„Sie werden sich wundern, was alles möglich ist“. Dieses Zitat eines international bekannten österreichischen ist vom über alle Parteigrenzen hinaus beliebtesten deutschen Politiker Boris Pistorius aufgenommen und abgewandelt worden: „Unsere Vorfahren konnten nicht wissen, was alles möglich sein würde. Aber wir wissen es.“
Von Dr. Albert Wittwer
Aus Gründen der Psychohygiene wiederhole ich hier von den Grauslichkeiten nichts. Fasziniert beschreibt die israelisch-französische Philosophin Eva Illouz die Veränderung des Wahlverhaltens, wohlgemerkt in Demokratien, bei einem bei uns noch kleineren Teil der Bevölkerung: „Die Anziehungskraft von Trump und Nethanyahu besteht gerade darin, nicht mal den Anschein von Anstand zu wahren.“ Bei uns reden manche von Anstand, aber sie haben keinen.
Es passt ins Bild, dass Österreich im Korruptionsranking weiter abgerutscht ist. Auf Platz 25, hinter die Arabischen Emirate und gleichauf mit Taiwan. Über die Symptome der Krankheit Korruption muss ich Ihnen nichts erzählen. Auch nicht, warum sie eine bisher stets staatstragende Partei zunehmend toleriert.
Gelebter Anstand, Ethik, wozu. Hinderlich für die Selbstbedienung, -Beweihräucherung.
Mitten in mein Selbstmitleid als Österreicher platzt die gute Nachricht: Koalitionsgespräche geplatzt. Danke. Offenbar lassen sich Neuwahlen, was soll da schon anderes herauskommen, vermeiden.
Warum ist die Schweiz so erfolgreich als Staat? Wegen der Kunst des Kompromisses, der permanent gesucht und auch gefunden wird.
Liebe Parteien, bitte erteilen sie den Verhandlungsführerinnen und Verhandlern ein klares Mandat, das Kompromisse beinhaltet. Die mögen ihr Ego daheim lassen. Auf die letzte Wahrheit mögen die Sterblichen warten, falls notwendig bis zum Jüngsten Gericht.
Anmerkungen:
Eva Illouz: Der Spiegel, Nr. 1/2025; Soziologin über Trump und Netanyahu »Ihre moralische Verkommenheit zieht uns in ihren Bann« ;