Manfred Bockelmann – Der malende Zeitzeuge und Bruder von Udo Jürgens
Ein Künstler, der gegen das Vergessen kämpft – Manfred Bockelmann, renommierter Maler und Bruder des legendären Sängers Udo Jürgens, nutzt seine Kunst als Medium der Erinnerung. In diesem bewegenden Podcast spricht er über seine Ausstellung „Zeichnen gegen das Vergessen“, die Auseinandersetzung mit dem Holocaust, die österreichische Politik sowie seine Familie und die besondere Bedeutung des Liedes „Mein Bruder ist ein Maler“, das sein Leben auf unerwartete Weise beeinflusst hat.
Kunst gegen das Vergessen – Eine Mission der Menschlichkeit
Bockelmann wurde 1943 in Kärnten geboren und erlebte selbst keine unmittelbaren Schrecken des Zweiten Weltkriegs. Doch die Begegnung mit den ersten Filmaufnahmen aus befreiten Konzentrationslagern erschütterte ihn tief. Die Frage nach der kollektiven Verantwortung und dem Schweigen der Generation seiner Eltern ließ ihn nicht los.
Mit seiner Ausstellung „Zeichnen gegen das Vergessen“ hat er es sich zur Aufgabe gemacht, die Gesichter ermordeter Kinder des Holocausts sichtbar zu machen. Er zeichnet großformatige Porträts von Kindern und Jugendlichen, die von den Nazis in Auschwitz und anderen Lagern getötet wurden. Dabei geht es ihm nicht nur um künstlerische Verarbeitung, sondern um eine Begegnung mit den Opfern.
„Ich wollte, dass man nicht daran vorbeigehen kann,“ erklärt er. Die intensive Auseinandersetzung mit der Vergangenheit ist für ihn eine Verpflichtung: „Ich will kein Geld mit dem Holocaust verdienen, aber ich möchte als Künstler meine Stimme erheben.“ Seine Arbeiten wurden bereits im Deutschen Bundestag, im Leopold Museum in Wien und in zahlreichen Schulen ausgestellt, wo sie vor allem junge Menschen sensibilisieren sollen.
Die Schatten der Geschichte – Ein Blick auf die Politik Österreichs
Bockelmann zeigt sich besorgt über aktuelle politische Entwicklungen und warnt davor, aus der Geschichte nicht zu lernen. Die Erstarkung rechter Parteien, die wachsende gesellschaftliche Spaltung und das Vergessen historischer Lektionen machen ihm Angst.
Er zieht Parallelen zur Weimarer Republik: „Damals haben viele Hitler für eine Übergangslösung gehalten – und dann gab es kein Zurück mehr.“ Seine Botschaft ist klar: „Es darf nicht so weit kommen, dass wir wieder in eine Prüfung geraten, die wir nicht bestehen können.“
Seine Kunst ist für ihn auch ein Zeichen des Widerstands – gegen das Vergessen, gegen Gleichgültigkeit und gegen eine Geschichtsverdrängung, die immer wieder ihre Schatten auf die Gegenwart wirft.
Ein Lied, das alles veränderte – „Mein Bruder ist ein Maler“
Seine enge Verbindung zu Udo Jürgens, einem der größten deutschsprachigen Musiker aller Zeiten, hatte ebenfalls großen Einfluss auf sein Leben. Die beiden Brüder verband eine tiefe Freundschaft, trotz der sehr unterschiedlichen Lebenswege.
Jürgens, der unter seinem Geburtsnamen Jürgen Udo Bockelmann zur Welt kam, widmete seinem Bruder das Lied „Mein Bruder ist ein Maler“, das für Manfred Bockelmann einen Wendepunkt bedeutete.
„Plötzlich wussten die Leute, dass ich der Bruder von Udo Jürgens bin,“ erzählt er. „Die Medien begannen, nach mir zu suchen, Galerien waren sich unsicher, ob sie sich auf einen Maler stützen sollten, der durch einen Schlager bekannt wurde.“ Während sein Bruder die Welt der Musik dominierte, blieb Bockelmann in der bildenden Kunst einer kleinen, elitären Gesellschaft bekannt.
Doch das Lied öffnete auch Türen: „Vorurteile muss man überwinden – und wenn man das schafft, gewinnt man neue Fans.“
Ein Leben für die Kunst und die Erinnerung
Ob in seinen beeindruckenden Holocaust-Zeichnungen, seinen kritischen Betrachtungen zur Politik oder der besonderen Beziehung zu seinem berühmten Bruder – Manfred Bockelmann bleibt ein Künstler mit Haltung.
Sein Werk mahnt uns, die Vergangenheit nicht zu vergessen und uns für eine bessere Zukunft einzusetzen. Sein Mut, mit der Kunst unbequeme Wahrheiten zu zeigen, macht ihn zu einer wichtigen Stimme gegen das Vergessen und für die Menschlichkeit.