Tolles Wetter, tolles Stadion, tolle Stimmung – alles ist angerichtet für die wohl wichtigste Woche des SCR Altach in dieser Saison. Es wartet das Heimspiel gegen Hartberg und die zwei Spiele gegen Wattens. Mit einem Heimsieg können wir sie mit hineinziehen in den “Abstiegsstrudel”. Überraschend für mich nach den letzten Wochen schon die Aufstellung. Trainer Ingolitsch entscheidet sich im Angriff für Diawara und gegen den in den letzten Wochen für mich mit Abstand besten Angreifer Mustapha.
Ihr kennt schon meine “besondere Stimme zum Spiel”. Heute kommt sie von Markus Kremmel, einem der größten Fußball Experten. Und das meine ich genau so, wie ich das schreibe. Er liebt, kennt, spielt, schaut, lehrt und studiert Fußball sein Leben lang. So wie ich Markus kenne, muss ich heute gar nicht viel aus meiner Sicht über das Spiel sagen – ich denke das übernimmt Markus.
Gerd: Hallo Markus, schön dich im Schnabelholz zu treffen. Wie viele Stunden haben wir gemeinsam schon mit Fußball verbracht? Vor weit über 40 Jahren spielten wir ja beide selber für den SCR Altach in der Kampfmannschaft. Schöne Zeiten, schöne Erinnerungen. Was wären wir zwei für geniale Skifahrer geworden, wenn wir nicht Jahr für Jahr den ganzen Winter bei den Hallenturnieren im In- und Ausland verbracht hätten? Bis ins Nepstadion nach Budapest hat uns unsere Fußballleidenschaft damals gebracht. Dann noch die 4-wöchige Trainerausbildung in Innsbruck. Mai 1991 – ich erinnere mich noch aus zwei Gründen sehr gut – es war die Zeit des tragischen Lauda Air Absturzes in Thailand mit 223 Toten und es war die Zeit, als mein Trainer-Idol Ernst Happel in Innsbruck Trainer war. Auf dem Weg in den Hörsaal trafen wir kurz auf Ernst Happel. “Jungs, Hörsaal ist gut – aber die Wahrheit liegt am Platz” – Vergesse ich nie – Ruhe in Frieden, Trainer Gott. Du Markus bist ja immer noch als Trainer aktiv – schon Jahre lang in Montlingen für den Nachwuchs zuständig. Und so nebenbei eine Geschichte, die vielleicht nicht alle Fans heute am “Schirm” haben. Der heute bei Monaco tätige Star-Trainer Adi Hütter, ging als Nachbar von dir durch deine Fußballschule und hat damals scheinbar gut aufgepasst. Jedenfalls hat er es danach als Spieler und Trainer ganz an die Spitze gebracht. Und Adi Hütter hat in einem Interview mal wirklich von den ersten Schritten im Fußball mit dir berichtet – also es stimmt, was ich da so schreibe. Genug von der Vergangenheit – was sagst du heute zum Spiel Markus?
Markus: Hoi Gerd, ja schön dich beim Altach Spiel zu treffen. Ja wir kennen uns schon über 50 Jahre und waren, was den Fussball betrifft, sehr oft der gleichen Meinung. Meine Meinung zum heutigen Spiel gegen TSV Hartberg: das Wechselchaos kostet Altach den Sieg.
Wie in der Überschrift beschrieben, kostet das Wechselchaos von Trainer Ingolitsch gegen ein schwaches Hartberg – die letzten 20 Minuten gegen 10 Hartberger – den Sieg. Es ist nicht das erste Mal, dass sich das Trainerteam, was die Ein- und Auswechslungen betrifft, vercoacht.
Altach hat die erste Halbzeit sehr gut begonnen, die großen Chancen blieben zwar aus, diese hatte Hartberg kurz vor Ende der ersten Halbzeit, Altach hatte aber das Spiel unter Kontrolle. Der erste richtige Wechsel muss zur Halbzeit erfolgen, indem man für Fridrikas Mustapha bringt.
Altach war auch die ersten 30 Minuten in der zweiten Halbzeit die bessere Mannschaft und ging auch durch ein herrliches Tor von Kameri in der 61. Minute verdient mit 1:0 in Führung. Für mich war zu diesem Zeitpunkt klar, dass Altach den ersten Heimsieg unter Trainer Ingolitsch einfahren wird.
Zumal noch in der 72. Minute Hofer von Hartberg mit gelb rot ausgeschlossen wurde. Dem war leider nicht so, da jetzt das unnötige Wechselchaos von Trainer Ingolitsch seinen Lauf nahm. Hier nehme ich auch den Cotrainer Nuhiu in die Pflicht, der hier fragestellend den Cheftrainer unterstützen sollte. Noch etwas zu Nuhiu: ich kenne keinen Cotrainer der so oft an der Seitenlinie steht wie Nihiu. Die Seitenlinie gehört nur dem Trainer.
Mit dem Spiel gegen 10 Hartberger erfolgten die unnötigen Auswechslungen in der Innenverteidigung und im defensiven Mittelfeld. Von da weg herrschte nur noch Chaos im Spiel der Altacher. Hartberg wurde stark gemacht und hatte mit einem Kopfball noch eine Großchance, die von Stojanovic super pariert wurde.
Ich stelle mir die Frage: Warum wurde die halbe Mannschaft ausgetauscht, warum wurden die beiden Stürmer Diawara und Fridrikas nicht schon nach 60 Minuten ausgewechselt. Letztendlich wird es nur ein 1:1.
Die sicher geglaubten zwei Punkte mehr könnten in der Endabrechnung fehlen.
Sehr gut waren: Stojanovic (eine Klasse für sich, Interesse VFB Stuttgart) Zech und Bähre. Ungenügend für Fridrikas, Ingolitsch und Lukacevic (zu langsam für die Bundesliga auf dieser Position).
Gerd: Danke Markus. Du erleichterst mir meine Arbeit, da habe ich nicht mehr viel beizutragen. Zudem stimme ich deiner Analyse in weiten Teilen sehr zu. Zu Nuhiu – auch da hast du recht – aber ich liebte seinen unbändigen Einsatz schon als Spieler und vielleicht bietet Ingolitsch ihm zu viel Platz neben sich – auch das wird ein Prozess sein, den unser noch junger Trainer lernen muss.
Stark und Schwach: Stark – Stojanovic (Weltklasse), Zech, Bähre und Gorgon so lange seine Kraft ausreichte. Schwach – beide Stürmer Fridrikas und Diawara – bemüht, aber mit zu wenig körperlicher Durchschlagskraft.
Zu Trainer Ingolitsch: Diawara für Mustapha zu bringen ist für mich ein Fehler – und bei den Auswechslungen nach der roten Karte falsch entschieden. Verteidigung, die richtig gut gestanden ist, durchspielen lassen und sofort nach der roten Karten “frischen Wind” in den Angriff bringen.
Fazit: Drei Punkte wären heute möglich gewesen – ob wir heute zwei Punkte verloren oder einen gewonnen haben, wird sich diese Woche zeigen. Um Ruhe zu bekommen, brauchen wir jetzt zwei Siege gegen Wattens. Wenn das nicht gelingt, dann wird das, wie man im Fußball sagt, “arschknapp”.