ein bisschen Lokalliebe auf den ersten Blick. Ich habe mich in das Lokal verliebt und habe die Zukunft im Lokal gesehen.
Das war für mich ganz wichtig. Aber was ist das? Ist es so die Lage am Fuße der Schattenburg, so quasi in der Nähe des Leonhardsplatzes, Parkmöglichkeiten oder ist es Feldkirch selbst als Stadt? Für mich ist es einerseits Feldkirch als Stadt, weil ich im Feldkirch wohnhaft bin. Andererseits ist es das Lokal, das alles spielt.
Es ist nicht nur ein Gasthaus, nicht nur ein Restaurant. Es ist Bar, es ist Veranstaltungsraum. Es kann alles in einem und ich kann mich da sehr gut verwirklichen.
Man kann sehr viele Pläne schmieden. Man weiß am Anfang nie, wie funktioniert der Lokal? Funktioniert es so, wie ich im Plan A das vorgesehen habe? Kann mein Plan B, mein Plan C zaubern? Das wir natürlich gemacht haben, alle Eventualitäten ein bisschen abstecken und das Lokal hat das alles gespielt und darum war die Entscheidung sofort da. Es ist wirklich ein geschichtsträchtiger Ort.
Hier war das erste Spital, das Stadtspital damals. Da kam meine Großmutter zur Welt. Dann als Kind habe ich immer Kastanien aufgesammelt.
Da waren so sehr schöne Maroni-Bäume und die altdeutschen Stuben mit den typischen fetten Pommes. Das vergisst man nicht. Und natürlich der Rösslepark.
Das ist auch für viele Feldkircher und Vorarlberger ein Ort der Begegnung. Da kommen sie her, um zu feiern, um Feste zu haben, um sich zu treffen. Was wird sich unter deiner Führung als Pächter bei Frastanzer ändern? Was für konkrete Pläne hast du, was für einen Fahrplan? Der Fahrplan ist eigentlich ziemlich offen.
Das Grundkonzept liegt darin, den Rösslepark so zu führen, wie er davor geführt wurde, als Braugaststätte. Wir wollen natürlich die Biere von der Frastanzer Brauerei in den Kunden bringen. Wir haben eine sehr gute Bierauswahl.
Wir wollen aber auch, und das ist mir ganz wichtig, dass die Kommunikation unter den Kunden wieder stattfindet. Ich kenne das leider aus vielen Lokalen, wo man ganz viele kleine Tische hat, wo immer nur zwei Leute sitzen können, wo man sich nicht traut, irgendwo dazustehen und Kontakt zu knüpfen. Und der Rösslepark spielt das aber.
Da sind sowohl Speisetische wie auch Hochtische. Man hat einen Barbereich. Die Kunden finden zueinander, sie sprechen miteinander, man lernt wieder neue Leute kennen.
Das ist in der Zeit von den Social Media immer ein bisschen ein Problem, dass Leute kennenlernen, weil viel nur noch online passiert. Und das ist mir ganz wichtig, dass der Rösslepark so ein Ort der Begegnung ist. Schön, das klingt ganz gut.
Und wird das auch für Firmenfeiern, Jahreshauptversammlungen, Hochzeiten, Scheidungspartys mitunter? Wir hoffen, dass es keine Scheidungspartys bei unseren Hochzeiten gibt. Ich mache Catering seit 15 Jahren, auch Hochzeiten. Und zum Glück bis jetzt alle Hochzeiten bestehend.
Es gibt noch keine Scheidung. Also ich weiß immer zumindest von keiner. Wir haben natürlich die Möglichkeit, Hochzeiten, Veranstaltungen usw.
zu machen. Wir können die Räumlichkeiten abbrennen, das ist ganz fein. Wir können z.B. eine geschlossene Gesellschaft für 80 Personen problemlos im Restaurantbereich machen, mit einer fliegenden Wand, die wir einziehen können, die dann komplett abseits vom eigentlichen Nachgeschehen stattfindet, wo das alles eine beruhigte Zone ist, wo wir dann diese ganzen Feiern machen können und sind sehr, sehr gut gebucht für solche Sachen.
Das glaube ich, ja. Wie ist es mit Mittagsmenüs? Werden die auch angeboten? Nein, da habe ich mich gezielt dagegen entschieden. Die Begründung ist ganz einfach.
Wir haben eine klare Marktanalyse gemacht von Feldkirch. Es gibt sehr viele Lokale, auch sehr viele Low-Cost-Gastronomien, die ein sehr gutes Mittagsmenü, aber zu einem sehr niedrigen Preis anbieten. Ich müsste mir irgendwann eine Schiene hineinsetzen, wo wahrscheinlich die Kosten-Nutzen-Rechnung sich nicht ausgeben würde und habe mich dann ganz klar gegen ein Mittagsmenü entschieden, das natürlich auch sehr personalintensiv wäre und in der heutigen Zeit mit Personal in der Gastronomie sowieso momentan ein bisschen ein Problem da ist.
Und ich schaffe es so, mit einer kompletten Crew die ganze Woche abzudecken, wenn wir das Mittagsmenü nicht mitmachen. Okay. Du hast nicht wie die meisten oder wie der Großteil der Feldkircher Gastronomien am Montag Ruhetag, sondern am Dienstag.
Genau, das ist schon mal ein Vorteil für dich, denke ich. Wie groß ist dein aktuelles Team? Na ja, aktuell sind wir zehn Vollzeitangestellte. Drei davon im Service plus einer Teilzeitkraft.
Der Rest in Küche, Abwasch und Vorbereitung. Das brauchen wir allerdings auch, weil wir sind derzeit zum Glück sehr gut besucht und probieren natürlich die Ansprüche der Gäste dementsprechend gut zu befriedigen. Verstehe.
Und die Gastronomie ist ja kein leichtes Business, also kannst du dir vorstellen bis zur Pensionierung, also die nächsten vielen Jahre, Jahrzehnte hier zu bleiben oder gibt es schon andere Pläne? Es soll mein Ziel sein, das haben wir mit dem Chef von der Frastanz besprochen, mein Ziel ist bis zur Pension den Rösslepark zu betreiben. Natürlich gibt es Ziele, die man nicht erreichen kann. Vielleicht kommt eine Situation, wo ich sagen muss, es geht jetzt nicht mehr weiter, dann wird sicher etwas anderes werden.
Aber der Gedanke liegt darin, den Rösslepark bis zur Pension zu betreiben. Was wäre das für ein zeitlicher Horizont bei dir? Zeitlicher Horizont wäre, wenn mir der Staat gut gewillt ist, nach 15 Jahren, nach aktuellem Stand werden es dann wohl 17, 18 Jahre werden. Aber ich will ja nicht reich werden, ich will vielleicht einfach nur zwei, drei Jahre früher aufhören.
Das ist mein Primerziel, auch als Unternehmer. Irgendwann einmal finanziell so gefestigt zu sein, dass man sagen kann, ich kann zwei, drei Jahre früher aufhören, es geht sich aus. Was reizt dich nach wie vor in der Gastronomie? Tätig zu sein? Alles.
Ich liebe es Kunden zu bedienen, ich liebe es neue Kunden kennenzulernen. Was ich an der Gastronomie extrem schätze, ist der sofortige Feedback. Es ist ein Gewerbe, wo ich immer sofort Feedback bekomme, von der Ware, die ich ausliefe, vom Kunden.
Das ist für mich ein ganz wichtiger Teil. Die gesunde Abwechslung, die die Gastronomie bringt, dass ich mich in sämtliche gastronomischen Bereiche bewegen kann, die ich will. Und warum ich Gastronomie mache, ist ganz einfach gesagt, ich kann nichts anderes.
Bist du da reingerutscht oder war es ein Kindheitstraum mitunter? Ich bin wirklich reingerutscht, ich muss die Zeit ein bisschen zurückdrehen. Bei uns war es damals in der Jugendzeit, es war noch ein bisschen anders. Wenn man früher was wollte, ob das Auto, Moped oder Urlaub war, man musste nebenbei arbeiten gehen, weil zu Hause waren wir halt einfach 5 Kinder oder 6. Der Papa war Alleinverdiener, da war das Geld nicht so auf der hohen Kante, wie man es vielleicht heute kennt.
Ich bin eigentlich durch meine Schwester, die damals im Lucky Salon in Gisingen, falls ich die Werbung machen darf, aber dann gibt es nicht mehr, gearbeitet hat, hineingerutscht als Gläserabwäscher. Das war vielleicht der American Dream vom Gläserabwäscher zum Unternehmer und habe das geschafft, mit 17 Jahren das erste Mal in der Gastronomie als Gläserabwäscher und jetzt doch seit 23 Jahren selbstständig. Ich bin schon stolz auf das Ganze, wie das ausgegangen ist.
Das ist gut, das ist super. Vielleicht noch die abschließende Frage, gibt es auch hier wieder ein Eisbier? Das Eisbier gibt es natürlich seit dem ersten Tag und ganz, ganz viele Kunden kommen nur wegen dem Eisbier zu mir. Das hat sich etabliert.
Das ist schon etwas ganz Spezielles, so ein richtig eiskaltes Bier in einem gefrorenen Tonkrug. Das ist für einen Biertrinker, denke ich, schon die Upper Class. Absolut, finde ich auch.
Auch die WC-Anlagen, gerade bei den Herren, ist auch etwas Spezielles, oder? Kann man das spoilern? Spoilern ist gut gesagt. Wir pinkeln eigentlich zur alten Stadtmauer oder zur Mauer von der Schattenburg. Natürlich mit einem Glas abgetrennt.
Ich muss dann immer schmunzeln. Natürlich muss auch ich irgendwann die Notdurft verrichten. Wenn dann Gäste im WC sind, bringe ich immer den Spruch, so wie das aussieht, werde ich das nächste Mal den Spiegel anbringen.
Bis sie dann merken, was ich damit gemeint habe. Das dauert ein bisschen. Aber es ist schon ganz spannend, wenn man auf dem WC steht, als Mann, und vor dieser Mauer steht und mehr oder weniger zur Mauer pinkelt.
Also nicht an die Mauer, sondern zur Mauer. Das hat schon etwas ganz Spezielles. Man muss es gesehen haben.
Und es wird fast jeden Abend mehrfach fotografiert. Okay, super. Dann, Mike Häfele, danke dir für das Gespräch.
Ich wünsche dir ganz viel Erfolg. Und schön, dass du hier in Feldkirch diese tolle Gaststätte betreust und führst. Vielen Dank.
Und wie gesagt, ich hoffe, dass ich das bis zur Pension machen werde. Und dann sehen wir uns zur Pensionsfeier wieder. Auf jeden Fall.