Ein Kreis bedeutender österreichischen Staatsmänner und -frauen ersucht die durchwegs männlichen Koalitionsverhandler der Wirtschaftspartei, sich nicht an der Lebend-Beerdigung der liebenswerten zweiten Republik zu beteiligen. Ebenso ein illustrer Kreis von mehr als hundert Künstlerinnen, Philosophen, Schriftstellerinnen, Intellektuellen, Journalisten. Ähnlich die Sozialwerke besonders der Religionsgemeinschaften.
Von Dr. Albert Wittwer
All das ohne jede aktuelle parteipolitische Instrumentalisierung, bezahlte social-media-Werbung, ohne Marketing-Sponsoring. Noch lebt sie, die multikulturelle, mitfühlende, hilfsbereite, offene Gesellschaft und bildet in Wahrheit eine Gemeinschaft.
Warum wird das ignoriert? Der „sich nicht so wichtig“ genommen hat, wusste, wo der Hammer hängt. Bei denen, die das Geld, das Kapital, die Industrie, die (v.a. größeren) Landwirte vertreten. Die warten einfach, bis die Proteste vorbeigehen, schalten Inserate, bedrohen den öffentlichen Rundfunk und feilen weiter an der Durchsetzung ihrer Minderheitsinteressen.
Der Respekt vor dem Kapital sollte uns etwas abhandengekommen sein. Nach der (fast) KTM-Pleite, der Crashlandung der bekannten, großen von mehreren Hundert Signa-Gesellschaften, dem Konkurs von Kika-Leiner und Fisker-Austria wird über die Ursachen, die Managementfehler spekuliert. Meist, wegen der vielen Schachtelgesellschaften, ohne klares Ergebnis. Ein Verzeichnis der Letztbegünstigten ihrer Konstruktionen wissen die Milliardäre ja zu verhindern. Es gibt keines. Da ist das Chalet N in Oberlech, Corona-Hilfen für eine Familien- und Geschäftsfreundebleibe, fast nur ein Ausrutscher, aber er genügt für die Untersuchungshaft des Rene Benko.
Noch nie habe in Österreich eine Regierungsbildung so viel Zeit gebraucht. Klar, dass wir Unterlinge das locker aushalten. Abwechselnd zu aktuellen Mutmaßungen berichten die Qualitätsmedien auch über die damalige Schüssel-Haider Koalition. Bisher unbeachtet sind die damaligen großen wirtschaftlichen Skandale, etwa BUWOG, Hypo-Alpe-Adria, Eurofighter. Die Privatisierung des Trinkwassers scheiterte an der sogenannten Fragmentierung, konkret am Umstand, dass die etwa dreitausend kommunalen und genossenschaftlichen Wasserversorger daran kein Interesse hatten. In anderen Ländern sind die Privatisierungen zumeist mit riesigen Kosten der Gebietskörperschaften rückabgewickelt worden.
Was damals harmloser war: Es gab keine Musk-e-Tiere.
Es ist eine große Gefahr für die Demokratie, ja für die Menschheit, die vom politischen Einfluss den Reichen ausgeht. Ihre Interessen stimmen überein, wie weiland die der Musketiere. Letztere kämpften gemeinsam für die gute Königin, erstere für die Freiheit – des Kapitals.
Ihre Bedeutung für den politischen Informations- oder Desinformationsstand der Bevölkerung ist mit den internetgespeisten Social Media unvorstellbar gewachsen. Da hilft vor allem digitales Fasten.
Sie wollen die zweite Republik retten:
Kulturschaffende fordern Ende der Koalitionsverhandlungen: