Bandis Koecktail: Verkehrsentlastung – ein Versprechen auf Abwegen?

Bandi R. Koeck. Foto: Richard Mayer

Wenn man den Worten der ÖVP Feldkirch Glauben schenken möchte, steht der Stadttunnel für nichts weniger als die Lösung aller Verkehrsprobleme: weniger Durchzugsverkehr, mehr Lebensqualität, Raum für Fußgänger und Radfahrer und eine deutliche Lärmentlastung. Doch während diese Vision in Hochglanzbroschüren schön klingt, zeigt die Realität an vielen Stellen in Feldkirch eine andere, deutlich kritischere Perspektive.

Die ÖVP Feldkirch beschreibt den Stadttunnel als ein bahnbrechendes Infrastrukturprojekt, das Feldkirch von seinen Verkehrsproblemen befreien soll. Weniger Durchzugsverkehr, mehr Lebensqualität, sichere Schulwege und einladende Aufenthaltsbereiche – so lautet die Vision. Doch während die Bauarbeiten erst anfingen, stellen sich viele Anwohner bereits die Frage: Bleiben diese Versprechen am Ende nur schöne Worte?

Ein Versprechen auf Entlastung

Die Idee klingt vielversprechend: Der Stadttunnel soll die Verkehrsachsen entlasten und mehr Raum für Fußgänger, Radfahrer und nachhaltige Mobilität schaffen. Doch die Realität, die bereits jetzt auf Straßen wie der L 52, der Ketschelenstraße, der Noflerstraße oder dem Schleipfweg zu beobachten ist, zeichnet ein anderes Bild. Wo bleibt die Entlastung für diese stark befahrenen Bereiche? Der Schwerverkehr, der täglich durch diese Straßen rollt, belastet nicht nur die Anwohner, sondern auch die Infrastruktur – von beschädigten Fahrbahnen bis hin zu gefährlichen Situationen auf Gehwegen.

Staus: ein ungelöstes Problem

Besonders besorgniserregend sind die anhaltenden Staus, die sich bereits jetzt auf der L 52 und rund um den Ardetzenbergtunnel bilden. Dabei wurde den Bürgern in der Planungsphase des Stadttunnels versichert, dass es keine Stauerscheinungen geben würde – Lüftungssysteme wurden deshalb als überflüssig erachtet. Doch schon jetzt zeigen sich Schwächen in der Verkehrslenkung, die Zweifel daran aufkommen lassen, ob der Stadttunnel das Problem tatsächlich lösen wird oder nur neue Engpässe schafft.

Gefährliche Gehwege und mangelnde Sicherheit

Auch die Sicherheit auf den Gehwegen ist ein wachsendes Problem. E-Bikes und E-Roller tummeln sich auf Flächen, die eigentlich Fußgängern vorbehalten sind, und schaffen so unsichere Bedingungen – besonders für Kinder auf Schulwegen. Abgesenkte Gehsteige in stark befahrenen Straßen wie der Runastraße oder dem Schleipfweg verschärfen die Situation zusätzlich. Ein sicheres Fortkommen für Fußgänger scheint in diesen Bereichen eine Utopie zu bleiben.

Verlagerung statt Lösung

Ein weiteres ungelöstes Problem ist der Ausweichverkehr. Der stark frequentierte Verkehr auf der L 52 drängt sich zunehmend durch Stadtteile wie Gisingen, die durch die Umleitung weiter belastet werden. Und auch die Hämmerlestraße, die mit 12 Metern Breite ein Verkehrsmagnet bleibt, wurde trotz früherer Rückbauversprechen nicht umgestaltet. Solche Maßnahmen, die die Verkehrsbelastung nachhaltig reduzieren könnten, lassen weiter auf sich warten.

Eine Vision ohne Plan?

Während die ÖVP Feldkirch weiterhin vom Stadttunnel als Schlüssel zur Verkehrsentlastung spricht, bleibt offen, wie genau die bestehenden Probleme gelöst werden sollen. Der Tunnel allein wird weder den Schwerverkehr aus den Wohngebieten verbannen noch sichere Gehwege schaffen. Und solange Ausweichverkehr und Stauerscheinungen nicht bedacht werden, könnte die Vision des Stadttunnels für viele Bürger eine bloße Illusion bleiben.

Fazit

Der Stadttunnel ist zweifellos ein ambitioniertes Projekt mit viel Potenzial. Doch die Versprechen, die damit einhergehen, scheinen allzu oft an der Realität vorbeizugehen. Solange keine konkreten Lösungen für die bestehenden Verkehrsprobleme und Sicherheitsfragen vorliegen, bleibt die große Vision der ÖVP genau das – eine Vision, die Feldkirch mit offenen Fragen und ungelösten Problemen zurücklässt. Es ist höchste Zeit, dass sich die Verantwortlichen nicht nur auf Versprechungen verlassen, sondern auch klare, realistische Maßnahmen präsentieren, die der Stadt tatsächlich zugutekommen.

Die mobile Version verlassen