Martin Walch von Kunstschule Liechtenstein über seine Schule und die Pensionierung

Die Kunstschule Liechtenstein in Nendeln hat sich in den letzten 31 Jahren zu einem wichtigen Bildungszentrum für Kunst und Gestaltung entwickelt. Im Gespräch gewährt Direktor Martin Walch, der die Institution seit fast zehn Jahren leitet und sich 2025 in den Ruhestand verabschieden wird, spannende Einblicke.

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Und hier das Audioscript der Podcast-Folge:

003 Der Direktor – Martin Walch

Herzlich willkommen zu einer neuen Ausgabe. Heute bin ich hier in der renommierten Kunstschule Liechtenstein in Nendeln und sitze im Büro des Direktors Martin Walch. Hallo Martin.

Hallo, es freut mich. Danke für die Einladung, dass ich da meinen kleinen Beitrag leisten kann. Sehr gerne, danke für die Bereitschaft.

Heute ist ja einiges los in der Schule, obwohl Sonntag ist. Es ist ja, alle Jahre stattfindet Tag der offenen Tür. Ja, was ist das Resümee bis jetzt? Also ich denke, es sind sehr viele Besucher da.

Ja, bisher haben wir eigentlich, seit der Früh, seit 10 Uhr, haben wir die Tore geöffnet. Wir haben noch die letzten Beschriftungen angebracht und da sind wir schon gleich vor allen Familien, die mit ihren Kindern kommen und Erwachsene, Eltern, Freunde, Bekannte, die die Kunstschule besuchen und einerseits unsere Werkschau natürlich begutachten. Das sind Arbeiten, die über das Semester, über das letzte Jahr so entstanden sind in den diversen Kursen oder in dem gestaltlichen Vorkurs.

Das ist ein, ja, sagen wir mal, Orientierungsjahr oder Findungsjahr für junge Menschen, die danach einen Beruf im gestalterischen Bereich oder eben ein Studium in der Schweiz, so wird das vorausgesetzt, dieses gestalterische Vorkursjahr und die das besuchen möchten, die arbeiten hier an der Kunstschule. Okay. Wir sind eine kleine Schule.

Ich sage immer, es ist sehr familiär, aber wir haben schöne Räumlichkeiten. Hier, wir sind eingemietet bei der Keramikfirma Werkstatt Schädler in Mendeln mit schönen, hohen Räumen, die einladen, um gestalterisch aktiv zu werden. Okay, machen wir einen retrospektiven Blick zurück.

Wie ist es zu dieser Gründung der Kunstschule Lichtenstein gekommen? Die Kunstschule Lichtenstein gibt es jetzt seit 31 Jahren. Das heißt, es liegt schon eine Zeit lang zurück. Ich bin jetzt seit bald zehn Jahren an der Schule tätig.

Meine Vorgänger, insbesondere Bruno Kaufmann, war der Gründer der Schule. Wir haben über einen längeren Prozess die Kunstschule gegründet und diese Schule als einen ursprünglichen Pilotversuch, aber eben im Bildungsbereich, im Bildungsangebot des Landes Lichtenstein so inkludiert oder eingebettet. Vor 31 Jahren, also vor 30 Jahren, war das eine noch viel kleinere Unternehmung, die in den Schulen, ich glaube in Eschen vor allem, in den Werkstätten von den Primarschulen der dortigen Schulen eigentlich stattfand und sich verteilt hat auf immer mehr die kleineren Schulen im Land.

Seit meines Wissens 2003 wurde hier in diesem ehemaligen großen Industriebetrieb, es ist eine Keramikfirma, die haben früher große staatliche Firmen, die viel Raum verloren haben, die haben dann… Ja, tschüss. Also seit… Ja, fange ich nochmal an. Ja, genau.

Das ist ja auch eine Kooperation, denke ich. Es ist ja nicht nur eine Schule aus Lichtenstein, sondern auch aus der benachbarten Schweiz, aus Österreich, Deutschland vielleicht auch. Ja, also das Besondere der Schule ist, dass sie so situiert ist, eigentlich in diesem Dreiländrig.

Das ist Vorarlberg, Österreich, dann natürlich Schweiz und Lichtenstein, aber das führt oft bis nach Deutschland. Also zum Beispiel letztes Jahr hatten wir eine Schülerin, die kam aus Frankfurt. Wir haben dieses Jahr eine Schülerin, die im gestalterischen Vorkurs mitgewirkt ist, aus Florida, aus Amerika.

Wir hatten vor zwei Jahren einen Schüler, der kam aus Nepal. Sehr international, kann man sagen. Sehr breit gefächert.

Natürlich sind das eher Einzelkämpfer, die dann da mitwirken, aber sonst würde ich sagen, zwei Drittel sind eher aus Lichtenstein und der dritte Drittel, die setzen sich zusammen aus Schweizern oder aus Österreichern, die hier auch eben diesen Vorkurs insbesondere teilnehmen. Gibt es da auch Stipendien dafür, für diesen Vorkurs? Nicht wirklich, der ist sehr günstig. Ich würde sagen, der ist verglichen mit anderen Vorkursjahren, die es in der Schweiz mehrfach gibt, sind wir eigentlich einer der günstigsten und haben aber ein sehr ausgesprochen vielfältiges Programm.

Was sind jetzt so die Schülerzahlen und die der Lehrenden? Wir haben drei, vier Standbeine. Ein Standbein ist dieser gestalterische Vorkurs. Da haben wir dieses Jahr 15 Schüler.

Wir hatten die letzten Jahre eigentlich erstaunlich viele Anfragen. Das waren dann meistens zwei Klassen, also mit 30 Schülern. In diesem Jahr sind die Zahlen zurückgegangen.

Für uns natürlich etwas irritierend, warum und wieso das hing oder hängt. Möglicherweise, also man kann es in einer kleinen Schule nicht eruieren, aber angeblich schweizweit ähnliche Verhältnisse, dass die Vorkurszahlen zurückgegangen sind in Zürich beispielsweise bis zu 50 %, aber im urbanen Raum haben sie dennoch ihre Klassen füllen können. Also das hängt damit zusammen, vielfach, oder das wird so, da gibt es die Thesen, dass das damit zusammenhängt, dass die Zukunftsperspektiven und die Anschlussmöglichkeiten nach dem Vorkurs beschränkt sind, insbesondere für jene, die keine Matura haben.

Wenn man eine Matura vorweisen kann, dann gibt es sehr viele Studienangebote. Man braucht fast überall eine Matura, um eben Kunst oder Mediendesign oder was immer zu studieren. Im gestalterischen Bereich sind die Anschlussmöglichkeiten für jene, die eben keine Matura vorweisen können, oft recht beschränkt.

Und die kommen dann mit so 15 Jahren.  Ja, sie kommen dann nach den offiziellen Pflichtschulen über eine Aufnahmeprüfung, ein Aufnahmeverfahren, kommen sie dann zu uns und erhoffen sich natürlich auch in der gestalterischen Option danach. Aber wenn es im ganzen Land Lichtenstein dann doch nur eine Lehrstelle im grafischen Bereich gibt, dann ist das herzlich wenig. So sind halt diese Anschlussmöglichkeiten relativ begrenzt oder sehr bescheiden.

Und vielfach glaube ich auch, dass das mit der Zeit, ein bisschen nach der Pandemie, wo so die Zeiten vieles auch Ungewissheit so sich eingeschlichen hat. Also ich würde sagen, auffallend war auch, dass wir Schüler haben, wir hatten vor zwei Jahren noch 30 Schüler und 11 von diesen 30 Schülern waren in psychologischer oder psychiatrischer Behandlung. Und das ist doch ein Drittel, das sind relativ viele.

Und wenn man mit ihnen gesprochen hat, waren das oft so universal Ängste. Also nicht unbedingt ganz etwas Spezifisches, sondern die Komplexität von den heutzutage gegebenen Herausforderungen im Bereich Ökologie, Ökonomie, Demografie oder demografischer Wandel und so. Also wo sie, eigentlich die jungen Leute, noch gar nichts anfangen können.

Und doch, wie geht das Leben weiter? Also Kunst als Therapieform vielleicht auch. Ja, also dass aber die Aussichten beängstigend waren. Kriege, Krisen in der Welt.

Und dann die Eltern noch sagen, ja lernen wir es rechts. Und die Klischees sind halt in dem gestalterischen Bereich nach wie vor so, dass man sich was Gutes tut, dass man ein schönes Bild malt, dass man etwas so tut. Aber das ist nicht, leider Gottes, wird die Bedeutung dieses Fachs oder des Gestaltens der Kunst meistens noch unterschätzt.

Und ich glaube, das hat vielleicht auch auf die Entscheidung, mache ich jetzt diesen Vorkurs, bewerbe ich mich hier, ausschlaggebend sein kann, dass man sagt, es ist zu ungewiss. Oder es kostet zu viel Geld. Oder ich weiß auch nicht.

Also an der Aufnahmeprüfung scheitert es nicht? Nein, eigentlich nicht. Okay, ist das bewältigbar? Das ist bewältigbar. Da geht es uns mehr darum, was interessiert den jungen Menschen? Was bringt er mit? Was beschäftigt ihn? Was macht er gerne? Und wohin möchte er? Ein bisschen weniger das Handwerkliche.

Das entwickelt man durch die Beständigkeit, durch die regelmäßige Tätigkeit. Und weniger durch Talent. Das ist gar nicht ausschlaggebend.

Du hast jetzt noch drei andere Standbeine der Kunstschule erwähnt. Welche wären das? Einerseits das sicher größte Part, das Unterrichtsangebot, das wir ähnlich wie eine Musikschule anbieten. Kurse für Kinder ab zwei Jahren bis zu Senioren.

Das ist gut besucht. Auch die Werkschau, die am Tag der offenen Tür präsentiert wird, zeigt vorwiegend aus diesem Segment, also aus dem Kurswesen, die Ergebnisse, die über das Jahr entstanden sind, in solchen Kursen. Da geht es darum, dass die Bedeutung letztlich, es ist weniger produktorientiert, sondern prozessorientiert.

Vielleicht im Unterschied zur klassischen Erwachsenenbildung, wo vielfach, wir machen eine schöne Schale oder wir malen ein schönes Bild, geht es bei uns weniger darum, eben um das fertige Produkt, als um in einen regelmäßigen, kontinuierlichen Prozess einzusteigen, der mit Gestaltung, mit Design, eben mit Wahrnehmung, mit dem visuellen Wahrnehmen zusammenhängt. Ich nehme durch das Konsequente oder das kontinuierliche Tun, steigere ich natürlich meine handwerklichen Fähigkeiten auch, aber ich lerne auch, bewusst dazu wahrzunehmen und zu sehen. Ich glaube eben, gerade heutzutage, in einer so digital-virtuellen Welt, wo alles sich über das Handy abspielt, ist es umso wichtiger, dass wir uns handwerklich, auch mit analogen Materialien, mit Dingen beschäftigen und deren Qualitäten, Eigenschaften prüfen und damit Produkte erzeugen oder eben uns in den Prozess einlassen.

Das haptische Erfahren, Erleben wird eigentlich ganz wichtig, heutzutage umso wichtiger. Ich glaube, das darf man nicht unterschätzen, aber ich glaube, eine Demokratie, wie wir sie erwarten oder leben wollen, basiert auf sozialem Austausch. Das wird durch das haptische Erleben in der Gruppe, im Kleinen, im Größeren, durch das gemeinsam etwas entwickeln, machen, gestärkt.

Das, glaube ich, ist ein zentrales Anliegen auch von unserer Institution. Es ist, wie gesagt, sehr familiär. Man kennt sich.

Ich glaube, die Schüler, die Teilnehmer von solchen Kursen, die profitieren mindestens so viel von ihrem Gegenüber als von den Lehrpersonen auch. Sehr schön. Miteinander entsteht viel.

Und es gibt ja auch noch schulische Kooperationen, meines Wissens. Genau, das ist das dritte Stammbein. Schulkooperationen sind für uns eben auch ganz wichtig.

Da geht es auch weniger darum, den Schulen das gestaltenstreitig zu machen. Es wird ja in den Regelschulen hierzulande auch sehr gestalten oder Kunst eben auch unterrichtet. Hier wird gezeichnet, gemalt, was immer auch.

Da können wir auch nicht die Welt neu erfinden. Wir machen das auch mehrheitlich mit vielleicht noch speziellen Techniken, die man vielleicht im Schulalltag in den Regelschulen weniger umsetzen kann. Aber sonst ist das nicht groß was anderes.

Und deshalb ist unser Anliegen nicht das Gestalten den Schulen abzunehmen, sondern eigentlich vielmehr entsprechend dem neuen Lehrplan, der auch hierzulande geltend ist, fächerübergreifenden Unterricht anzubieten. Das heißt, wie kann ich beispielsweise Mathematik- oder naturwissenschaftliche Fächer, Biologie, Geografie, wie kann ich Sprachfächer zusammen mit Gestaltung, mit Kunst unterrichten. Was gibt das für eine Qualität? Wenn das eine mehr vielleicht Kopfarbeit ist, kann das haptische, das gestalterische Tun, das eben mit Händen und mit Materialien primär arbeitet, das kann ein sehr inspirierendes, wertvolles Miteinander werden.

Und das ist eigentlich die Absicht von diesen Schulkooperationen. Die kommen dann auch hierher, glaube ich? Ja, es gibt beides. Es gibt Möglichkeiten, unsere Kurse, die dann spezifisch auf ein Klientel, also auf die Schüler oder auf das Zielpublikum, ausgearbeitet werden mit den Lehrpersonen.

Die können, das kann, die kommen entweder hierher an die Schule und setzen dort ein Projekt gemeinsam um. Es kann aber auch an der Schule, in ihrer eigenen Schule umgesetzt werden, mit Unterstützung. Wir haben dieses Angebot seit nun auch bald zehn Jahren lanciert und aufgebaut und die Erfahrungen sind sehr positiv.

Das heißt, es herrscht ein Bedürfnis, die Nachfrage ist gegeben und dank Stiftungsgeldern, die wir speziell für dieses Projekt auch generieren konnten, können wir diese Schulangebote für einen halben Preis anbieten. Und das kommt den Schulen zugute, weil sie in der Schule, ich habe lange Zeit auch in den Regelschulen unterrichtet, meistens hat man keine Zeit oder eben man hat auch kein Geld. Genau, meistens beides.

Deshalb kenne ich die Problematik und es ist uns ein Anliegen, mit unseren Möglichkeiten, mit den Ressourcen dieser Schule, das eigentlich zu unterstützen, das gestalterische Tun. Das ist das dritte Stammbein, vielleicht noch ein kleineres und viertes, als wenn wir diesem Namen der Kunstschule gerecht werden wollen. Das heißt, wir sehen uns als Kompetenzzentrum für Gestalten, für Kunst, für Innovation.

Dann, glaube ich, braucht es auch die Theorie. Also wir machen Angebote für die Öffentlichkeit auch, in kleinen Vorträgen oder in Workshops zu Themen oder zu aktuellen gesellschaftspolitischen Fragen, künstlerischen Aufgabenstellen oder Fragen, Herausforderungen der heutigen Zeit, Gäste einzuladen, Referenten oder eben Workshopleiter, die dann ganz spezifisch ein Thema, fokussiert auf ein Thema, ein Angebot anbieten, was dann von der Öffentlichkeit auch wahrgenommen werden kann. Also das sind beispielsweise zur Zeit in diesem Jahr, der Schwerpunkt liegt bei Thema Wildnis.

Da kann man von einem ökologischen Zugang, was gibt es Wildnis in unserem stark besiedelten, kleinen Land überhaupt noch. Da gibt es eine Initiative, die sich für ein Wildnisgebiet einsetzt. Da spielt zum Beispiel die ZIPRA.

ZIPRA ist international, das ist für Altenkonventionen, die setzen sich für die Lebensräume, für die Erhaltung von Lebensräumen in den Alten. Und mit diesen wissenschaftlich agierenden Institutionen versuchen wir, nachhaltige Angebote auch zu implementieren, zu übernehmen und auszuarbeiten. Das ist zum Beispiel in diesem Jahr ein Schwerpunktthema.

Wir haben deshalb auch in unserem aktuellen Kursprogramm solche Angebote drin. Was aber schwierig ist, das muss man gestehen, weil die Leute kommen wohl sehr gerne und wollen hier zum Beispiel Sieb drucken oder malen oder so. Aber auf ein Thema hinarbeiten, das ist sehr schwierig.

Aber ihr habt auch noch, ihr seid Erasmus Plus Schule, ihr seid akkreditiert und ihr habt ja auch in der Vergangenheit, ich glaube noch vor Covid, mehrere Studienreisen gemacht. Prag, Glasgow, was war da noch dabei? Madrid, Paris. Wir sind eben in diesem Vorkursjahr und das ist sicher ein Höhepunkt dieses einjährigen Vorkurs, dieser Bildungsreise, die man da unternimmt.

Das ist eine Studienreise, wo wir in einer europäischen Metropole eine Partneruniversität suchen oder immer auch finden, bisher zum Glück. Und die bieten uns dann eigentlich einen Einblick in deren Arbeit, in deren Studiengänge, was unseren Schülern natürlich zugute kommt auch. Dass sie mal sehen, was macht man da, was könnte ich da studieren und so.

Und andererseits, wenn man eben, wie du gesagt hast, Madrid oder eben Glasgow, das war noch zu Zeiten, bevor es den Brexit gegeben hat. Damals, das ist einfach was Kulturelles in diesen Städten läuft. Das beginnt mit, was isst man da, was sind so Traditionen.

Die jungen Leute, die merke ich, die waren oft in solchen Städten bereits einmal zwei, drei Tage. Aber wenn man zwei Wochen dort verbringt, dann erfährt man noch einmal wesentlich mehr über die Tradition, über das kulturelle Leben. Die Immersion in die Kultur, genau.

Ja, über den Alltag. Das ist immer ungemein prägend und sehr wertvoll. Dort kann man natürlich viel zeichnen, fotografieren, viel anschauen, auch Ausstellungen hier und dort.

Oder eben, wir können uns bei Grafikern oder Architekten oder was immer mit Bekannten dort oder von diesen Universitäten auch einen Einblick erhalten in mögliche Berufsfelder. Und das ist auch weiterhin geplant, dass die Reisen nachgeführt werden? Ja, das ist ein fixer Teil eigentlich von diesem Vorkursjahr. Und das wird durch Erasmus finanziert.

Kostet also die Teilnehmer keinen Cent. Und das ist schon ganz, ganz toll. Martin, du hast gesagt, das ist heute dein letzter Tag der offenen Tür.

Du wirst Ende Schuljahr in den wohlverdienten Ruhestand eintreten, also im Herbst 2025. Was nimmst du mit aus diesen über zehn Jahren? Eine Dekade an der Kunstschule und was planst du für die weitere Zukunft? Ja, ich nehme sehr viel mit. Für mich war immer sehr wichtig, dieser Austausch mit jungen Menschen, mit Kindern, mit Erwachsenen.

Das hat mir sehr viel mitgegeben. In meiner Funktion in dieser Schule, als Leiter dieser Schule, ist man ein bisschen Mädchen für alles. Ich sitze natürlich großteils am Computer und habe viel Organisatorisches gegenüber meinen Vorgesetzten zu erfüllen.

Aber andererseits ist es eben auch Alltag, dass ich mich mit jungen Leuten austausche. Wo stehst du? Ich mache viel Coaching, weil ich doch die Person bin, die eigentlich am meisten hier mit den Schülern zusammen ist. Ich mache das Unterrichtsprogramm für das Jahr.

Ich stelle das zusammen. So muss sich das Team gut kennen. Welche Bedürfnisse sind da? Welche Möglichkeiten können wir anbieten? Das ist wertvoll.

Da nehme ich enorm viel mit, was meinen Alltag sehr bunt, sehr vielseitig gestaltet. Das ist ein schönes Jahr. Ich durfte zehn Jahre mitwirken in dieser Entwicklung der Schule.

Es war mir immer ein Anliegen, dass Kunst eine gewisse Elitarität verliert und mehr allen neugierigen Menschen zur Verfügung steht. Gesellschaftstauglicher wird. Ich glaube, das ist uns gut gelungen.

Wenn man heute auch schaut, wie viele Besucher aus allen Altersschichten unsere Schule besuchen und neugierig die Arbeiten begutachten oder an diesen Schnupper-Angeboten, die heute auch offeriert werden, vom Keramikschalen über Modellieren, über Malen, Zeichnen usw., wie viele daran teilnehmen, ist das ein schönes Schauen. So nehme ich ungemein viel mit. Ich freue mich natürlich auch, diese Arbeit in hoffentlich gute Hände weitergeben zu können.

Das, was uns gelungen ist, diejenigen, die das übernehmen dürfen, haben eine schöne Basis. Gibt es schon einen designierten Nachfolger für dich? Nein, noch nicht. Das ist ein Rekrutierungsprozess.

Ich bin hier auch nicht inkludiert. Das stört auch nicht. Da bin ich froh.

Ich hoffe, dass ich nachher wieder vermehrt mit eigener künstlerischer Praxis mich auseinandersetzen darf und kann. Das ist natürlich, da mich die Arbeit in der Schule sehr absorbiert, auch zu kurz gekommen. So sehe ich für die Zukunft keine Langeweile, sondern freue mich auch.

Das klingt gut. Vielen herzlichen Dank für dieses ausführliche Gespräch. Weiterhin alles Gute.

Danke, Martin. Ebenfalls besten Dank. Ich freue mich auch, dass ich die Kunstschule ein bisschen leichter schmackhaft machen durfte.

Sie sind jederzeit herzlich willkommen auf einen Kaffee oder einen Austausch. Es besteht immer auch die Möglichkeit, an dieser Schule zu schnuppern. Man darf einen Blick in den Schulalltag nehmen.

Also nicht nur am Tag der Offentür, sondern auch während dem Schuljahr dürfen Interessierte vorbeikommen. Danke, Martin.

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